2Gplus und Qarantäne ab 15. Januar

Wie die Ministerpräsident*innen die Omikron-Welle brechen wollen

Benedikt DittrichKai Doering07. Januar 2022
Wird flächendeckend eingeführt: 2Gplus für Restaurants und Kneipen.
Wird flächendeckend eingeführt: 2Gplus für Restaurants und Kneipen.
Am Freitag haben die Ministerpräsident*innen und Bundeskanzler Scholz verschärfte Maßnahmen im Kampf gegen die Omikron-Variante des Corona-Virus' verkündet. Die Länder müssen neue Regeln für Gastronomie und verkürzte Quaratänezeiten noch umsetzen.

- Nach den Vorschlagen von Kultus- und Gesundheitsminister*innen folgen auch Bundesregierung und Bundesländer den Empfehlungen zu den verschärften Kontaktbeschränkungen und Quarantänezeiten. Die neuen Regeln gelten erst nach Beschluss durch die Länder. Der Artikel ist eine aktualisierte Fassung eines Textes vom 6. Januar. -

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte bereits am Montag an: Beim Treffen von Bund und Ländern am Freitag werde es neue Beschlüsse geben. Inzwischen ist klarer, wie diese aussehen könnten. Laut Beschlussvorlage, die dem „vorwärts“ vorliegt, sollen vor allem in der Gastronomie die Regeln verschärft werden. Um Restaurants und Cafés offenzuhalten, soll bundesweit und inzidenzunabhängig der Zugang zur Gastronomie für Geimpfte und Genesene nur noch mit einem tagesaktuellen Test erlaubt sein (2Gplus). Menschen, die bereits geboostert sind, müssen keinen zusätzlichen Test vorweisen. Begründet wird der Schritt damit, dass in der Gastronomie Masken nicht dauerhaft getragen werden können und so ein erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht.

Der Zugang zu Kultur- und Freizeitetinrichtungen sowie Veranstaltungen und zum Einzelhandel (mit Ausnahme von Geschäften des täglichen Bedarfs) bleibt inzidenzunabhängig nur für Geimpfte und Genesene (2G) möglich.

Quarantäne soll verkürzt werden können

Eine weitere Änderung ist bei den Quarantäneregeln geplant. Strom- und Wärmeversorgung, Polizei, Feuerwehr und nicht zuletzt Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen – die kritische Infrastruktur könnte in den kommenden Wochen unter Druck geraten, wenn sich sehr viele Menschen auf einmal mit dem Coronavirus infizieren. Die Omikron-Variante verbreitet sich noch einmal deutlich schneller als Vorgänger Delta und ist mittlerweile auch in Deutschland die vorherrschende Corona-Variante. Fallen aber zu viele Menschen gleichzeitig aus, weil sie als Kontaktperson gelten oder sich selbst infizieren, könnte es in vielen systemrelevanten Betrieben Personalengpässe geben – von der Verwaltung bis zur Abfallentsorgung.

Um dem entgegenzuwirken, planen die Ministerpräsident*innen auf Grundlage einer Empfehlung des Corona-Expert*innenrats, die Quarantänezeiten für Kontaktpersonen von Infizierten zu verkürzen. Wer über einen vollständigen Impfschutz durch die Auffrischungsimpfung verfügt, soll künftig von der Quarantäne ausgenommen sein; dasselbe gilt auch für frisch Geimpfte und Genesene. Für alle anderen Kontakpersonen enden Isolation bzw. Quarantäne in der Regel nach zehn Tagen. Bisher sind es 14 Tage. Nach sieben Tagen sollen Infizierte wie Kontaktpersonen die Möglichkeit erhalten, sich durch einen PCR- oder zertifizierten Antigen-Schnelltest „freizutesten“. Bislang gibt es diese Regel nicht.

Schulunterricht systemrelevant

In vielen Bundesländern hat der Unterricht bereits wieder begonnen. In der Regel sind die Schulen geöffnet, unterrichtet wird in Präsenz, je nach Bundesland mit regelmäßigen Tests und mit Maskenpflicht.

Die Kultusminister*innen waren sich am Mittwoch im Grundsatz einig: Die Schulen sollen so lange wie möglich offen bleiben. „Das Präsenzlernen hat auch unter dem Eindruck der Omikron-Variante höchste Priorität, damit Bildungschancen weitestgehend sichergestellt und psychosoziale Folgeschäden bei Kindern und Jugendlichen verhindert beziehungsweise erkannt werden können“, heißt es im jüngsten Beschluss der Kultusministerkonferenz.

Gleichzeitig erkennen die Politiker*innen die steigende Gefahr durch die infektiösere Omikron-Variante an. Die neue Dynamik des Infektionsgeschehens werde auch in den Schulen zu spüren sein, heißt es weiter. Deswegen sollen die Quarantäneregeln für Schulen auf Landesebene überarbeitet werden. In der Beschlussvorlage der Ministerpräsident*innenkonferenz ist vorgesehen, dass Schüler*innen sowie Kita-Kinder die Kontaktpersonen von Infizierten sind, künftig die Quarantäne bereits nach fünf Tagen durch einen PCR- oder Antigenschnelltest beenden können.

„Die Aufrechterhaltung des Schulbetriebs ist für Kinder und Jugendliche systemrelevant“, stellten die Kultusminister*nnen am Mittwoch fest – auch mit Blick auf weitere Einrichtungen der kritischen Infrastruktur. Dabei geht es neben dem Bildungsanspruch für den Nachwuchs also auch um die Eltern, die in anderen Bereichen arbeiten und ausfallen würden, sollten sie ihre Kinder zuhause betreuen müssen.

Impfpflicht: Keine Festlegung in Sicht

Ob die Debatte über eine allgemeine Impfpflicht bei dem Bund-Länder-Treffen vorangetrieben wird, ist bisher nicht bekannt. Während in der Öffentlichkeit darüber bereits diskutiert wird, sich eine Debatte im Bundestag noch im Januar anbahnt und sich verschiedene Politiker*innen bereits positionieren, ist noch unklar, wie eine solche Pflicht konkret umgesetzt werden könnte. So oder so: Eine Entscheidung darüber müsste im Bundestag getroffen werden.

Unabhängig von einer Impfpflicht: Sowohl Bundesgesundheitsminister Lauterbach als auch die Konferenzen der Landesgesundheits- und Kultusminister*innen appellierten erneut an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Denn mit stark steigenden Infektionszahlen könnten gerade diese Menschen sich in großer Zahl infizieren, „und die sind nicht geschützt“, so Lauterbach auf Twitter. Auch der von der Bundesregierung eingesetzte Krisenstabs-Leiter, Generalmajor Carsten Breuer, appellierte am Donnerstag an die Bevölkerung: „Lassen sie sich impfen, lassen sie sich boostern. Denn nur wenn sie das tun, haben wir eine Chance, diese Welle aufzubrechen.“

Lauterbach: Kinder schützen!

Ungeimpft sind aber neben den Erwachsenen, die bewusst auf den Pieks verzichten, auch Kinder und Jugendliche, die entweder noch nicht komplett immunisiert werden konnten oder für die es noch keine zugelassenen Impfstoffe gibt, weil sie noch zu jung sind. Erst seit wenigen Wochen sind Vakzine für Kinder ab fünf Jahren zugelassen. Deswegen sind auch neue Kontaktbeschränkungen am Freitag wieder im Gespräch, wie der Gesundheitsminister am Donnerstag durchblicken lässt. Eine „Durchseuchung“ wäre „für unsere Kinder ein absolut unverantwortbares Experiment“, so Lauterbach auf Twitter.

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Kommentare

Quarantäne nach

Finanz, bzw beruflicher Bedarfslage- ist das wissenschaftlich, oder handelt es sich um nichts als Willkür. Warum denn zuvor 14 tage, wenn auch kürzere Fristen möglich sind?
Wir haben keine belastbaren Daten und greifen mE willkürlich in Grundrechte ein, dazu wundern wir uns auch noch über die Demonstrationen der Menschen, die dies Maßnahmen als unbegründet ablehnen und verunglimpfen sie als Spaziergänger in Anführungszeichen.
Sind wir kollektiv behandlungsbedürftig erkrankt? Ich habe da echte Befürchtungen

Maßnahmen schwach und mutlos

Jetzt wäre die Zeit gekommen, das Land in einen sogenannten "harten" Lockdown zu führen. Dazu gehören etwa Schließungen von Handel, Handwerk, Gastronomie, Schulen und Behörden; Einstellung des ÖPNV und Fernverkehrs; Ausgangssperren abends und am Wochenende; strenge Maskenpflicht und 2G plus im Einzelhandel.

Leider ist die Politik weiter ohne Schwung und Mut.Dadurch verlieren Politiker aber am Ende den Respekt der Menschen (wenn sie ihn denn je genossen haben). Dies wird sich irgendwann zu einer Gefahr für unsere Demokratie auswachsen können.

Die Koalition (bzw genauer: der SPD-Teil) hat einen Fehlstart hingelegt, der Zweifel weckt, ob sie durchhält. Kanzler Scholz wirkt mutlos, Minister Lauterbach ist erkennbar menschlich überfordert mit seinen Aufgaben. Der einzige, der Neustart und Aufbruchstimmung im Ansatz darstellt, ist Minister Lindner. Dies wird so sicher keine vier Jahre gut gehen, auch mit Blick darauf, dass die wirklich harten Zeiten erst noch kommen.

gelöscht

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Bleibt die Frage, wie oft

Bleibt die Frage, wie oft denn diese s.g. Booster vorgesehen sind. Derzeit werden doch sogar Kinder 3 Monate nach der 2. Impfung geboostert. Alle 3 Monate den Gang zur Nadel, das kann es nicht sein. Richtiger wäre m.E., die im Wertewesten eingesetzten Impfstoffe auf ihre Wirksamkeit inkl. Nebenwirkungen zu überprüfen.

Hilflosigkeit

Mit den bisher zu Verfügung stehenden Mitteln scheint diese Viruserkrankung nicht in den Griff zu bekommen zu sein. Die anfängliche Hoffnund: wenn dir einen Impfstoff haben, dann ....... . Nun haben wir die drittimpfung, wann kommt die 4., die angekündigten Impfintervalle werden immer kürzer und da stellt sich doch die Frage ob diese Strategie weiterhin verfolgt werden soll. Dazu muss auch die Erkenntnis gehören, daß die Anfangs geäußerten Hoffnungen in die mRNA impfstoffe sich nicht erfüllt haben. Es sei jegem zugestanden Fehler zu machen, aber aus Trotz auf dem nicht zielführenden Weg zu beharren stärkt die Gegner jeglicher Maßnahmen der Regierung. Nebenbei: vor lauter Covod, Covid Geschrei gehen andere wichtige Dinge medial unter, nämlich daß die "Arbeitgeberseite" Sturm gegen den Mindestlohn läuft, oder andere wichtige Sozialpolitische MAßnahmen.

Wirksamkeit&Nebenwirkungen

Die Impfstoffe werden laufend - seit der Zulassung - auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen überprüft. In Deutschland ist dafür z.B. das Paul-Ehrlich-Institut zuständig, in anderen Ländern andere Institute. Die Studien und laufenden Bewertungen sprechen da eine eindeutige Sprache: Die Impfstoffe sind weiterhin wirksam, selbst noch gegen neue Varianten wie die aktuelle Omikron-Mutation. Nur eben eingeschränkt. Die seltenen Nebenwirkungen, die auftreten, sind seit vielen Monaten bekannt. Eine Ausnahme ist da der erst neu zugelassene Impfstoff von Novavax.

Alle anderen Impfstoffe, die auch in Deutschland gespritzt werden, werden übrigens global eingesetzt. Auf jedem Kontinent. Inzwischen wurden mehrere Milliarden Dosen verimpft – dass jetzt also unerwartet noch neue Nebenwirkungen plötzlich gehäuft auftauchen, die vorher noch nicht beobachtet wurden, ist ziemlich unwahrscheinlich.

Beste Grüße
Die Redaktion