Lars Klingbeil: Das Debattencamp verändert die Art und Weise, wie wir Politik machen
Foto: Dirk Bleicker
Am Samstag und Sonntag veranstaltet die SPD in Berlin zum ersten Mal ein Debattencamp. Was erwarten Sie davon?
Die SPD muss ihre Türen aufmachen und sich radikal verändern. Gute Ideen entstehen da, wo viele Menschen zusammenkommen und kontrovers diskutieren. Beim Debattencamp werden wir deshalb Mitglieder, Nichtmitglieder, Aktivisten, Initiativen und Wissenschaftler dabeihaben. Wir wollen keine Frontalbeschallung, sondern echte Debatte und Dialog. Das Debattencamp wird eine Politikmesse mit über 60 Veranstaltungen. Das verändert die Art und Weise, wie wir Politik machen.
Im Vorfeld konnten Parteimitglieder im Debattenportal ihre Ideen und Vorschläge einbringen und diskutieren. Was waren die häufigsten Themen?
Ich war überrascht, dass es sehr viele Vorschläge zum Thema Grundeinkommen gab. Aber auch das Thema Klimaschutz wurde häufig genannt. Das sind Themen, die vor allem der jüngeren Generation in der SPD sehr wichtig sind – das wissen wir auch aus den letzten Online-Mitgliederbefragungen.
Inwiefern finden sie sich beim Debattencamp wieder?
Über 70 Prozent des Programms sind von den Mitgliedern gestaltet worden. Wir werden zum Beispiel Sessions zum CO2-Preis, zu Roboterpolitik, zu neuen Konzepten beim Städtebau und zum Plattformkapitalismus haben. Insgesamt gibt es mehr als 60 Veranstaltungen. Ganz besonders freue ich mich natürlich auf die Session zum Grundeinkommen, bei der ich mit dem Grundeinkommensjahr einen eigenen Vorschlag mitbringe.
In einem Gastbeitrag für t-online haben Sie kürzlich von der „Notwendigkeit, die Daseinsberechtigung der SPD neu zu begründen“ gesprochen. Ist das Debattencamp der Auftakt dazu?
Beim Debattencamp werden wir ein ganz neues Parteigefühl erleben. Das ist mir sehr wichtig, denn wir brauchen eine neue Grundhaltung in der Partei. Die SPD wird oft als traurige Partei wahrgenommen, die vor allem mit Selbstkritik und Spiegelstrich-Debatten beschäftigt ist. Ich will, dass die SPD die Partei der Zuversicht und Hoffnung wird.
Nach der Hessenwahl hat Andrea Nahles gefordert, die Erneuerung der SPD müsse schneller gehen. Wann soll der Prozess nun abgeschlossen sein?
Uns ist wichtig, Tempo in den Prozess zu bringen und gleichzeitig nicht einfach alles von oben herab zu entscheiden. Deshalb beteiligen wir so viele Mitglieder wie möglich, unter anderem bei regionalen Debattencamps im kommenden Jahr. Wir haben aber einige Punkte, in denen wir jetzt sehr schnell Klarheit brauchen. Darum werden wir im Parteivorstand bis Ende des Jahres aus den Ideen des Debattencamps konkrete Thesen erarbeiten und dann auch Entscheidungen treffen.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.