Landtagswahl: Warum der 8. Mai für die SPD ein gutes Omen ist
Dietrich Drescher
Jeden Morgen um fünf nach acht setzt Thomas Losse-Müller einen Tweet ab. Über den Kurznachrichtendienst Twitter will der Spitzenkandidat der SPD damit an den Termin für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein erinnern: 08:05 Uhr – 08.05. Normalerweise schreibt Losse-Müller einen Punkt aus dem Wahlprogramm dazu, etwa kostenfreie Kitas oder Klimaneutralität bis 2040. Am Samstag war das anders. Da schrieb er: „Heute kommt Kanzler Olaf Scholz nach Lübeck.“
„Wir wollen das Land modernisieren.“
Drei Stunden später stehen die beiden auf dem „Koberg“, einem Platz in der Lübecker Altstadt, gemeinsam auf der Bühne – bei typisch norddeutschem Wetter. Vom Regen allerdings lassen sich die zahlreichen Zuhörer*innen unter ihren Schirmen nicht die Laune verderben. „Wir haben schon mal an einem 8. Mai gewählt“, erinnert sie Losse-Müller. Das war 1988. Damals beendete die SPD mit Björn Engholm die fast 40-jährige Herrschaft der CDU im Land.
Engholm, inzwischen 82, sitzt am Samstag im Publikum. „Ihr seid damals angetreten mit dem Anspruch das Land aufzuklaren“, ruft Thomas Losse-Müller ihm zu. „Wir wollen das Land modernisieren.“ So sollen Kita und Krippe in Schleswig-Holstein künftig kostenfrei sein. Öffentliche Aufträge sollen nur noch an Unternehmen gehen, die Mindestlohne zahlen. Und Schleswig-Holstein soll bis 2040 klimaneutral sein. „Wir haben das Jahr 2050 im Blick und nicht das Jahr 1950“, sagt Losse-Müller auf der Bühne.
„Jetzt ist Wahlkampf.“
Dass all das auch mit der großen Weltpolitik zu tun hat, unterstreicht Olaf Scholz. Der Bundeskanzler wirft den Blick von Lübeck, der Geburtsstadt Willy Brandts, in die Ukraine. „Dieser Krieg muss sofort beendet werden“, ruft er. „Die Waffen müssen schweigen.“ Er werde sich persönlich weiter für einen schnellen Frieden einsetzen, verspricht er. „Das ist auch das große Erbe, das Willy Brandt uns hinterlassen hat“, erinnert Scholz an den früheren Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger.
Russlands Krieg zeige aber auch: „Wir müssen uns unabhängig machen von Kohle, Öl und Gas.“ Gerade Schleswig-Holstein biete hier sehr gute Chancen. So soll im Land nicht nur zügig ein Flüssiggasterminal entstehen. Gerade bei den Erneuerbaren Energien könne das Land ein Vorreiter sein. Dafür allerdings brauche es einen Ministerpräsidenten, der die richtigen Prioritäten setze. CDU-Ministerpräsident Daniel Günther hatte den Windausbau zu Beginn seiner Amtszeit ausgebremst.
Ganz anders Herausforderer Thomas Losse-Müller. Er will den Windausbau deutlich vorantreiben. Auch beim Solarstrom soll es schneller gehen. „Thomas Losse-Müller ist jemand mit einem klaren Plan für Schleswig-Holstein“, lobt der Bundeskanzler. „Er weiß auch, was wichtig ist, wenn es um Zusammenhalt geht.“ Bevor die beiden die Bühne verlassen ruft Losse-Müller den Versammelten noch zu: „Jetzt ist Wahlkampf. Wir haben viel vor.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.