Debatte im Bundestag

Kampf gegen Rechts: Faeser kündigt Aktionsplan bis Ostern an

Jonas Jordan12. Januar 2022
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat am Mittwoch ihre erste Rede im Bundestag gehalten.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat am Mittwoch ihre erste Rede im Bundestag gehalten.
In ihrer ersten Rede im Bundestag hat Innenministerin Nancy Faeser angekündigt, bis Ostern einen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus vorzulegen. Dieser sei die größte Bedrohung für den Rechtsstaat.

Es ist am Mittwochnachmittag gleich eine doppelte Premiere: Zum ersten Mal spricht eine Bundesinnenministerin im Bundestag, zudem ist es die erste Rede überhaupt von Nancy Faeser in diesem Parlament. Zuvor war die Juristin Fraktionsvorsitzende der SPD im hessischen Landtag. Auch dort hatte sie inhaltlich mit dem Kampf gegen Rechts zu tun, als Obfrau im NSU-Untersuchungsausschuss, durch den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke oder dem rechtsextremen Terroranschlag in Hanau. Faeser benennt im Bundestag daher sogleich den Rechtsextremismus als größte Gefahr für die Demokratie in Deutschland.

Im Zuge der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen komme es immer wieder zu Übergriffen gegen Wissenschaftler*innen, Politiker*innen, Polizist*innen oder Journalist*innen. Faeser folgert: „Rechtsextremisten gewinnen leider zunehmend regional an Einfluss. Sie kämpfen nicht gegen Corona, sie kämpfen gegen unsere Demokratie.“ Die Innenministerin fügt an: „Ich möchte sehr klar sagen: Wir lassen uns das nicht bieten. Unsere Demokratie ist wehrhaft.“ Die Täter*innen müssten mit konsequenter Strafverfolgung rechnen.

Faeser: „Lassen Sie sich nicht von Extremisten vor den Karren spannen!“

Faeser appelliert zudem an alle Demonstrant*innen: „Lassen Sie sich nicht von Extremisten vor den Karren spannen! Grenzen Sie sich ab von Hass und Gewalt!“ Die Bekämpfung des Rechtsextremismus habe für sie eine besondere Priorität. Die hessische SPD-Vorsitzende veurteilt zudem Antisemitismus scharf: „Es ist unser aller Pflicht, für den Schutz von Jüdinnen und Juden zu sorgen. Die Hetze, die viele dieser Tage noch erleben müssen, ist eine Schande für unser Land.“

Die Innenministerin nennt in ihrer Rede noch einmal den Lübcke-Mord, die Tat von Hanau sowie den antisemtisch motivierten Anschlag auf die Synagoge in Halle. „Diese entsetzlichen Verbrechen lassen mich nicht los. Die jahrelange Auseinandersetzung mit dem Terror des NSU haben mich persönlich sehr geprägt“, sagt sie. Der Staat sei den Opfern weitere Antworten schuldig, die Aufarbeitung müsse weitergehen. „Und wir werden sie vorantreiben“, kündigt sie an.

Aktiv gegen Rechtsextremismus

Serpil Temiz-Unvar verlor beim rassistischen Anschlag in Hanau ihren Sohn Ferhat. Sie gründete anschließend eine Bildungsinitiative. Faeser zitiert sie mit den Worten: „Unsere Kinder dürfen nicht umsonst gestorben sein. Ihr Tod muss das Ende rassistischer Angriffe sein.“ Sie verspricht den Familien der in Hanau Ermordeten zugleich: „Wir werden Ihre Kinder nie vergessen und wir werden alles dafür tun, um die Menschen, die in unserem Land bedroht und angegriffen werden, besser zu schützen.“

Deswegen werde sie schon bis Ostern einen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus vorlegen. „Wir werden alles daran setzen, Radikalisierung zu stoppen, rechtsextreme Netzwerke zu zerschlagen und Extremisten konsequent die Waffen zu entziehen“, sagt Faeser. Zugleich wolle sie sich für Bildungs- und Präventionsarbeit einsetzen und demokratische Initiativen verlässlich unterstützen.

Unterstützung von Fraktionsvize Wiese

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Dirk Wiese, unterstützt Faesers Vorhaben. „Ich begrüße es ausdrücklich, dass Sie sehr klar gesagt haben, dass der Rechtsextremismus aktuell die größte Gefährdung für dieses Land ist“, sagt er im weiteren Verlauf der Bundestagsdebatte. Er sei dankbar für die Ankündigung der Ministerin, einen kurzfristigen Aktionsplan im Kampf gegen Rechts vorzulegen. 

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Kommentare

immer wieder Hanau als

Beleg für die Notwendigkeit, dabei stehen doch ausreichend wirklich rechtsradikal und nicht durch psychische Erkrankung bedingte Taten zur Verfügung. Wer dazu Hanau bemüht, sollte sich mit dem Gesundheitsminister zusammentun und die Behandlungskapazitäten für psychische Erkrankungen endlich auf eine wenigstens einigermaßen Bedarfsdeckende Grundlage zu stellen. Der "Täter" in Hanau, war nun einmal, daran gibt es keine Zweifel, psychisch krank, schließlich gehört seine Mutter zu seinen Opfern. Daher taugt Hanau ausschließlich als Begründung für notwendige Verbesserungen im Gesundheitswesen. Rechtsradikale ohne psychische Behandlungsbedürftigkeit gibt es doch- leider Gottes , mehr als genug - Hanau braucht man nicht, wer es dennoch bemüht, verfehlt das Ziel und agiert ohne Not wenig glaubwürdig

Rechtsextremismus

Das klingt, als sei eine psychische Erkrankung in Ihren Augen eine Entschuldigung für rechtsextreme Taten und rassistisch motivierte Terroranschläge wie den in Hanau. Das darf es nicht sein und wäre meines Erachtens auch eine Verharmlosung der Tat von Hanau.

da haben Sie dann

Probleme mit Ihrem Klangverständnis. Es geht allein darum, psychische Krankheiten als relevantes Merkmal zu betrachten, das- ungeachtet der Opfer- ungeeignet ist, einen politischen Hintergrund zu belegen. Wer dies dennoch versucht, ist dem Verdacht ausgesetzt, zu untauglichen Beispielen zu greifen, weil es wohl an tauglichen Beispiele mangelt. Dies ist doch gerade hier der Fall. Wir haben doch- leider Gottes ausreichend rechtsradikal begründetes in der Kriminalitätsstatistik, brauchen also nicht untaugliche Beispiele zu bemühen. Darum geht es, um nichts anderes- und darum geht es- um dass auch noch zu sagen- ungeachtet von der Frage, wer Täter ist oder wer Opfer ist. Also, auch Moslems können psychisch Krank sein und deswegen, nicht wegen ihrer Religion, Menschen töten. Solche Dinge müssen, weil sie nicht banal sind- nüchtern und abstrakt betrachtet werden, auch wenn man die Faust ballen mag in der Tasche, auch wenn es schwerfällt und ein anderes Ergebnis angenehmer gewesen wäre.
Die Behandlungsmöglichkeiten psychisch Kranker sind eines reichen Landes wie Deutschland unwürdig. Vorkommnisse wie der in Hanau sollten genutzt werden, um dies zu ändern, für anderes sindsie ungeeignet

Viele Aufgaben

Es ist ein wenig zu einfach immer und immer wieder zu betonen, daß Kritiker der Coronapolitik rechtsradikal, antisemitisch etc. sind. Klar tummeln sich in diesem Bereich rechtsradikale Rattenfänger, aber das darf nicht keißen, daß Einwände und Bedenken pauschal in die rechtsradikale Ecke gestellt werden.
Eine wichtige Aufgabe für Frau Faeser wäre es z.B. auch Strukturen, diem BfV oder anderen Sicherheitsorganen bestehen und die unsere Demokratie beschädigen aufzudecken und Verantwortliche zu Rechenschaft zu ziehen. Speziell unter Herrn Maaßen , aber auch schon vorher, haben sich mutmaßlich rechtsradikale Vernetzungen bis in diese Behörden breit gemacht. Das Gerede von den Einzelfällen (es sind mittlerweile Hunderte oder mehr) sollte ein Ende haben. Zu ohren Aufgaben gehört auch die Entschuldigung und Entschädigung von Berufsverbotebetroffenen, deren Leid durch diese Behörden verantwortet wird.