Kampa 2017: Wie die SPD den Bundestagswahlkampf plant
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Die Kampa ist eine Institution. Sie wurde 1998 unter Gerhard Schröder ins Leben gerufen und ist seither Bestandteil in jedem SPD-Bundestagswahlkampf. Damals, unter Schröder, gab es eine spürbare Wechselstimmung in Deutschland: weg von der CDU, hin zur SPD. Schröder gewann die Wahl. Heute, unter Kanzlerkandidat Martin Schulz, ist es ähnlich: Dass Angela Merkel noch einmal Kanzlerin wird, ist alles andere als gewiss.
Katarina Barley: „Vorsprung vor der Union“
Die SPD will alles dafür tun, dass Angela Merkel im September aus dem Kanzleramt ausziehen muss. Am Donnerstag haben die Sozialdemokraten dafür im Willy-Brandt-Haus in Berlin ihre Wahlkampfzentrale eröffnet – die Kampa 2017. Auf zwei Etagen arbeiten rund 100 Menschen an der Kampagne der SPD: Sie bespielen die sozialen Medien, planen Veranstaltungen, bereiten Material für Hausbesuche vor oder entwerfen Flyer auf Deutsch, Russisch, Französisch und Türkisch.
Wie SPD-Generalsekretärin Katarina Barley sagte, komme der Bundestagswahlkampf für ihre Partei zu einer passenden Zeit. Seitdem klar ist, dass Martin Schulz Kanzlerkandidat der SPD ist, sei ihre Partei um ungefähr 16.000 Neumitglieder gewachsen. Damit gebe es rund 12.000 mehr Sozialdemokraten als CDU-Mitglieder. „Wir verfestigen unseren Vorsprung vor der Union“, so Barley.
„Wie kann ich euch unterstützen?“
Bei den Jusos sei sogar jeder zehnte ein Neuzugang. „Das ist bemerkenswert und das spürt man auch in jeder Faser der Partei“, freute sich die SPD-Politikerin über die gute Stimmung bei den Sozialdemokraten. In den kommenden Monaten will sich die SPD sogar noch vergrößern. Das Ziel: 25.000 Neumitglieder im Jahr 2017. Schon jetzt, sagte Barley, stoße ihre Partei auf große Sympathien in der Bevölkerung. Viele fragten: „Wie kann ich euch unterstützen?“
Auf die Kampagne der SPD freut sich Katarina Barley. Sie erwartet einen „unglaublich heißen Wahlkampf“, in dem ihre Partei auf ein altbewährtes Mittel zurückgreifen will: die Hausbesuche. „Die Begegnung von Mensch zu Mensch bleibt das Allerwichtigste“. Die SPD will von Tür zu Tür gehen, mit den Wählern ins Gespräch kommen und „Verständnis schaffen für die Sorgen, für die Nöte“ der Menschen, wie Barley sagte.
Hausbesuche mit digitalen Hilfsmitteln
Obwohl der Wahlkampf an der Wohnungstür beinah so alt ist wie die Sozialdemokratie selbst, werden sich die Hausbesuche in diesem Jahr wohl doch von früheren Kampagnen unterscheiden. Denn: die Kampa 2017 setzt voll auf den digitalen Wahlkampf – auch bei Hausbesuchen. Nach eine Anmeldung auf dem Online-Portal der Kampa haben Bundestagskandidaten und ihre Helfer Zugang zu einer Vielzahl an Daten aus ihrem Wahlkreis – etwa über die Einkommens- und Familienstruktur in einer bestimmten Nachbarschaft oder das Wahlverhalten in einem Wohnblock. Mit diesem Wissen ausgestattet, könnten die Wahlkämpfer zielsicher herausfinden, welche Themen in ihrem Kiez wichtig sind, erklärte Barley. Verbunden ist das Kampa-Portal mit einer Smartphone-App, die speziell für den Wahlkampf an der Wohnungstür entwickelt wurde.
Auch die Konkurrenz von der CDU setzt in diesem Jahr auf den digitalen Wahlkampf. Dennoch sieht Katarina Barley einen wichtigen Unterschied zu den Christdemokraten: Im Gegensatz zur Strategie der Union sei das Kampa-Portal „datenrechtlich absolut sauber“. Dass mit der Digitalisierung des Wahlkampfes allerdings auch Risiken verbunden sind, weiß Barley: „Wir sind sehr wachsam, was Cyberattacken angeht“.
ist promovierter Sprachwissenschaftler und war bis Mai 2018 Redakteur beim vorwärts.