Kommunalwahlen

Hück und Lohmeyer: Zwei Politik-Newcomer wollen Veränderung

Kai Doering25. Mai 2019
Wahlkämpfer Uwe Hück im Revolutionsbüro: Die SPD soll bei der Kommunalwahl in Pforzheim stärkste Kraft werden.
Wahlkämpfer Uwe Hück im Revolutionsbüro: Die SPD soll bei der Kommunalwahl in Pforzheim stärkste Kraft werden.
In zehn Bundesländern finden am Sonntag Kommunalwahlen statt. In Pforzheim will Ex-Porsche Betriebsrat Uwe Hück die SPD zur stärksten Kraft machen. Und in Mecklenburg-Vorpommern kämpft Birgit Lohmeyer gegen Neonazis.

Uwe Hück will die Revolution. Dafür hat der 56-Jährige in der Pforzheimer Innenstadt extra ein eigenes „Revolutionsbüro“ eröffnet. Den Schlüssel dafür hat nicht Hück, den haben Jugendliche aus der Stadt. Viele von ihnen trainiert der frühere Thai-Box-Europameister zweimal die Woche ehrenamtlich. „Wenn wir die jungen Leute abschreiben, dürfen wir uns nicht wundern, wenn sie zur AfD gehen“, ist Uwe Hück überzeugt.

In Pforzheim ist es fünf nach zwölf

Die Situation vor Ort ist traurig. Bei der Arbeitslosigkeit ist Pforzheim in ganz Baden-Württemberg Spitzenreiter. Weil das Geld fehlt, gibt es für 120.000 Einwohner nur noch ein Schwimmbad. „In Pforzheim ist es nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf“, sagt Uwe Hück.

Anfang des Jahres hatte er dann „die Schnauze voll“. Öffentlichkeitswirksam trat Hück als Vorsitzender des Betriebsrats bei Porsche zurück. „Ich wollte schon lange in die Politik gehen, konnte aber Porsche bisher nicht alleine lassen“, sagt er. Bei der Gemeinderatswahl in Pforzheim am 26. Mai führt Hück nun die SPD-Liste an. „Die SPD muss zu ihren Wurzeln zurückkehren“, fordert er und gibt als Ziel vor: „Wir wollen bei der Wahl stärkste Partei werden.“ Bei bisher sechs SPD-Ratsmandaten von 40 wäre das tatsächlich eine Revolution.

Gegen Rechts in der Nazi-Hochburg

Birigit Lohmeyer

Der Beschluss über die Wiese war zu viel für Birgit Lohmeyer. Im September vergangenen Jahres hatte die Gemeindevertretung Gägelow in Mecklenburg-Vorpommern entschieden, ein Grundstück im Ortsteil Jamel an einen mutmaßlichen Neonazi zu verpachten. Jamel gilt seit Jahren als Neonazi-Hochburg. Birgit Lohmeyer und ihr Mann zogen 2004 aus Hamburg her – ohne zu ahnen, dass sich der Ort zum Anziehungspunkt für die rechte Szene entwickeln würde.

2007 organisierten sie das erste Anti-Rechts-Konzert „Jamel rockt den Förster“. Seitdem standen sie noch stärker im Fadenkreuz der Neonazis. 2015 brannte ihre Scheune. Und nun die Sache mit der Wiese. „Als ich von dem Beschluss über die Verpachtung erfahren habe, sind bei mir einige Adern geplatzt“, erzählt Birgit Lohmeyer. Die 60-Jährige beschloss: „Es muss sich etwas an den Mehrheitsverhältnissen der Gemeindevertretung ändern.“

Erst seit kurzem in der SPD

Im September 2018 trat sie in die SPD ein, weil diese sie stets gegen die Rechten unterstützt hatte. Dann entschied sie sich, bei der Kommunalwahl am 26. Mai zu kandidieren. Für den Gemeinderat und für den Kreistag steht sie auf Platz vier der Liste. Ihre Kandidatur sieht Lohmeyer als „Kampf gegen Rechts und für die Demokratie in einer von rechtem Gedankengut durchsetzten Gegend“.

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Kommentare

Richtiger Mann mit klarer Sprache und überzeugenden Taten

Wenn für mich eine Person die historischen, gegenkulturellen Wurzeln einer Arbeiter-SPD und die modernen Herausforderungen einer globalisierten Industriegesellschaft glaubwürdig verbindet, dann Hück.

Sicherlich kein Mann der geschliffenen Analysen, aber mit einer pragmatischen Sicht, einem praktikablen Konzept und hochgekrempelten Ärmeln. Um glaubwürdig "sein Pforzheim" gegen rechtspopulistische Demagogen zu verteidigen.

Dass er dabei - wie im Beitrag auf "ttt" überzeugend dargestellt - vor allem auch die Jugend "mitnimmt und auch "abghängten" eine Perspektive aufzeigt, gibt seinem Wirken die Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit, die man sonst mittlerweile im Bereich der Sozialpolitik eher vermißt.

Ich wäre mir fast sicher, er hätte sich mit einem Norbert Blüm über viele Punkte schnell einigen können.

Es wäre zu wünschen, wenn Leute wie Hück, eine Chance bekommen würden, die SPD mit zu prägen.