Hück und Lohmeyer: Zwei Politik-Newcomer wollen Veränderung
Uwe Hück will die Revolution. Dafür hat der 56-Jährige in der Pforzheimer Innenstadt extra ein eigenes „Revolutionsbüro“ eröffnet. Den Schlüssel dafür hat nicht Hück, den haben Jugendliche aus der Stadt. Viele von ihnen trainiert der frühere Thai-Box-Europameister zweimal die Woche ehrenamtlich. „Wenn wir die jungen Leute abschreiben, dürfen wir uns nicht wundern, wenn sie zur AfD gehen“, ist Uwe Hück überzeugt.
In Pforzheim ist es fünf nach zwölf
Die Situation vor Ort ist traurig. Bei der Arbeitslosigkeit ist Pforzheim in ganz Baden-Württemberg Spitzenreiter. Weil das Geld fehlt, gibt es für 120.000 Einwohner nur noch ein Schwimmbad. „In Pforzheim ist es nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf“, sagt Uwe Hück.
Anfang des Jahres hatte er dann „die Schnauze voll“. Öffentlichkeitswirksam trat Hück als Vorsitzender des Betriebsrats bei Porsche zurück. „Ich wollte schon lange in die Politik gehen, konnte aber Porsche bisher nicht alleine lassen“, sagt er. Bei der Gemeinderatswahl in Pforzheim am 26. Mai führt Hück nun die SPD-Liste an. „Die SPD muss zu ihren Wurzeln zurückkehren“, fordert er und gibt als Ziel vor: „Wir wollen bei der Wahl stärkste Partei werden.“ Bei bisher sechs SPD-Ratsmandaten von 40 wäre das tatsächlich eine Revolution.
Gegen Rechts in der Nazi-Hochburg
Der Beschluss über die Wiese war zu viel für Birgit Lohmeyer. Im September vergangenen Jahres hatte die Gemeindevertretung Gägelow in Mecklenburg-Vorpommern entschieden, ein Grundstück im Ortsteil Jamel an einen mutmaßlichen Neonazi zu verpachten. Jamel gilt seit Jahren als Neonazi-Hochburg. Birgit Lohmeyer und ihr Mann zogen 2004 aus Hamburg her – ohne zu ahnen, dass sich der Ort zum Anziehungspunkt für die rechte Szene entwickeln würde.
2007 organisierten sie das erste Anti-Rechts-Konzert „Jamel rockt den Förster“. Seitdem standen sie noch stärker im Fadenkreuz der Neonazis. 2015 brannte ihre Scheune. Und nun die Sache mit der Wiese. „Als ich von dem Beschluss über die Verpachtung erfahren habe, sind bei mir einige Adern geplatzt“, erzählt Birgit Lohmeyer. Die 60-Jährige beschloss: „Es muss sich etwas an den Mehrheitsverhältnissen der Gemeindevertretung ändern.“
Erst seit kurzem in der SPD
Im September 2018 trat sie in die SPD ein, weil diese sie stets gegen die Rechten unterstützt hatte. Dann entschied sie sich, bei der Kommunalwahl am 26. Mai zu kandidieren. Für den Gemeinderat und für den Kreistag steht sie auf Platz vier der Liste. Ihre Kandidatur sieht Lohmeyer als „Kampf gegen Rechts und für die Demokratie in einer von rechtem Gedankengut durchsetzten Gegend“.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.