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Hessen: Wie Nancy Faeser für die SPD die Landtagswahl gewinnen will

Nancy Faeser will die hessische SPD als Spitzenkandidatin in die Landtagswahl im Oktober führen und die erste Ministerpräsidentin ihres Bundeslandes werden. Bundesinnenministerin will sie parallel weiter bleiben.
von Jonas Jordan · 2. Februar 2023
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Einst galt Hessen als „rotes“ Bundesland. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die SPD über Jahrzehnte durchgehend den Ministerpräsidenten, regierte teils mit absoluter Mehrheit. Der Wechsel folgte 1999, als Roland Koch mit einer ausländerfeindlichen Unterschriftenkampagne ins Amt kam und Sozialdemokrat Hans Eichel ablöste. Seitdem regiert in Hessen die CDU, inzwischen schon zehn Jahre lang in einer Koalition mit Bündnis 90/Die Grünen. Doch das soll sich nun ändern. Dafür will eine Frau sorgen: Nancy Faeser.

Mit der Politik groß geworden

Dass sie dazu bereit ist, ist spätestens seit Donnerstagabend klar. „Ich möchte Verantwortung tragen – und die erste Frau an der Spitze der hessischen Landesregierung werden“, verkündet die Bundesinnenministerin und hessische SPD-Landesvorsitzende in einem zu diesem Zweck veröffentlichten Video. Nancy Faeser als SPD-Spitzenkandidatin und womöglich erste hessische Ministerpräsidentin. Das ist die logische Konsequenz aus einer politischen Karriere, die schon recht früh ihren Anfang nahm.

In Hessen geboren, in Schwalbach am Taunus aufgewachsen. Dort, wo sie noch heute mit ihrem Mann und ihrem Sohn lebt, kam sie schon früh mit Politik in Berührung. Denn ihr Vater Horst Faeser war in der heute rund 15.000 Einwohner*innen zählenden Stadt vonn 1988 bis 2002 Bürgermeister. Nancy Faeser selbst trat mit 18 Jahren der SPD bei, wurde bereits als Studentin Ortsvereinsvorsitzende. Ein Amt, das sie noch heute inne hat und das sie als letztes politisches Amt abgeben möchte, wie sie einmal im Gespräch mit dem „vorwärts“ verriet.

Fachfrau für Innenpolitik

Eine Tatsache, die viel über die 52-Jährige aussagt. Sie ist heimatverbunden und weltoffen zugleich. Ihre Berufung zur ersten Bundesinnenministerin in der Geschichte des Landes im Dezember 2021 mag manche bundespolitische Beobachter*innen überrascht haben. Doch eigentlich war sie kaum verblüffend.

Denn Faeser, seit 2003 als Abgeordnete im hessischen Landtag, profilierte sich über viele Jahre als Fachfrau für Innenpolitik, im NSU-Untersuchungsausschus schaute sie den CDU-Innenministern genau auf die Finger und stand nach dem Anschlag in Hanau vom 19. Februar 2020 an der Seite der betroffenen Familien. Auch als Innenministerin streitet sie auf Bundesebene für ein modernes Einwanderungsrecht und ficht einen entschlossenen Kampf gegen Rechtsextremismus, den sie als größte Gefahr für die Demokratie in Deutschland bezeichnete. 

Seit 2019 SPD-Landesvorsitzende

Dem Landesvorstand der hessischen SPD gehört die Juristin seit nunmehr zehn Jahren an. Von 2014 bis 2019 war sie zunächst Generalsekretärin, ehe sie als Nachfolgerin von Thorsten Schäfer-Gümbel zur Landesvorsitzenden gewählt wurde. Schon bei ihrer Wiederwahl im Mai 2022 sagte Faeser: „Mein Herz ist in Hessen.“ In ihrem Video am Donnerstag wiederholt sie diese Botschaft: „Jetzt bewerbe mich darum, Ministerpräsidentin von Hessen zu werden. Aus vollem Herzen!“

Hessen brauche eine neue Politik und eine Landesregierung, die die Menschen in den Mittelpunkt stelle. „Das ist auch eine Frage des Respekts. Damit Hessen wieder Vorn ist“, sagt Faeser und knüpft damit an den berühmten Slogan „Hessen Vorn“ des früheren hessischen Ministerpräsidenten Georg Ausgust Zinn an. Der Sozialdemokrat regierte das Bundesland ab 1950 fast zwei Jahrzehnte lang. Nach fast 25 Jahren CDU-Regierung betont Faeser: „Hessen braucht den Wechsel.“

Faeser will Innenministerin bleiben

Zugleich macht sie klar, dass es für sie nur einen Weg gibt, den in die Staatskanzlei. Oppositionsführerin im hessischen Landtag war sie schon. Innenministerin will sie bis zur Wahl im Oktober bleiben – bei einer eventuellen Wahlniederlage auch darüber hinaus: „Ich trage als Bundesinnenministerin Verantwortung für unser Land – und ich werde diese Verantwortung  auch weiter mit vollem EInsatz tragen. Das halten alle Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, die in diesem Jahr für Wahlen kandidieren, genau so. Das ist eine demokratische Selbstverständlichkeit.“

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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