Haushoher Sieg gegen Maaßen: Frank Ullrich zieht in den Bundestag ein
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Neunmal Weltmeister, einmal Olympiasieger, viermal Gesamtweltcupsieger – im Biathlon hat Frank Ullrich als Spitzensportler der damaligen DDR so viel erreicht, dass vor wenigen Jahren in seiner Heimatstadt Trusetal sogar eine Straße nach ihm benannt wurde: der Frank-Ullrich-Weg. In der Politik ist der Thüringer relativ neu, hat aber seit Sonntagabend auch seinen ersten großen Erfolg vorzuweisen. Der 63-Jährige hat den Wahlkreis 196 direkt gewonnen und zieht damit in den Bundestag ein. Dort will er sich vor allem um die Sportförderung kümmern, wie er vor der Wahl im Interview mit dem „vorwärts“ verriet.
Ullrich mit mehr als zehn Prozent vorne
Ganz neu ist zumindest der Plenarsaal für den früheren Biathlon-Bundestrainer der Männer nicht. Denn im Juni 2010 nahm er als Wahlmann für die SPD an der Bundesversammlung teil. „Damals habe ich schon gespürt: Wenn, kann es für mich nur die SPD sein.“ Ullrichs Wahlkreis in Südthüringen geriet auch durch seinen prominenten Gegenkandidaten bundesweit in den Fokus. Für die CDU trat der frühere Verfassungsschutzpräsident und Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen an. Ullrich sagte vor der Wahl: „Ich gehe ins Rennen um das Direktmandat und kämpfe bis zur Ziellinie. Ich gehe auch offensiv damit um, aber man darf nicht überheblich werden.“
Überheblich nicht, aber stolz kann Ullrich dennoch auf seinen Erfolg sein. Denn nachdem 413 von 418 Wahlbezirken ausgezählt waren, lag er uneinholbar vorne mit 33,6 Prozent der Stimmen. Maaßen kam abgeschlagen auf 22,3 Prozent und lag damit nur knapp vor dem Kandidaten der AfD, der 21,3 Prozent erzielte. Der umstrittene CDU-Politiker gehört damit dem künftigen Bundestag nicht an. Denn auf der Landesliste der Thüringer CDU kandidierte er nicht.
Maaßen nicht im Bundestag
Einen Teil zu Ullrichs Erfolg dürften wohl auch die Grünen beigetragen haben. Denn die Partei rief zwei Wochen vor der Bundestagswahl dazu auf, im Wahlkreis SPD-Mann Ullrich zu wählen, um den Einzug Hans-Georg Maaßens in den Bundestag zu verhindern. Einen Platz auf der Landesliste der Thüringer CDU hat dieser nicht. „Ein Votum für ihn (Ullrich) schützt die Demokratie und verhindert, dass eine nach Rechtsaußen offene Stimme in den Bundestag einzieht“, sagte der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Auf Twitter gratulierte unter anderem die Vizepräsidentin des Europaparlamentes Katarina Barley: „Herzlichen Glückwunsch an den großartigen Frank Ullrich und vielen Dank an die Grünen für das gelebte Bündnis gegen Rechtsaußen!“ Auch der Thüringer SPD-Landesverband schrieb: „Der Vorsprung ist nicht mehr einholbar. Herzlichen Glückwunsch lieber Frank Ullrich!“
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo