Geist von Elmau: Die G7 zeigen ihre stärkste Waffe
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Olaf Scholz hat sein Ziel erreicht. „Ich bin sehr, sehr, sehr zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, von diesem Gipfel ein ganz klares Signal der Geschlossenheit und entschlossenen Handelns auszusenden“, sagte der Bundeskanzler zu Beginn des G7-Gipfeltreffens im bayerischen Elmau am Sonntag. Genau so ist es gekommen.
Drei Tage lang haben die Staats- und Regierungschefs der USA, Kanadas, Japans, Italiens, Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands miteinander gesprochen und Wegweisendes entschieden. Stichwort Ukraine: Die größten Wirtschaftsnationen kündigten nicht nur weitere Sanktionen gegen Russland an, sondern sagten der Ukraine auch 28 Milliarden Euro weitere Unterstützung zu. Stichwort Hungerkrise: Die G7 haben sich verpflichtet, bis zu fünf Milliarden Dollar für die weltweite Ernährungssicherheit bereitzustellen und Getreide aus der Ukraine sicher hinauszuschaffen. Stichwort Klimaschutz: Mit der Abschlusserklärung von Elmau wird der „Klimaclub“ von Olaf Scholz Wirklichkeit.
Die G7 blieben nicht unter sich
Doch es sind nicht allein die Beschlüsse, die diesen – von manchen schon für überholt gehaltenen – G7-Gipfel zu einem Erfolg machen. Mindestens ebenso wichtig ist die Atmosphäre, in der die Beratungen stattfanden, der Geist von Elmau, wenn man es pathetisch ausdrücken möchte. In allem, was die sieben Staatenlenker taten, stimmten sie sich ab. Niemand preschte vor, niemand unternahm Alleingänge. Das liegt nicht zuletzt an der guten Vorbereitung dieses wichtigen Treffens in weltpolitisch schwierigen Zeiten durch Olaf Scholz.
Der Bundeskanzler war es, der moderierte, unterschiedliche Interessen abwog und zusammenbrachte. Gastgeber Scholz ist es auch zu verdanken, dass die G7 nicht unter sich blieben. Am Montag saßen die Staats- und Regierungschefs von Indien und Indonesien mit am Tisch, die des Senegal und Südafrikas ebenso. Staaten, auf die es beim weltweiten Klimaschutz genauso ankommt wie bei einer gemeinsamen Positionierung gegen den Angriffskrieg von Wladimir Putin.
Viel Lob für Olaf Scholz
Für sein besonnenes Handeln gegenüber Russland bekam Scholz in Elmau viel Anerkennung. „Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass ein deutscher Bundeskanzler sich so engagieren würde“, lobte der britische Regierungschef Boris Johnson schon vor Beginn des Gipfels. Olaf Scholz habe der Ukraine Waffen geschickt und trotz der großen Abhängigkeit Deutschlands vom russischen Gas eine harte Linie gegenüber Moskau eingeschlagen.
Ähnlich klang US-Präsident Joe Biden. Von Beginn des Kriegs in der Ukraine an habe Scholz dafür Sorge getragen, den Westen zusammenzuhalten, betonte Biden bei einem Treffen am Sonntag. „Du hast einen hervorragenden Job gemacht und wir danken dir dafür.“ Diese Geschlossenheit ist es, die Wladimir Putin am meisten fürchtet. Sie ist die stärkste Waffe des Westens.
So ist dieser G7-Gipfel nicht nur ein Gewinn für die Welt, sondern auch für den deutschen Bundeskanzler. In Elmau ist deutlich geworden, welch hohes Vertrauen und welche Anerkennung Olaf Scholz innerhalb der westlichen Demokratien genießt. Dass ihn die CSU in einer Begrüßungsnachricht auf Twitter unterschlug, zeigt dabei umso mehr ihre Kleingeistigkeit.
Nun muss es darum gehen, die zur Schau gestellte Einigkeit von Elmau weiterzutragen. Der NATO-Gipfel beginn noch an diesem Dienstag.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.