Fabian Funke: Warum Sachsens Juso-Chef in den Bundestag will
Ulf Buschmann
Wer Fabian Funke fragt, warum er ausgerechnet SPD-Mitglied ist, bekommt schnell eine Antwort: Die Partei stehe für soziale und progressive Politik, „die auch mal mutig sein darf und Dinge einfordert“. Das, sagt der 24-Jährige, sei in der Zeit vor den beiden Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans nicht immer der Fall gewesen. Nach vier Jahren Parteimitgliedschaft hat sich Fabian Funke nun zum Ziel gesetzt, seine Ideen nach Berlin zu tragen: Er kandidiert bei der Bundestagswahl als Direktkandidat im sächsischen Wahlkreis 158 – Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Beim letzten Mal gewann Frauke Petry den Wahlkreis
Dass er es vor Ort nicht eben leicht hat, ist Fabian Funke durchaus bewusst. Der Wahlkreis ist fest in der Hand der AfD – vor vier Jahren holte die inzwischen aus der Partei ausgetretene einstige Vorsitzende Frauke Petry 37,4 Prozent der Erststimmen und ließ damit den bisherigen Platzhirsch von der CDU abblitzen. Die Sozialdemokrat*innen erreichten gerade einmal 7,2 Prozent.
Aber das alles ficht Fabian Funke nicht an, und seinen Glauben an die Zukunft der SPD erschüttert es schon gar nicht, im Gegenteil. Er habe sich schon immer für Politik interessiert, hatte zwischen Abitur und Beginn seines Studiums der Internationalen Beziehungen mit Schwerpunkt globale politische Ökonomie an der Technischen Universität Dresden noch Zeit. Also beschloss der damals 20-Jährige, sein „politisches Interesse in die Tat umzusetzen“, wie er sagt. Er betont: „Da kam für mich nur die SPD infrage.“
Deutschlands kleinster SPD-Kreisverband
Vom einfachen Mitglied bis zum Funktionär war es vom Eintritt an für Fabian Funke nicht weit. Inzwischen ist er Vorsitzender der Jusos Sachsen, stellvertretender Vorsitzender des SPD-Ortsvereins (OV) Heidenau sowie Mitglied im Kreisvorstand der SPD Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Bei seinem Tun muss Fabian Funke zwar eine gebietsmäßig große Fläche beackern, doch die Parteiorganisation ist überschaubar – der SPD-Kreisverband Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gilt als Deutschlands kleinster.
Die Region zu verlassen, kam und kommt für den 24-Jährigen ganz und gar nicht infrage. Im Gegenteil: Wie die meisten Menschen hier ist er tief in seiner Heimat verwurzelt. Allein schon deshalb möchte Fabian Funke die sozialdemokratische Programmatik mit Leben füllen. Wie die aussieht, skizziert er beispielsweise bei einem der Wahlforen in Pirna, zu denen die sächsische Landeszentrale für politische Bildung vor den Bundestagswahlen einlädt: Er kämpfe für gute Arbeitsplätze mit Tariflöhnen sowie gute Schulen und eine gute Bildungsinfrastruktur. Ziel müsse es sein, dass die jungen, gut ausgebildeten Menschen in der Region blieben. „Leider haben wir noch immer das Phänomen, dass sie weggehen“, sagt Fabian Funke auf dem Podium.
Die Chancen für den Bundestag stehen nicht schlecht
Was die SPD sonst noch ausmacht, fasst er am Mittag desselben Tages nach dem Abbau des Infostandes im beschaulichen Wilsdruff zusammen: Mit ihrem neuen Programm habe die SPD gezeigt, dass sie mutige Politik formulieren kann und „dass es einen Unterschied macht, wen man wählt“. Die Partei hebe sich in diesem Wahlkampf inhaltlich und programmatisch von ihren Mitbewerber*innen wirklich ab – Stichwort Kindergrundsicherung, Vermögenssteuer und Bafög. Fabian Funke fügt an: „Als junger Mensch ist mir das Thema Ausbildungsplatzgarantie ganz wichtig.“
Die Chancen, dass der sächsische Juso-Chef für seine Ideen und Vorstellungen auch im Bundestag kämpfen kann, sieht er als gar nicht so schlecht an – Platz sieben auf der sächsischen Landesliste sei unter Berücksichtigung möglicher Überhangmandate „nicht so aussichtslos“. Die Kraft jedenfalls, sich für ein gutes Ergebnis reinzuhängen, hat Fabian Funke: „Der Zuspruch auf der Straße motiviert.“
„Hoffentlich wird er unser Bundeskanzler.“
Tatsächlich: Nicht nur die beiden SPD-Kandidatinnen Maja Wallstein aus Cottbus und Franziska Mascheck aus Frohburg berichten, dass die Menschen der SPD zugewandter sind als in der Vergangenenheit. Dies zeigt sich an diesem Vormittag auch am Infostand von Fabian Funke in Wilsdruff. Dort sind er und Stefanie Willuhn, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Tharandt-Wilsdruff, aktiv.
Die beiden Sozialdemokraten haben den kleinen Stand in der Marktstraße aufgestellt. Nur einige Meter weiter ist die Sparkasse. Wer gerade Geld geholt oder eine Überweisung getätigt hat, nutzt die Gelegenheit – nicht nur zum Einsammeln von Infomaterial. Den Menschen geht es um die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Angeboten aller Parteien. Wer mit Stefanie Willuhn oder Fabian Funke sprechen möchte, wartet geduldig. Die Themen sind unterschiedlich, doch in einem Punkt scheinen sich die Leute einig zu sein: in der Abneigung gegen die Grünen.
Dass es den Wähler*innen um Inhalte geht, ist für Fabian Funke nichts Besonderes – er hat eine Erklärung dafür. Früher hätten sie sich wegen Angela Merkel für die CDU entschieden. „Jetzt gibt es Frau Merkel nicht mehr, und sie müssen sich neu orientieren.“ Wo es auch für die Sachsen vielfach hingeht, bringt eine Frau auf den Punkt: „Hoffentlich wird er unser Bundeskanzler.“ Dabei zeigt sie aufs Plakat mit Olaf Scholz.