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Christa Randzio-Plath – eine hartnäckige Kämpferin der SPD wird 80

Mit vollem Elan von Kiel in die Welt: Christa Randzio-Plath, Europapolitikerin, Kämpferin für Gleichstellung, Netzwerkerin für Frauen in der Dritten Welt, wird 80. Der jungen Generation rät sie: Dran bleiben und sich nicht entmutigen lassen!
von Susanne Dohrn · 29. Oktober 2020
Rot ist die Farbe ihres Lebens: Die Sozialdemokratin Christa Randzio-Plath wird 80 Jahre.
Rot ist die Farbe ihres Lebens: Die Sozialdemokratin Christa Randzio-Plath wird 80 Jahre.

Hut ab vor dieser Frau: Juristin mit beiden Staatsexamen, Diplome in Vergleichenden Rechtswissenschaften, Entwicklungspolitik und Französisch, Journalistenausbildung. Bei Frauen heißt es oft, sie müssten sich doppelt anstrengen, um Erfolg zu haben. War das so? „Nein“, sagt Christa Randzio-Plath kürzlich im Gespräch mit dem vorwärts. „Ich habe das aus Interesse gemacht.“ Heute wird sie 80 Jahre alt. Geboren am 29. Oktober 1940 im schlesischen Ratibor, heutige Racibórz, floh sie mit ihrer Familie nach Kiel, wo sie in den 1960er Jahren studierte und ständig „unterwegs war auf Protesten“.

Großvater Jurist, Vater Pastor, die 1960er Jahre, in denen junge Leute das enge Korsett überkommener Geschlechterrollen, Moral- und Politikvorstellungen sprengten – im Leben von Christa Randzio-Plath sind diese drei roten Fäden zu einem Leben verschmolzen, das der Gesellschaft und der Sozialdemokratie seinen Stempel aufgesetzt hat. 1964 tritt sie in die SPD ein. Die „rote Christa“, wie sie nicht nur wegen ihrer Haarfarbe heißt, arbeitete als Journalistin und Anwältin, wechselte 1974 als Steuerjuristin zur Oberfinanzdirektion in Hamburg, wurde 1986 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und Vorsitzende des Rechtsausschusses.

Madame Euro

Als Abgeordnete des Europäischen Parlaments von 1989 bis 2004 und „Madame Euro“ wirkte sie maßgeblich an der Einrichtung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und der Einführung des Euros mit. Sie war Vorsitzende des Unterausschusses Währung 1992 bis 1999 und 1999 bis 2004 Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Währung. Vom den Finanzministern bis zu den Zentralbankern, mit allen habe sie Gespräche geführt, sagt sie und fügt hinzu: „Ich war in ganz Europa und habe 5000 Veranstaltungen zum Euro gemacht.“ So eine Informationskampagne für Europa und den Euro würde sie sich auch heute wünschen: „Europa ist eine herausragende Aufgabe. Als einzelner Nationalstaat sind wir zu klein“, sagt sie.

In der SPD setzte sie als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen gemeinsam mit dem Hamburger Landesfrauenrat 1978 durch, dass der damalige Erste Bürgermeister Hans-Ulrich Klose der Einrichtung der „Leitstelle Gleichstellung der Frau“ zustimmte und Hamburg 1979 mit Eva Rühmkorf Deutschlands erste Gleichstellungsbeauftragte bekam. Mittlerweile gibt es Gleichstellungsbeauftragte bundesweit. Ein wichtiger Schritt, auf den sie stolz ist, auch weil er beweist: „Du kannst dir politisch etwas überlegen, und es wird realisiert.“ Von der junge Generation wünscht sie sich deshalb, dran bleiben und sich nicht entmutigen lassen.

Die Welt als Spielfeld

Hamburg ist ihr Wohnort, die Welt ihr politisches Spielfeld. Als regelmäßiger Gast auf Weltfrauenkonferenzen und der sozialistischen Fraueninternationale ist sie international bestens vernetzt. Aus Solidarität mit den Frauen in Asien, Afrika und Lateinamerika gründete sie 1984 den Marie-Schlei-Verein in Erinnerung an die erste frühere „Entwicklungshilfeministerin“ – so hieß das damals – Marie Schlei (SPD). Der Verein fördert die beruflichen Qualifikationen von Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Er gibt ihnen die Möglichkeit als Genossenschaft, als Gruppe oder allein wirtschaftlich tätig zu sein und so Zugang zu Einkommen, Gesundheitsversorgung und Bildung zu erhalten.

Derzeit unterstützt der Verein 40 Projekte. „Die Pandemie trifft die Frauen und ihre Familien in der sogenannten Dritten Welt besonders hart“, sagt sie. „Wir können die Projekte wegen Covid-19 nicht besuchen, also müssen wir, um ihnen zu helfen, viel schreiben und telefonieren.“ Das allein sei eine 40-Stunden-Woche. In die Zukunft schauen, sie gestalten, das war und ist ihr Anliegen. In ihrem SPD-Distrikt in Hamburg will sie im Bundestagswahlkampf 2021 „auf der Straße stehen“ und für Nils Annen werben, den Eimsbütteler Bundestagsabgeordneten.

Das Herzensprojekt

Sie sei „eine konsequente, resolute und erfolgreiche Anwältin für Gleichstellung und Gerechtigkeit“, hat Olaf Scholz sie genannt. Das war zu ihrem 75. Geburtstag, der SPD-Kanzlerkandidat war Erster Bürgermeister Hamburgs und die Jubilarin wurde mit einem Senatsfrühstück geehrt. In diesem Jahr ist wegen Covid-19 alles anders. Die Geburtstagsfeier mit Freunden und Weggefährten fällt aus. Von den Projekten des Marie-Schlei-Vereins darf niemand einreisen, Brüssel gilt als Risikogebiet, Kontakte werden heruntergefahren. Christa Randzio-Plath nimmt es gelassen. „Das muss man jetzt durchleben. Das geht nicht anders.“ Sie feiert mit ihrem Mann, der am gleichen Tag Geburtstag hat, und wünscht sich statt Geschenke Spenden für ein Frauenausbildungsprojekt in Nicaragua.

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