Mitbestimmung

Bundestagswahl: SPD startet Mitgliederbefragung zum Wahlprogramm

Kai Doering16. Juli 2020
Was soll im SPD-Programm für die Bundestagswahl stehen? Darüber entscheiden die Parteimitglieder jetzt mit.
Was soll im SPD-Programm für die Bundestagswahl stehen? Darüber entscheiden die Parteimitglieder jetzt mit.
Seit Donnerstag sind die Mitglieder gefragt: Der SPD-Parteivorstand hat eine Umfrage zu den Themen für das Wahlprogramm für die Bundestagswahl gestartet. So soll die Basis frühzeitig beteiligt werden.

Den Sozialstaat stärken? Die Digitalisierung vorantreiben? Die Wirtschaft ökologischer ausrichten? Wofür sich die SPD künftig einsetzen soll, entscheiden auch die Mitglieder. Am Donnerstag startet der Parteivorstand eine Befragung der Parteibasis. Welche Themen sollen im Programm für die Bundestagswahl eine wichtige Rolle spielen, lautet die Frage.

Lehren der Corona-Krise ins Wahlprogramm

Alle Mitglieder, deren E-Mail-Adresse in der SPD-Mitgliederdatenbank hinterlegt ist, erhalten eine E-Mail von Generalsekretär Lars Klingbeil mit dem Link zur Umfrage. Zunächst können sie Stellung beziehen, welche Lehren aus der Corona-Pandemie gezogen werden und in welchem Bereich sich die Gesellschaft verändern sollte. In einem zweiten Bereich geht es um die Themen, für die sich die Partei im kommenden Jahr stark machen soll. Die Mitglieder können hierbei aus sechs Bereichen auswählen und per 5er-Skala Prioritäten setzen. Danach können sie noch Unterthemen nach Wichtigkeit sortieren.

Zum Schluss geht es um die Frage, in welchen Bereichen die SPD nicht nur Schwerpunkte setzen, sondern auch neue Antworten entwickeln sollte, etwa beim Klimaschutz oder der künftigen Mobilität. „Corona hat uns gezeigt, wo wir Schwachstellen haben. Aber auch, wo ihre Stärken sind: Solidarität, Gemeinsinn und ein starker, handlungsfähiger Staat“, sagt Generalsekretär Lars Klingbeil. Diese Erfahrungen sollten auch ins Wahlprogramm der SPD einfließen.

Das Zeitalter des Gemeinwohls einläuten

Die Programmkommission und der Parteivorstand werden die Ergebnisse der Mitgliederumfrage dafür auswerten und in den Programmprozess einspeisen. „Wir werden das Zeitalter des Gemeinwohls einläuten“, verspricht Lars Klingbeil

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Kommentare

Mehr Offenheit !!!

Bei aller Zustimmung zu dem Prinzip der Mitgliederbeteiligung bei der SPD-Programmfindung wünsche ich mir von den Verantwortlichen mehr Offenheit in der Frage "Fortsetzung der gescheiterten Wachstumserzählung" (wenn´s den Reichen und Superreichen noch besser geht profitieren auch die Ärmeren) oder konsistente Ausrichtung Nachhaltigkeit, Gemeinutz und Gerechtigkeit ! Hier ist unsere Partei gespalten! Olaf Scholz wurde deshalb nicht Parteivorsitzender weil er die überfällige politische Abkehr vom rücksichtslosen Wachstumsprinzip und das Prinzip sozialer Ausgewogenheit nicht einmal in unserer Partei glaubhaft verkörpern konnte (starke Schultern und Profiteure der antiquierten Wohlstandserzählung wurden auch bei ihm nicht herangezogen, profitieren tun am meisten die rücksichtslosen Ausbeuter; Geld geberiert noch immer ungehindert am meisten aus Reichtum u. Auseutung von Mensch und Natur und nicht aus Arbeitskraft und Erhaltung der Lebensgrundlagen !) ! Es bringt nichts das Thema unter den Teppich zu kehren !

Ich verstehe die Umfrage

Ich verstehe die Umfrage nicht. Man soll Themen benennen, für die sich die Partei stark machen soll?
Wollen wir uns nicht in jedem Bereich für etwas stark machen, oder beschränken wir uns jetzt auf einige Themenbereiche und wollen andere vernachlässigen?
Man kann die verschiedenen Themen nicht nach persönlicher Relevanz sortieren, jedes Thema ist für die Betroffenen das wichtigste, unabhängig davon, was meine Meinung dazu ist.
Wir brauchen überall neue Antworten, wo es noch Probleme gibt. Und in welchem Bereich läuft es problemlos?

Und: Mit schönen Worten kann man ja gerne um sich werfen. Müsste man dann nur sagen, was man mit dem "Zeitalter des Gemeinwohls" meint, warum es das bisher nicht gab, die SPD bisher aber trotzdem immer gute Arbeit geleistet hat.

Ich würde mich freuen, wenn ich Antworten auf meine Fragen bekäme. Denn ich fühle mich als Mitglied nicht ernstgenommen, wenn ich über Allgemeinplätze abstimmen soll, statt über die Streitpunkte, die die SPD hat, mitzureden.

Innerparteiliche Beteiligung der Mitglieder sieht für mich anders aus.

Gut gemeinter Ansatz, aber stark verbesserungsbedürftig

Es ist sicher gut, Mitglieder einzubinden, auch und gerade wenn es um die Themen geht, die man in Wahlkämpfen in den Fokus rücken will. Der Fragebogen war m.E. aber wenig effizient und unfokussiert. Er klang stark danach, aus dem akademischen Elfenbeinturm oder einer Werbefirma zu stammen.

Problematisch ist bei einer solchen Mitgliederbefragung der Umstand, dass die Mitglieder einer Partei nur bedingt repräsentativ für die gesamte Bevölkerung sind. Das liegt in der Natur der Sache. Richtig ist es, sich auf einige Themen zu konzentrieren, die im Wahlkampf prägnant präsentiert werden, um das verwaschene Profil der Partei zu stärken.

Für die Wahlen 2021 ist das aber wesentlich simpler als zu anderen Zeiten. Wir stecken in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit 90 Jahren, und steuern auf 4 bis 5 Millionen Arbeitslose zu. Die Themensetzung ist also so einfach zu erkennen wie die Handlung einer Telenovela zu durchschauen ist.