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Alexander Geißler: Der SPD-Kandidat, der die Demokratie retten will

Alexander Geißler kandidiert in Mittelsachsen für den Bundestag. Dabei kämpft der 31-jährige Sozialdemokrat nicht nur um den Einzug ins Parlament, sondern vor allem für die Demokratie.
von Kai Doering · 14. Juli 2021
Will zeigen, „dass Politik nichts Abgekoppeltes ist“: SPD-Bundestagskandidat Alexander Geißler
Will zeigen, „dass Politik nichts Abgekoppeltes ist“: SPD-Bundestagskandidat Alexander Geißler

Einen Satz hört Alexander Geißler immer wieder. „Man kann euch nicht mehr vertrauen.“ Mit „euch“ sind dann Politiker*innen gemeint – egal von welcher Partei, ob im Stadtrat oder im Bundestag. „Parteien werden immer argwöhnischer betrachtet“, hat der 31-Jährige beobachtet. „Dabei sollten sie doch der Ort sein, wo sich jeder mit seinen Ideen einbringen kann.“

Alexander Geißler hat sich sehr bewusst für die SPD entschieden, um seine Ideen voranzubringen. In Freiberg in Mittelsachsen ist er stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender und sachkundiger Einwohner im Stadtrat. Im September kandidiert er für den Bundestag. „Ich will zeigen, dass es Menschen gibt, die den Landkreis gestalten wollen und dass Politik nichts Abgekoppeltes ist“, sagt Geißler zu seiner Motivation.

Öffentlichkeit für SPD-Positionen schaffen

Dabei ist die Aufgabe für den jungen Sozialdemokraten alles andere als leicht. Vor vier Jahren bekam die SPD im Wahlkreis, der sich von der tschechischen Grenze bis ins Leipziger Umland erstreckt, gerade einmal zwölf Prozent der Stimmen. Am Ende lag die Kandidatin der CDU nur knapp vor dem AfD-Bewerber. „Gerade als junger Mensch will ich für eine progressive Politik im ländlichen Raum streiten“, gibt sich Alexander Geißler selbstbewusst. „Ich will eine Öffentlichkeit für SPD-Positionen aufbauen.“

Er sei 2010 Sozialdemokrat geworden, „weil bei uns, bei der SPD, immer der Mensch im Mittelpunkt des Handelns steht. Der Stärkere ist für den Schwächeren da. Dieses Prinzip ist Grundlage meines Engagements“, sagt Geißler. Er wolle einen starken Sozialstaat, „der die Richtung vorgibt und dort unterstützt wo Hilfe gebraucht wird und Chancen bietet, damit Menschen ihre Ziele erreichen können“.

Jeder kann ein Mutmensch sein

Doch es geht ihm in diesem Wahlkampf um mehr als nur für sich und seine Partei zu werben: Alexander Geißler kämpft auch um die Demokratie. Politikverdrossenheit will er mit mehr Transparenz und mehr Bürgerbeteiligung entgegenwirken. „Ich will ergründen, was die Menschen davon abhält, sich politisch zu engagieren, außer zu protestieren, und Politik und Gesellschaft wieder zusammenbringen“, sagt er.

Dafür hat Geißler eine „Mutmensch“-Kampagne gestartet. „Viele Menschen bereichern mit ihren Ideen und ihrem Engagement das Leben bei uns im ländlichen Raum. Diese Mutmenschen will ich kennenlernen und zeigen, was wir alles können“, erklärt der 31-Jährige die Idee. Ein Mutmensch könne jeder sein – die Verkäuferin im Laden an der Ecke ebenso wie der Professor an der Technischen Universität von Freiberg, an der auch Geißler lehrt und im Bereich Künstliche Intelligenz promoviert.

Zuhören, statt fertige Ideen präsentieren

„Ich will so viele Mutmenschen wie möglich treffen und mit ihnen ins Gespräch kommen“, sagt er. Das präge auch seinen Wahlkampf. „Ich will in erster Linie zuhören und nicht mit fertigen Lösungen um die Ecke kommen. Nicht nur servieren, sondern beteiligen.“ Das bedeutet allerdings nicht, dass Alexander Geißler keine Ideen hätte, wie sich Mittelsachsen entwickeln sollte. Der Landkreis im Dreieck zwischen Dresden, Leipzig und Chemnitz bietet aus seiner Sicht ideale Voraussetzungen für die Digitalisierung. Ein weiteres wichtiges Thema sei die Elektromobilität. „Ich will erreichen, dass in Mittelsachsen mehr Elektroautos auf die Straße kommen“, sagt Geißler. Auch für die Wasserstoffwirtschaft gebe es mit der Grundlagenforschung an der Freiberger Bergakademie beste Voraussetzungen.

Im Mittelpunkt steht aber sein Einsatz für die Demokratie. So setzt sich Geißler dafür ein, dass mehr Sitzungen im Internet übertragen werden. Ein von ihm mit auf den Weg gebrachter Antrag, Stadtratssitzungen per Livestream und später als Aufzeichnung der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, ist zwar an der konservativ-rechten Mehrheit im Rat gescheitert. „Da bleiben wir aber dran“, ist Geißler zuversichtlich.  Zu wichtigen Fragestellungen vor Ort will er Bürgerräte bilden, die mitentscheiden. Auch die Stelle eines oder einer Ehrenamtskoordinatorin, um hilfebietende und hilfesuchende Menschen zusammenzubringen, fände er in Freiberg wichtig. „Unser Ziel muss sein, dass die SPD für Bürgerbeteiligung und Transparenz steht“, sagt Geißler. Unterstützung bekommt er dabei auch aus der Landespolitik. Im Juni setzte sich Sachsens Sozialministerin Petra Köpping mit ihm in der Freiberger Fußgängerzone auf ein rotes Sofa.

Unterstützung per „Mitmach-Formular“

Auf seiner Internetseite hat Alexander Geißler ein „Mitmach-Formular“ freigeschaltet: Wer ihn im Wahlkampf unterstützen möchte, kann sich hier registrieren und direkt angeben, ob er mit ihm von Haustür zu Haustür ziehen, Fahrdienste übernehmen oder bei der Öffentlichkeitsarbeit helfen will. „Ich orientiere meinen Wahlkampf auch daran, welche Unterstützung mir angeboten wird“, sagt Alexander Geißler.

Auf einiges an Erfahrung kann er dabei bereits zurückblicken. Bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr stand Alexander Geißler schon auf dem Zettel. Auch damals setzte er vor allem auf den persönlichen Kontakt. „Irgendwann hat mir jemand von einer befreundeten Gärtnerei erzählt, dass viele im Freundeskreis AfD wählen wollten“, erinnert er sich. Geißler ging hin und sprach mit der Runde zweieinhalb Stunden beim Grillen. „Daran erinnern sie sich noch heute“, sagt er. „Ich glaube, wir haben alle etwas aus diesem Gespräch mitgenommen: Gegenseitige Wertschätzung ist der Schlüssel für mehr Zusammenhalt. “

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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