SPD-Verkehrsexperte

9-Euro-Ticket: Was ein Nachfolge-Ticket leisten muss

Kai Doering11. August 2022
„Einfach, durchschaubar, bundesweit nutzbar“: SPD-Verkehrsexperte Detlef Müller wertet das 9-Euro-Ticket als vollen Erfolg.
„Einfach, durchschaubar, bundesweit nutzbar“: SPD-Verkehrsexperte Detlef Müller wertet das 9-Euro-Ticket als vollen Erfolg.
Am 31. August läuft das 9-Euro-Ticket aus. Fahrgäste, Verbände und Politiker*innen fordern eine Nachfolge-Lösung. Ein SPD-Verkehrsexperte sagt nun, worauf es dabei ankommt.

Einen Monat Bus und Bahn fahren, deutschlandweit für neun Euro: Daran haben sich viele Menschen in Deutschland in den vergangenen zweieinhalb Monaten gewöhnt. 38 Millionen 9-Euro-Tickets wurden nach Angaben des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) bisher verkauft. Ende August läuft das Angebot aus.

„einfach, durchschaubar, bundesweit nutzbar“

Das 9-Euro-Ticket war ursprünglich als reine Entlastungsmaßnahme für Pendlerinnen und Pendler vorgesehen, die schon lange den ÖPNV und Schienenpersonennahverkehr nutzen“, stellt der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag und stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Detlef Müller nun klar. „Diese Entlastung ist vollständig gelungen und angekommen“, schrieb er auf Twitter.

Als Erfolg wertet Müller das Ticket aber auch wegen seiner Einfachheit: „Die Leute fahren mit, steigen ein: weil einfaches System, keine Tarifgrenzen, egal in welchem Verbund ich mich gerade befinde.“ Das müsse auch bei einem möglichen Folgeangebot im Mittelpunkt stehen. Es müsse „einfach, durchschaubar“ und „möglichst bundesweit nutzbar“ sein.

Übergewinnsteuer zur Finanzierung?

Aus Müllers Sicht sind diese Aspekte wichtiger als der Preis. Dieser müsse „angemessen“ sein, könne aber nicht weiter neun Euro betragen, stellt Müller klar. „Mobilität und gutes Personal haben einen Wert und der sollte auch direkt bezahlt werden“, hatte der SPD-Verkehrspolitiker bereits zuvor im Interview mit dem „vorwärts“ betont. Deshalb dürfe der ÖPNV auch nicht vollständig kostenfrei sein.

Auf Twitter forderte Müller nun mehr Geld vom Bund, um den Bus- und Bahnverkehr ausbauen. Da sich die Länder ebenfalls beteiligen müssten, rechnet er mit Mehrausgaben von drei bis vier Milliarden Euro pro Jahr. Um darüber hinaus die bereits bestehenden Defizite im ÖPNV auszugleichen, schlägt Müller neben einem Länder- auch einen kommunalen Finanzausgleich vor. Das Geld dafür könne unter anderem aus dem Abbau klimaschädlicher Subventionen wie dem Dienstwagenprivileg und einer Übergewinnsteuer auf Krisengewinne von Unternehmen kommen.

Eine Erhöhung der Fahrpreise wäre Gift

Davon würden nicht nur die Fahrgäste profitieren, ist Detlef Müller überzeugt. „Der Kampf gegen den Klimawandel braucht die Verkehrswende. Das Rückgrat ist ein besserer ÖPNV“, schrieb er auf Twitter. Damit das gelingt, dürfe nur eines nicht passieren: eine Erhöhung der Fahrpreise nach Auslaufen des 9-Euro-Tickets. „Das wäre das schlimmste, wenn wir jetzt drei Monate lang den Menschen ein gutes Angebot machen konnten – und dann im Oktober entweder die Preise deutlich erhöht werden oder das Angebot zusammengestrichen wird“, so Müller gegenüber dem „vorwärts“. „Das müssen wir unbedingt verhindern.“

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Kommentare

Nachfolge-Ticket

Der Monat September ist in nicht mehr allzu weiter Ferne, aber noch gibt es keinen konkreten Plan der Regierung, insbesondere des zuständigen FDP-Verkehrsministers, wie es weitergehen soll.

Forderungen gibt es hinreichend. Und wenn, wie Wissing vor einiger Zeit mal meinte, erst ab Januar neue Nachfolgeregelungen kommen würden, hat die Bahn längst wieder die Preise erhöht, so dass der Effekt der gleiche sein wird wie an den Tankstellen dank Wissings Parteifreund Lindner.

Ich würde mir wünschen, dass endlich die stärkste Regierungspartei mit dem Kanzler der SPD und deren Programmatik die Richtlinien der Politik bestimmt und nicht der kleinste Koalitionspartner, der ohnehin nur einen Teil der Bevölkerung repräsentiert und vertritt.

Vielleicht sollte Lindner mal die Freiburger Thesen seiner Vorgänger Flach, Maihofer, Scheel asu dem Jahre 1971 lesen oder zumindes den Beitrag von Silke Ötsch in der Frankfurter Rundschau vom 06.08.2022 mit dem Titel "Neuerfindung der FDP, Kein Klimaschutz ohne Finanzierung und Soziales", in dem die wesentlichen Punkte der Freiburger Thesen zusammengefasst sind.