145 Jahre „vorwärts“

1. Oktober 1876: Wie aus zwei Zeitungen ein „Vorwärts“ wurde

Kai Doering01. Oktober 2021
Die Premiere: Am 1. Oktober 1876 erschien die erste Ausgabe des „Vorwärts“ in Leipzig.
Die Premiere: Am 1. Oktober 1876 erschien die erste Ausgabe des „Vorwärts“ in Leipzig.
Der 1. Oktober 1876 war die Geburtsstunde des „Vorwärts“. Er erschien fortan dreimal in der Woche als „Centralorgan der Sozialdemokratie Deutschlands“. Zwei Jahre später wurde er verboten.

Heute würde man sie eine „Bleiwüste“ nennen. Vier Seiten, eng bedruckt in Fraktur-Schrift, Bilder Fehlanzeige. Leserfreundlich war sie nicht gerade die erste Ausgabe des „Vorwärts“, die am 1. Oktober 1876 in Leipzig erschien. Das „Centralorgan der Sozialdemokratie Deutschlands“ (so der Untertitel) war das Produkt der Zusammenlegung zweier Zeitungen: des „Volksstaats“, der Zeitung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), und des „Neuen Sozialdemokraten“ des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins (ADAV).

Drei Monate „Vorwärts“ für 1,60 Mark

„Mit dem 1. Oktober haben laut Congreßbeschluß unsere bisherigen zwei offiziellen Parteiorgane „Volksstaat“ und „Neuer Sozialdemokrat“ zu erscheinen aufgehört und ist an deren Stelle als einziges offizielles Parteiorgan getreten der „Vorwärts“, Centralorgan der Sozialdemokratie Deutschlands“, hieß es etwas hölzern in der ersten „Vorwärts“-Ausgabe. Gleichberechtige Chefredakteure waren Wilhelm Hasenclever, der damals auch im Reichstag saß, und Wilhelm Liebknecht. Der „Vorwärts“ erschien dreimal in der Woche – mittwochs, freitags und sonntags – und konnte quartalsweise für 1,60 Mark abonniert werden.

Dem Entstehen des „Vorwärts“ vorangegangen war die Vereinigung der SDAP und des ADAV zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) in Gotha 1875. Zwei Parteizeitungen waren damit überflüssig geworden. Lange konnte der „Vorwärts“ jedoch nicht erscheinen: Als Folge des Sozialistengesetzes musste er sein Erscheinen am 26. Oktober 1878 bereits wieder einstellen. Ab 1879 erschien er in Zürich wieder: illegal und unter dem Titel „Der Sozialdemokrat“.

Mehr über die Geschichte des „Vorwärts“ lesen Sie hier. Unseren Sonderdruck zum Jubiläum können Sie sich hier ansehen. Und hier können Sie die Erstausgabe im Original herunterladen.

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Kommentare

Vorwärts

Und was ist aus dem Vorwärts geworden?

Er erscheint nur noch sechs mal im Jahr; als ich in die SPD eintrat, war es noch eine Wochenzeitung. Wenn es auch eine Online.Ausgabe gibt, haben die älteren Mitglieder, die nicht mit der PC-Welt vertraut sind, und dies ist ein sehr großer Anteil innerhalb der Partei, nur noch alle zwei Monate Zugang zum Parteigeschehen, obwohl der Vorwärts ja zurzeit nicht verboten ist.

Und bei der Lektüre muss ich oft denken, der Vorwärts würde versuchen, die Mitglieder dazu überzeugen, SPD zu wählen. Dies ist jedoch Aufgabe der Parteiführung, der Mitglieder in Regierungen und Parlamenten, indem sie eine glaubwürdige Politik machen. Darin besteht die beste Wahlwerbung.

Zeitung der Mitglieder

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