Vieles, was heute über den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer bekannt ist, wurde durch seinen Freund Eberhard Bethge übermittelt. Der hat nach der Hinrichtung Bonhoeffers
dessen Schriften bewahrt, sie nach dem Krieg ediert und wichtige Gedanken Bonhoeffers weitergeführt. Das bestätigt John W. de Gruchy, der in Südafrika lebt und Bethge aus der gemeinsamen Arbeit im
Einsatz für das Werk Bonhoeffers kennt ebenso wie aus theologischen und politischen Debatten.
Über den Autor
John W. de Gruchy, Professor für Christian Studies an der Universität Kapstadt in Südafrika, ist Mitherausgeber der amerikanischen Ausgabe der Dietrich-Bonhoeffer-Werke. Im Einsatz gegen
Apartheid fand er einen wesentlichen gemeinsamen Nenner mit dem Bonhoeffer-Freund und -Interpreten Bethge, dessen Leben er hier nachging. Bethge wie Bonhoeffer hatten in Werk und Leben deutlich
gemacht, dass es ihnen immer darum ging, ihr theologisches Wirken an den Erfordernissen des Lebens in der jeweiligen Gesellschaft auszurichten und den Bedrängten beizustehen. Mit beiden wusste sich
de Gruchy bei dieser perspektivischen Bestimmung eins Das wurde zum Focus der Betrachtung.
Die Bekennende Kirche während der NS-Zeit
De Gruchy legt dar, wie nach 1933 von Seiten des NS-Staates sehr schnell auch die Gleichschaltung der evangelischen Kirche in Angriff genommen wurde. Christen jüdischer Abstammung wurden
hinausgedrängt, eine NS-konforme Kirchenleitung ins Amt gehoben. Dem widerstrebte die Bekennende Kirche, der sowohl Bonhoeffer als auch Bethge angehörten.
Illegales Predigerseminar in Zingst
Bethge befand sich 1934 noch in der theologischen Ausbildung. Er konnte sich allerdings nur in der Illegalität fortbilden, da er als Mitglied der nicht staatskonformen Bekennenden Kirche von
der offiziellen Ausbildung ausgeschlossen war. Bonhoeffer, der allseits anerkannte Theologe, der zu dieser Zeit in London wirkte und ebenfalls der Bekennenden Kirche angehörte, kehrte nach
Deutschland zurück und leitete das illegale Priesterseminar in Zingst.
Innerhalb der Bekennenden Kirche gab es unterschiedliche Strömungen. Nicht jeder hatte den Mut und Willen, für alle Verfolgten einzutreten. Den Einsatz für die nicht-arischen Christen und
gegen die Gleichschaltung der evangelischen Kirche bestraften die Nazis mit Ausgrenzung und Verfolgung, Haftstrafen und Todesurteilen- je nach Engagement des Einzelnen. Bethge wurde, nachdem
Bonhoeffer verhaftet und ins Konzentrationslager gesperrt worden war, zur Wehrmacht eingezogen. Er kam an die Ostfront. Er hatte das Glück zu überleben. So konnte er sein und Bonhoeffers
gemeinsames Werk fortsetzen.
Dorle Gelbhaar
John W. de Gruchy "Eberhard Bethge - Freund Dietrich Bonhoeffers. Eine Lebensgeschichte", Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München 2008, 240 Seiten,
19,95 Euro, ISBN 978-3-579-07134-3
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