Kultur

Der Widerstand des Bruderhauses

von Dagmar Günther · 18. Februar 2008

Vieles, was heute über den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer bekannt ist, wurde durch seinen Freund Eberhard Bethge übermittelt. Der hat nach der Hinrichtung Bonhoeffers dessen Schriften bewahrt, sie nach dem Krieg ediert und wichtige Gedanken Bonhoeffers weitergeführt. Das bestätigt John W. de Gruchy, der in Südafrika lebt und Bethge aus der gemeinsamen Arbeit im Einsatz für das Werk Bonhoeffers kennt ebenso wie aus theologischen und politischen Debatten.



Über den Autor




John W. de Gruchy, Professor für Christian Studies an der Universität Kapstadt in Südafrika, ist Mitherausgeber der amerikanischen Ausgabe der Dietrich-Bonhoeffer-Werke. Im Einsatz gegen Apartheid fand er einen wesentlichen gemeinsamen Nenner mit dem Bonhoeffer-Freund und -Interpreten Bethge, dessen Leben er hier nachging. Bethge wie Bonhoeffer hatten in Werk und Leben deutlich gemacht, dass es ihnen immer darum ging, ihr theologisches Wirken an den Erfordernissen des Lebens in der jeweiligen Gesellschaft auszurichten und den Bedrängten beizustehen. Mit beiden wusste sich de Gruchy bei dieser perspektivischen Bestimmung eins Das wurde zum Focus der Betrachtung.



Die Bekennende Kirche während der NS-Zeit


De Gruchy legt dar, wie nach 1933 von Seiten des NS-Staates sehr schnell auch die Gleichschaltung der evangelischen Kirche in Angriff genommen wurde. Christen jüdischer Abstammung wurden hinausgedrängt, eine NS-konforme Kirchenleitung ins Amt gehoben. Dem widerstrebte die Bekennende Kirche, der sowohl Bonhoeffer als auch Bethge angehörten.



Illegales Predigerseminar in Zingst




Bethge befand sich 1934 noch in der theologischen Ausbildung. Er konnte sich allerdings nur in der Illegalität fortbilden, da er als Mitglied der nicht staatskonformen Bekennenden Kirche von der offiziellen Ausbildung ausgeschlossen war. Bonhoeffer, der allseits anerkannte Theologe, der zu dieser Zeit in London wirkte und ebenfalls der Bekennenden Kirche angehörte, kehrte nach Deutschland zurück und leitete das illegale Priesterseminar in Zingst.



Innerhalb der Bekennenden Kirche gab es unterschiedliche Strömungen. Nicht jeder hatte den Mut und Willen, für alle Verfolgten einzutreten. Den Einsatz für die nicht-arischen Christen und gegen die Gleichschaltung der evangelischen Kirche bestraften die Nazis mit Ausgrenzung und Verfolgung, Haftstrafen und Todesurteilen- je nach Engagement des Einzelnen. Bethge wurde, nachdem Bonhoeffer verhaftet und ins Konzentrationslager gesperrt worden war, zur Wehrmacht eingezogen. Er kam an die Ostfront. Er hatte das Glück zu überleben. So konnte er sein und Bonhoeffers gemeinsames Werk fortsetzen.

Dorle Gelbhaar

John W. de Gruchy "Eberhard Bethge - Freund Dietrich Bonhoeffers. Eine Lebensgeschichte", Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München 2008, 240 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 978-3-579-07134-3

Autor*in
Dagmar Günther

war bis Juni 2022 Chefin vom Dienst des vorwärts.

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