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Ein Juso kann Judo: Warum Daniel Keller in den Brandenburger Landtag will

Daniel Keller ist den Kampf gewohnt. Der 33-Jährige ist Vize-Präsident des Deutschen Judo-Bundes und will im Potsdamer Süden dem Platzhirsch von den Linken das Direktmandat abluchsen. Zugleich wirbt er für ein rot-rot-grünes Bündnis.
von Jonas Jordan · 30. August 2019
Daniel Keller kandidiert im Potsdamer Süden für den Brandenburger Landtag.
Daniel Keller kandidiert im Potsdamer Süden für den Brandenburger Landtag.

Was war ausschlaggebend für Ihre Kandidatur?

Seit 2015 bin ich Stadtverordneter in Potsdam und seit diesem Jahr in einer Doppelspitze Fraktionsvorsitzender. Da habe ich mitbekommen, dass ich nicht alle Probleme auf kommunaler Ebene lösen kann. Ich bin im Potsdamer Süden verwurzelt, bin hier groß geworden und möchte, dass der Potsdamer Süden eine starke Stimme im Landtag bekommt. Wir leben gerade in einer sehr aufgeladenen Zeit, in der wir politische Mitstreiter haben, die versuchen, komplexe Fragen mit einfachen Parolen zu beantworten und gerade hier in Brandenburg viel mit Übertreibungen, Unwahrheiten und Hetze arbeiten. Das ist für mich die Motivation, aufzustehen, mich dagegen zu stellen und für ein Brandenburg einzusetzen.

Sie sind Vizepräsident des Deutschen Judo-Bundes und als Judoka Kämpfe gewohnt. Sind Sie damit bestens für politische Auseinandersetzungen und den Wahlkampf gewappnet?  

Als Judo-Sportler bin ich das Kämpfen gewohnt. Da schreckt mich auch eine schlechte Umfrage, die zwischendurch mal kommt, nicht ab. Im Gegenteil: Das motiviert mich eher noch, dass ich noch ein bisschen mehr mache. Ich bin es gewohnt, Leute zu motivieren. Das ist mir auch im Wahlkampf gut gelungen. Ich freue mich vor allem, dass ich viele Jusos gewinnen konnte, die mit mir auf die Matte gegangen sind.

Bei einer Aktion auf dem Marktplatz im Schlaatz könnten Bürger im Duell an der Tischtennis-Platte gegen Sie antreten. Haben Sie bewusst auf kreativere Formen des Wahlkampfs gesetzt?

Ich habe das in einem Stadtteil gemacht, in dem ich selbst als Judotrainer aktiv bin. Dort kennen mich die Menschen aus dem sportlichen Umfeld. Gerade in der jetzigen Zeit reicht es nicht aus, nur einen Flyer in den Briefkasten zu werfen. Deswegen versuche ich niedrigschwellige Angebote zu machen, vom Kneipenquiz über Tischtennis bis hin zu Haustürwahlkampf, um die Leute ins Gespräch zu verwickeln und zu erfahren, wo ihre Probleme liegen.

Als Fraktionsvorsitzender der SPD in Potsdam haben Sie vor wenigen Monaten eine rot-rot-grünes Bündnis im Stadtparlament ausgehandelt. Könnte das ein Modellprojekt für ganz Brandenburg sein?

Wir betreiben in Potsdam eine soziale, ökologische und nachhaltige Politik. Das liest sich auch aus der rot-rot-grünen Mehrheit ab. Wir haben nicht nur mit einem Antrag zum Klimanotstand, sondern auch mit unserem 26-seitigen Kooperationsvertrag gezeigt, dass wir verstanden haben, was die Wähler von uns verlangen. Wir als Landeshauptstadt können hier als gutes Beispiel für die Landesebene vorangehen.

In Ihrem Wahlkreis ist ein Linken-Abgeordneter der Platzhirsch. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, das Direktmandat zu gewinnen?

Es ist eine große Herausforderung. Doch wenn es um Themen wie Umwelt oder Wohnen geht, braucht es auch mal junge Ansätze. Da bin ich ein gutes Angebot an die Wähler. Ich rechne mir Chancen aus, auch den Wahlkreis direkt zu gewinnen.

Falls das nicht gelingt, kandidieren auch auf Platz 17 der Landesliste. Würde dieser reichen, um in den Landtag einzuziehen?

Das müsste ich einen Blick in die Glaskugel werfen. Ich wünsche mir vor allem, dass wir wieder stärkste Kraft in Brandenburg werden und ein klares Votum für Dietmar Woidke zur Regierungsbildung bekommen. Da ich ein großer Fan davon bin, dass möglichst viele SPD-Kandidaten das Direktmandat gewinnen, schaue ich lieber darauf, als zu gucken, ob es für mich über die Landesliste reicht.

Also liegt ihr Fokus darauf, den Wahlkreis direkt zu gewinnen?

So sieht’s aus. Das ist mein Ziel und das hilft dann uns allen.

Wie viel Zeit bleibt noch für den Sport, wenn Sie in den Landtag kommen?

Die Tätigkeiten für den Landesverband und den Deutschen Judo-Bund sind sowieso ehrenamtlich. Die werde ich selbstverständlich fortführen. Als Vereinstrainer wird es sicherlich ein paar kleinere Einschränkungen geben. Da werde ich wahrscheinlich nicht mehr jeden Tag auf der Matte stehen können, um Kinder und Jugendliche zu trainieren.

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Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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