"Eine rückläufige Finanzierung gefährdet die Erfüllung der allernotwendigsten sprachlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Aufgaben und damit die Zukunft des sorbischen Volkes", heißt es
in dem Memorandum. Verfasst wurde es von der Domowina, dem Bund Lausitzer Sorben, und weiteren sorbischen Vereinen und Kultureinrichtungen.
Ein Teil von Deutschland
"Ein seit Jahren ungelöster Streit über Zuständigkeiten der Finanzierung zwischen dem Bund und den Ländern Sachsen und Brandenburg belastet die deutsche Minderheitenpolitik", steht in dem
Schriftstück. Die Sorben sind ein Volk ohne Staat, das in der Ober- und Niederlausitz, in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen lebt. "Die Kompetenzen sind nicht geregelt", erklärte Jan Nuck,
Vorsitzender der Domowina. Seit 1998 ziehe sich der Bund aus der Finanzierung zurück, und schiebe die Verantwortung auf die Kommunen.
"Wir sind Teil der Bundesrepublik Deutschland", unterstrich Benedikt Dyrlich, Vorsitzender des sorbischen Künstlerbundes. Zur Erhaltung der sorbischen Kultur und Sprache sei ein jährliches
Budget von 16,4 Millionen Euro nötig. Das Memorandum appelliert an den Bund und die Länder Brandenburg und Sachsen "die Tätigkeit der Stiftung für das sorbische Volk durch eine angemessene,
langfristig festgeschriebene Förderung, welche auch einen alljährlichen Teuerungsausgleich vorsieht, zu gewährleisten." Nur so könnten wichtige zweisprachige Kulturinstitutionen erhalten bleiben.
Sprache als Kulturträger
Die sorbische Sprache als wichtiger Kulturträger gehe aus den öffentlichen Räumen zurück, so Benedikt Dyrlich. Sie zu erhalten und wiederzubeleben ist eine Aufgabe der sich das Projekt WITAJ
widmet. Es biete die Möglichkeit, in Kindergärten und Schulen Sorbisch im bilingualen Unterricht zu erlernen, erläuterte Ludmila Budar, die Vorsitzende der Sorbischen Schulvereine. Dieses Angebot
gelte für Kinder aus sorbischen und aus deutschen Familien.
Allerdings haben die etwa 60 000 in Deutschland lebenden Sorben kein Mutterland, aus dem sie - wie etwa die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein - Bücher oder Filme holen könne, betonte
Ludmila Budar. So müssten sie alles selbst herstellen - was natürlich Kosten verursache.
Bisher ist ungeklärt, wie die Förderung für 2008 aussieht. Mit dem Memorandum versuchen die Sorben auf ihre Situation hinzuweisen. "Wir bringen etwas ein, das Deutschland bereichert - und
Europa", formulierte Benedikt Dyrlich abschließend.
Birgit Güll
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