Warum ich seit fünf Jahren SPD-Mitglied bin

Stefan Schneidt25. Februar 2022
Seit fünf Jahren ist Stefan Schneidt Mitglied der SPD. Es war nicht immer einfach, doch er freut sich auf die Zukunft und die nächsten fünf Jahre.

Als ich das erste Mal zu einer SPD-Veranstaltung erschien, war ich nicht wirklich aus vollem Herzen von der Sozialdemokratie überzeugt. Einige Tage später, am 24.Februar 2017, bin ich dann in die SPD und den Jusos beigetreten. Seitdem gab es einige Höhen und Tiefen.

Man kann viel reden, aber engagier‘ dich doch mal selbst.

Es klingt schon fast düster, wenn ich schreibe, dass alles an einem dunklen Wintertag im Februar 2017 in der Schule begann. Doch manche Gegebenheiten sucht man sich nicht aus. Ich war 16 Jahre alt und ging in die elfte Klasse. Bereits in der Unterstufe hatte ich mich für die Belange der Mitschüler*innen als Klassensprecher eingesetzt. In der Oberstufe habe ich das fortgeführt. Zu der Zeit war ich Jahrgangssprecher, in der Schüler*innenvertretung aktiv und ordentliches Mitglied der Schulkonferenz. Ich war also keiner, der unauffällig war. Politisch war ich bereits seit knapp einem Jahr aktiv.

Die Missstände im Zusammenhang mit dem Unternehmen Tönnies haben mich politisiert und ich wollte für die Menschen und Tiere Veränderungen herbeiführen. Im SoWi-Unterricht habe ich mich viel über die aktuelle Politik und explizit über den Tönnies-Konzern echauffiert. Ehrlicherweise war ich ein wenig planlos und hatte mit der Kommunalpolitik gar nichts am Hut. Dementsprechend war es für mich anfangs schwierig, Lösungsansätze zu finden, die man vor Ort beschließen hätte können. Also blieb es vorerst beim Demonstrieren.

Für mich war die tagesaktuelle Bundespolitik immer sehr interessant, aber rückblickend ist „sehr interessant“ kein guter Vergleich zu meiner heutigen Situation. Heute besitze ich eine zweistellige Anzahl an Online-Zeitungszugängen und bin gerne auf Twitter am Diskutieren. Vielleicht übertreibe ich es mittlerweile auch ein wenig. Doch zurück in die Schule. Nach einer Diskussion sagte mein jetziger Wahlkampfleiter und guter Freund, Sebastian Sieg: „Man kann viel reden, aber engagier‘ dich doch mal selbst.“ Kurze Zeit später schleppte er mich das erste Mal zu einem Stammtisch beim Ortsverein Gütersloh. Sebastian hat es geschafft, viele engagierte Schüler*innen bei uns im Jahrgang nachhaltig in die Partei zu holen. Keiner hat 2017 in Gütersloh mehr Mitglieder in die Partei geholt als er.  

Der Schulzzug

Die Idee mitzugestalten hat mich gereizt. Wenn man sich mein Eintrittsdatum anschaut, dann bin ich Teil des Schulzzugs gewesen. Martin Schulz hatte mich im Laufe der Wochen sehr überzeugt. Ich habe mir viele seiner Reden – auch wenn einige am Ende sehr ähnlich waren – angehört. Mittlerweile teilen wir bei einigen Fragen sicherlich nicht die gleiche Meinung, aber ich habe großen Respekt vor ihm, insbesondere vor seinem Umgang mit Rechtsextremismus.

Gemischte Gefühle

Wenn ich die fünf Jahre Revue passieren lasse, dann habe ich gemischte Gefühle. Die ersten Jahre waren hart, wir haben viele Wahlen verloren und man hat sich schon des Öfteren gefragt, wofür man sich überhaupt engagiert. Absurd; jetzt stellen wir sogar den Bundeskanzler. Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, dann würde ich es definitiv wieder machen. Aber auf gar keinen Fall im nächsten Leben. Das würde mir meine Familie nicht verzeihen. Dafür opfert man zu viel Zeit, Geld, Gesundheit und muss oft Prioritäten setzen, die man seinen Liebsten schlecht erklären kann.

Politik ist kein einfaches Spielfeld und eine Partei ist nicht immer harmonisch. Der politische Gegner erst recht nicht. Wenn man sich meine politischen Aktionen anschaut, dann kann man den Eindruck gewinnen, dass ich auch gerne den Konflikt mag. Das stimmt auch, wenn es um die Sache geht. Wenn es aber um Nonsens geht und persönlich wird, dann habe ich definitiv schon des Öfteren Abstand zur Politik gesucht. Ich bin, seitdem ich klein bin, ein harmoniebedürftiger Mensch. Ich hasse Streit, ich gehe ihm nicht aus dem Weg, aber ich probiere ihn im privaten gar nicht erst entstehen zu lassen. In der politischen Auseinandersetzung ist es in unseren Zeiten aber umso wichtiger, dass wir streiten.

Mein Platz in der Partei

Mittlerweile habe ich meinen Platz in der Partei gefunden. Die Genoss*innen gehören ein Stück weit zu meiner Familie. Es gibt wahre Freundschaft in der Politik. In den fünf Jahren habe ich es geschafft, dass ich kommunal, auf Landes- und Bundesebene gut vernetzt bin und es schaffe, meine Akzente zu setzen. Es kommt mir zugute, dass sowohl die Gesellschaft als auch die Partei die ökologische Krise deutlich bewusster vor Augen haben. Fridays for Future hatte das Glück, auf dem Fundament anderer Klimaaktivist*innen aufbauen zu können.

Für mich ist das gesteigerte Bewusstsein und die Debatte über Klima- und Umweltschutz sehr wichtig. Es ist für mich der Schlüssel, die ökologischen Themen innerhalb der Partei weiter nach vorne zu treiben. Natürlich ist es als Genosse in NRW nicht gerade einfach, aber die Herausforderung nehme ich gerne an. Es gibt eben noch ältere Genoss*innen, die sehr stark mit der Kohle verbunden sind. Doch der Wind in der SPD weht besser als je zuvor. Ich freue mich auf die Zukunft und die nächsten fünf Jahre.

In Freundschaft, Stefan

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