Der Handschlag: Was könnte männlicher sein als zwei Hände, die sich fest und zupackend drücken, einander entschieden umfassen? Im Privaten wie Politischen kann der Handschlag ein veritabler power move sein, ein Zeichen der Macht. Wer nur schlaff seine Pfote ausstreckt, wird als Gegenüber nicht ernstgenommen. Wer hingegen energisch zugreift, der markiert sein Revier. Das weiß natürlich niemand besser als Donald Trump, Meister des renitenten Handschlags.
Macron und Trudeau bieten Trump Paroli
Seine Methode besteht darin, die Hand seines männlichen Gegenübers zu ergreifen, an sich heranzuziehen und unangemessen lange festzuhalten, während der Besitzer der jeweiligen Hand gequält in die Kameras lächelt. Dutzende von Politikern sind bereits Opfer dieses trumpschen Handschlags geworden, vom japanischen Premierminister Shinzō Abe bis hin zum amerikanischen Vizepräsidenten Mike Pence. Sie alle machten gute Miene zum bösen Spiel, während Trump mit wölfischem Grinsen ihre Hand umklammerte.
Einzig Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sowie Kanadas Premierminister Justin Trudeau – deren Bromance beim G7-Gipfel auf Sizilien erblühte – versuchten, Trump Paroli zu bieten. Macron kostete es sichtlich Anstrengungen, seine Hand während des Handschlags bei sich zu behalten und nicht von Trump näher herangezogen zu werden. Ein bisschen erinnerte das Ganze an Tauziehen. Trudeau hingegen ging direkt in die Offensive, packte entschlossen die Schulter Trumps und mindestens ebenso entschlossen dessen Hand. Sehr wahrscheinlich hat Trudeau den Handschlag vorher mit seinem Team geübt – schließlich ist sein Handschlag eines der wenigen Dinge, die bei Trump überhaupt berechenbar sind.
Lob für Brigitte Macron
Was nicht heißt, dass Trump nicht trotzdem überraschen kann. Besonders gerne überrascht er Frauen: Als Angela Merkel im März 2017 das Weiße Haus besuchte, verweigerte Trump ihr während eines gemeinsamen Fototermins den Handschlag – und das, obwohl die Fotografen unüberhörbar „Handshake! Handshake!“ riefen und Merkel selbst Trump ebenfalls um einen Handschlag bat. Das Weiße Haus ließ später verbreiten, es habe sich selbstverständlich nur um ein Missverständnis gehandelt und Präsident Trump die Frage einfach nicht gehört.
Frankreichs Première Dame Brigitte Macron hingegen hätte sich wohl gewünscht, dass Trump ihr den Handschlag verweigert. Stattdessen wartete auf sie eine Überraschung. Während seines Besuchs zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli musterte Trump Brigitte Macron erst von oben bis unten, um dann erfreut festzustellen, sie sei „in guter Form“. Das ‚Lob‘ ging ebenso an ihren Ehemann, dem Trump mitteilte: „Sie ist in toller körperlicher Verfassung. Wunderschön.“ So, als sei Brigitte Macrons Figur ebenso der Verdienst ihres Mannes. Trump-Gattin Melania stand derweil daneben und wusste vermutlich nicht, wie ihr geschah.
Handshake als power move - auch für Frauen
Als Frau ist es offenbar am schlauesten, Trump – ein Mann, dessen Motto „Grab them by the pussy“ lautet – einfach aus dem Weg zu gehen. Für Frauen von Regierungschefs und Staatsoberhäuptern ist das aber schlicht nicht möglich. Oder? Gerüchten zufolge soll die Frau von Japans Premierminister, Akie Abe, beim G20-Treffen so getan haben, als ob sie kein Englisch spreche, um nicht mit ihrem Dinner-Sitznachbarn Donald Trump Konversation machen zu müssen.
Den dürfte das nicht groß gestört haben, Frauen sind für ihn ja sowieso eher schmückendes Beiwerk als ernstzunehmende Gesprächspartnerinnen. Den Preis für den entschiedenste Trump-Vermeidungsstrategie verdient aber Polens First Lady, Agata Kornhauser-Duda: Sie ging direkt an Trumps ausgestreckter Hand vorbei und auf Melania Trump zu, deren Hand sie sodann erfreut ergriff. Ja, der Handschlag ist eben ein power move – nicht nur für Männer.