In schnellen Schritten müssen wir eine sozial-ökologische Wende umsetzen. Industrieland mit guten Arbeitsplätzen bleiben – aber eben klimaneutral von der Stahlerzeugung über die Energieversorgung bis zum Verkehr. Doch machbar ist das nur mit vielen nachrückenden, gut ausgebildeten Fachkräften. Hier ist das zentrale Problem: Der bundesweite Ausbildungsmarkt ist aktuell so hart polarisiert, dass massenhaft Zukunftschancen gefährdet sind. Deshalb ist die existenzielle Frage: Schaffen wir gute Ausbildung für alle? Gestalten wir den sozial-ökologischen Wandel gerecht? Die SPD muss endlich Alarm schlagen und handeln!
Fachkfräftemangel vs. Ausbildungsmangel
Einerseits bleiben vor Ort gute, tarifgebundene Ausbildungsstellen unbesetzt. Fast überall sind Klagen über „Fachkräftemangel“ oder gar allgemeinen „Arbeitskräftemangel“ zu hören. Aber andererseits stehen gerade circa 2,3 Millionen Menschen unter 35 Jahren ganz ohne Ausbildung da. Und das, während 30 Prozent der Fachkräfte in den nächsten 15 Jahren in Rente gehen!
Anders gesagt: Um den großen Umbruch – die sozial ökologische Transformation – zu gestalten, brauchen wir dringend hunderttausende neue, junge, gut ausgebildete Fachkräfte. Aber sogar gute Stellen in Industrie und Handwerk bleiben aktuell unbesetzt. Und auf der anderen Seite lassen sich in jeder Großstadt über Tausend junge Menschen ohne jede Berufsausbildung ausmachen. Sie drohen persönlich leer auszugehen. Sie fehlen als Fachkräfte im Wandel. Und gesellschaftlich nimmt die soziale Spaltung immer bedrohlichere Ausmaße an.
Nur noch 20 Prozent der Betrieben bilden aus
Bei so einer Polarisierung müssen in der SPD alle Alarmsirenen angehen. Denn zukünftiger Wohlstand, Zukunftschancen und soziale Teilhabe stehen auf dem Spiel. Die IG Metall schlägt mit ihrer Initiative „S.O.S. Aus- und Weiterbildung“ bereits Alarm. Der Ausbildungsnotstand ist jetzt da, konkretes Handeln ist gefragt: In der aktuellen Debatte um eine Ausbildungsgarantie fordern die Gewerkschaften und sogar die Bertelsmann-Stiftung die Einführung einer Ausbildungsgarantie mit einem Rechtsanspruch auf eine Erstausbildung.
Die Idee: Alle jungen Menschen ohne Erstausbildung bekommen Ausbildungsangebote bei Träger*innen der Berufsbildung, bestenfalls sogar in Betrieben. Die Bertelsmann-Studie setzt hier auf Steuerfinanzierung, die Gewerkschaften fordern einen Umlagefonds: Betriebe, die nicht ausbilden, sollen finanziell einzahlen. Zusätzlich ausbildende Betriebe und Ausbildungsträger werden durch den Ausbildungsfonds entlastet. Denn nur noch 20 Prozent der Betriebe bilden aus.
Wirtschaftliche Zukunft und soziale Gerechtigkeit
Deshalb ist die SPD in der Ampelregierung gefordert, im neuen Weiterbildungsgesetz eine echte Ausbildungsgarantie aufzunehmen. Die Durchsetzungsfähigkeit, die Arbeitsminister Hubertus Heil beim Mindestlohn und bei der Rente gezeigt hat, ist jetzt gefragt. Denn Zukunftschancen und der sozial-ökologische Fortschritt stehen auf dem Spiel. Genauso ist die SPD in der Kommunalpolitik überall dringend gefragt. In Bielefeld sind wir vorangegangen, haben sowohl einen eigenen Ausbildungsfonds wie auch einen Ausbildungsreport auf den Weg gebracht.
Wir haben klar vor Augen, dass es hier um die wirtschaftliche Zukunft und soziale Gerechtigkeit geht. Und wenn wir es vor Ort nicht gestalten, wird es auch ein Rechtsanspruch auf Ausbildung nicht richten. Diese ernüchternde Erfahrung haben wir beim Rechtsanspruch auf KiTa-Plätze bereits hinter uns.
Kommentare
für alle, sicher ist das möglich, wenn man den Satz vervollständ
igt, für alle, die lesen, schreiben und rechnen können, im Umgang mit der hier gebräuchlichen Sprache gut oder besser vertraut sind, oder bei guten naturwissenschaftlichen Kenntnissen englisch sprechen und verstehen, für all die ist eine gute Ausbildung möglich. Die anderen müssen sehen, wo sie bleiben, viele werden evtl Frisör oder arbeiten in einem Imbiss, einige putzen, aber die meisten gehen dann leer aus, wie können ja nicht allen verbleibenden einen Besen in die Hand drücken, schon um dem Vorwurf einer Diskriminierung zu vermeiden.
Für die Schulausbildung reichen zunächst die Sprachkenntnisse aus, hat man die, dann lernt man auch lesen , schreiben und rechnen, hat wenigstens die Chance, dies zu tun.
Duale Berufsausbildung
findet in der Regel zwischen dem 16. - 20. Lebensjahr statt, in Ausnahmen [Ausbildungswechsel, Schulabgänger ab der 11. Klasse, Studienabgänger vor dem Bachelor] ein wenig darüber.
Die duale Berufsausbildung ist über die Jahrzehnte stetig anspruchsvoller geworden, so dass man qualifizierte Berufsausbildungen noch mit einer guten mittleren Reife absolvieren kann.
So sind also an einer Ausbildung interessierte Personen erst einmal mindestens auf diesen Stand zu bringen. Da genau hapert es mitunter.
Für dual ausgebildete Personen muss man berufliche Fort- und Weiterbildung ermöglichen. Da versagte die Politik in den letzten 25 Jahren.
Betriebe mit Abgaben kujonieren und drangsalieren zu wollen, führt womöglich dazu, dass Betriebe aufgegeben und verkauft oder verlagert werden.