32 Jahre nach der Wiedervereinigung

Was das Zukunftszentrum für die Deutsche Einheit leisten soll

Dunja Kreiser10. Juni 2022
Vor 33 Jahren fiel die Mauer. Das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ soll die Erfahrungen für Die Zukunft nutzbar machen.
Vor 33 Jahren fiel die Mauer. Das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ soll die Erfahrungen für Die Zukunft nutzbar machen.
Der Bundestag hat die Einrichtung des „Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ beschlossen. Es soll nicht nur die Lebensleistung der Ostdeutschen würdigen, sondern auch Impulse für Europa geben.

Die Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ hatte im Dezember 2020 in ihrem Abschlussbericht vorgeschlagen, ein „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ einzurichten. Mit diesem Zukunftszentrum soll in den neuen Bundesländern ein Ort geschaffen werden, an dem die wichtigen Transformationserfahrungen der Ostdeutschen während der Wiedervereinigung mit den aktuellen und künftigen Herausforderungen einer sich stetig wandelnden Welt zusammengebracht werden sollen.

Ich freue mich sehr, dass der Bundestag im Mai nun die Einrichtung des Zukunftszentrums auf den Weg gebracht und damit ein weiteres Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag erledigt hat – mit den Stimmen von SPD, CDU, FDP und Bündnis 90 bei Enthaltungen von AfD und Linken.

Erfahrungen der Wiedervereinigung nutzbar machen

Zum einen ist das Projekt bedeutsam, weil die Lebensleistung der Ostdeutschen endlich eine angemessene Würdigung erfahren muss. Und zum anderen auch, weil ich davon überzeugt bin, dass die im Zuge der deutschen Wiedervereinigung gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse auch für andere in Europa bestehende Herausforderungen wertvoll sein können. Die im Zukunftszentrum geplanten Begegnungen, Forschungsprojekte und Kulturveranstaltungen werden dazu beitragen, dass Europa auch in Zukunft ein Ort der Freiheit, der Stabilität und des Wohlstands sein wird.

Wir erleben in Europa tiefgreifende Veränderungen – durch die Digitalisierung, den Klimawandel, die Energiekrise und natürlich aktuell besonders durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Vieles, was uns zuvor als sicher und unverrückbar schien, wird auf den Kopf gestellt. Wir haben, Bundeskanzler Olaf Scholz hat das zutreffend gesagt, eine echte Zeitenwende. Und die führt natürlich zu einer Suche nach neuen Ordnungen und neuen Lösungen, ein Prozess, der viele Menschen stark verunsichert.

Transformation in schwierigen Zeiten

Nach der Deutschen Einheit litten Regionen Ostdeutschlands unter einer Deindustriealisierung. Dieser Fehler darf im Zuge der anstehenden Transformation nicht ein zweites Mal passieren. Der Osten Deutschlands muss endlich die Chance erhalten, gerade in der Transformation eine entscheidende Rolle zu spielen. Dabei muss die gesellschaftliche Teilhabe entscheidend gestärkt werden. Die Menschen müssen die Möglichkeit haben, ihre Region zu gestalten.

Eine Aufgabe des Zukunftszentrums wird es sein, herauszufinden, wie auch in schwierigen Zeiten eine gesellschaftliche Transformation gelingen kann. Und natürlich wird auch die Frage, welches Land Deutschland in Europa sein will, eine große Rolle spielen.

Für das Zentrum soll ein neues Gebäude errichtet oder ein bestehendes Gebäude „mit signifikanter Architektur“ umgebaut werden. Bewerben können sich Kommunen aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen – in einem offenen Verfahren im Rahmen eines Standort- und Realisierungswettbewerbes.

Das Interesse ist groß

2027, spätestens 2028 soll das Zukunftszentrum seine Arbeit aufnehmen. Das Interesse, Standort des Zentrums zu werden, ist groß – gleich mehrere Städte haben ihren Hut in den Ring geworfen. Die Gestaltungsmöglichkeiten für das Projekt sind vielfältig, ganz viele Dialogformate sind vorstellbar. Ein Institut wird Forschungsbeiträge zu Transformationsaspekten erarbeiten sowie Preise und Stipendien ausloben, ein Kulturzentrum wird Begegnungsstätte und Veranstaltungsort für Konferenzen sein.

Über allem steht der Wunsch und die Idee, mit dem Zentrum weitere Brücken zu schlagen – zwischen Ost- und Westdeutschland, aber noch mehr zwischen Ost- und Westeuropa.

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