
Ab heute beginnen die Befragungen: In Deutschland findet im Jahr 2022 wieder eine Volkszählung statt. Doch was bedeutet das eigentlich, wer wird warum wie gezählt – und was soll das bringen? Wir klären die wichtigsten Fragen zur Volkszählung 2022.
Wofür gibt es die Volkszählung?
Die Volkszählung, auch „Zensus“ genannt, findet in regelmäßigen Abständen, alle paar Jahre statt. Ziel der Zählung ist es, möglichst genau zu erfassen, wie viele Menschen in Deutschland leben. Außerdem geht es auch darum, Veränderungen in der Bevölkerung zu erfassen und die Bevölkerungsstatistik zu bereinigen. Denn über die Jahre schleichen sich bei mehr als 80 Millionen Bundesbürger*innen immer wieder kleinere Fehler in die Daten der Behörden ein: Menschen ziehen um, melden sich verspätet, andere Menschen versterben, neue Bürger*innen werden geboren. Dadurch wird im Laufe der Zeit die Statistik ungenauer. Hinzu kommt: Diese Daten werden in Deutschland nicht zentral erfasst.
Wer muss an der Volkszählung teilnehmen?
Grundsätzlich nimmt jeder Mensch in gewisser Weise an der Volkszählung teil. Denn dafür werden erstmal die vorhandenen Daten der Verwaltung genutzt – allen voran die der Einwohnermeldeämter.
Der zweite Teil ist eine Befragung von rund zehn Millionen Haushalten. Laut Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamts, werden so rund 30 Millionen Menschen befragt. Die Teilnahme daran ist verpflichtend. Allerdings sind nur die Haushalte betroffen, die dazu aufgerufen wurden. Wer für die Stichprobe ausgewählt wurde, wurde darüber bereits per Post informiert.
Was wird beim Zensus abgefragt?
In einer kurzen Befragung werden neben Angaben zur Person – also beispielsweise der Name, der Wohnort, das Geschlecht – abgefragt. In weiterführenden, längeren Interviews werden außerdem Fragen zur Haushaltsgröße, zu Beruf und Ausbildung gestellt. Der Musterfragebogen, der auch online ausgefüllt werden kann, ist auf der Seite des Zensus einsehbar.
Welche Fragen gestellt werden, richtet sich übrigens nach einer EU-Verordnung, an der sich auch die anderen Länder der Europäischen Union orientieren. „Es gibt keine Fragen zum Einkommen, zur Religionszugehörigkeit und selbstverständlich auch keine Fragen zum Impfstatus“, betont Thiel außerdem – und warnt davor, dass solche Falschinformationen bereits im Internet kursieren.
Was in diesem Jahr allerdings auch statistisch erfasst werden soll: Angaben über Baujahr, Miete, Sanierungszustand von Wohnimmobilien – oder möglichen Leerstand. „Damit liefern wir eine wichtige Datengrundlage für künftige Planungen und Entscheidungen“, erklärt Thiel, warum diese Informationen in diesem Jahr erstmals erfasst werden. Ein einheitliches Verwaltungsregister, das den Wohnungsbestand in Deutschland flächendeckend erfasst, gibt es laut Thiel noch nicht.
Die Daten können laut Thiel beispielsweise Auskunft darüber liefern, wo Wohnraum gefährdet ist. „Die staatliche Wohnraumförderung kann nur dann gezielt umgesetzt werden, wenn sichtbar wird, wo bezahlbarer Wohnraum besonders notwendig ist“, so Thiel weiter.
Was passiert mit den Daten?
Viele Entscheidungen in der Politik hängen von Zahlen ab: Wer wohnt wo, wie viele Menschen leben in einer Stadt? Ganz konkret entscheidet sich daran zum Beispiel, wie viel Steuergeld in eine Region fließt und wo u.U. neue Schulen, Kitas oder Wohnraum notwendig werden. „Der Zensus ist ein Gewinn für uns alle“, betonte Thiel am Montag in der Bundespressekonferenz, „denn die Entscheidungen werden besser und durch bessere Entscheidungen profitiert am Ende jede*r Einzelne“.
Auch der Zuschnitt der Wahlkreise richtet sich nach diesen Bevölkerungsdaten, die mit dem Zensus genauer werden sollen.
Wie steht es um den Datenschutz?
Natürlich unterliegt auch der Zensus dem deutschen Datenschutz – entsprechend unterliegen auch die Interviewer*innen und die Behörden der Geheimhaltung über die erfassten Daten. Außerdem verweist der Zensus auf das Bundesverfassungsgericht: Die Daten aus der Volkszählung dürfen nur dafür verwendet und nicht an andere weitergegeben werden. Das gilt auch für andere Behörden: Weder Polizei noch Finanzamt erhalten Daten aus dem Zensus. „Es gilt das Einbahnstraßenprinzip: Die Daten fließen nur in eine Richtung – zu den statistischen Ämtern“, heißt es dazu auf der Seite des Zensus. Außerdem sollen personenbezogene Daten, sobald wie möglich gelöscht werden.
Wie geht es in den kommenden Wochen weiter?
Mit dem Beginn der Volkszählung am 16. Mai werden nun die Befragungen durchgeführt. Die Datenerhebung soll rund drei Monate dauern – also bis Mitte August. Die Ergebnisse der Volkszählung sollen dann im November 2023 vorliegen – also nach rund 18 Monaten. Bis dahin werden die gesammelten Daten von den Statistikämtern erfasst, verarbeitet und aufbereitet.
Wann kommt der nächste Zensus?
Die Vereinten Nationen empfehlen alle zehn Jahre eine Volkszählung. Aufgrund der Pandemie wurde der Zeitraum in Deutschland etwas ausgedehnt: Der vorherige Zensus fand bereits im Jahr 2011 statt, eigentlich wäre 2021 bereits die nächste Befragung gewesen. Demnach wäre dann auch 2031 der nächste Zensus-Termin. Ob es dann noch Befragungen geben wird, ist allerdings unklar. Das Statistische Bundesamt hofft bis dahin auf ein rein registerbasiertes Verfahren – also ohne zusätzliche Befragungen und Stichproben.