20 Jahre Afghanistan

Zapfenstreich vor dem Bundestag: eine angemessene Würdigung

Siemtje Möller13. Oktober 2021
Ein Großer Zapfenstreich wie hier im Jahr 2019 findet am Mittwoch vor dem Bundestag statt.
Ein Großer Zapfenstreich wie hier im Jahr 2019 findet am Mittwoch vor dem Bundestag statt.
Der Große Zapfenstreich vor dem Bundestag zum Ende des 20 Jahre währenden Einsatzes in Afghanistan ist ein würdiger Abschluss für die Soldat*innen, meint Siemtje Möller, verteidigungspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion.

Am Mittwoch, 13. Oktober, findet auf dem Platz vor dem Reichstagsgebäude ein Großer Zapfenstreich zum Ende des 20 Jahre währenden Einsatzes in Afghanistan statt. Das ist gut und richtig: ein würdiger Abschluss für die Soldat*innen im Herzen der Republik und der Demokratie.

59 Todesopfer, darunter 35 im Gefecht Gefallene sind zu beklagen, hunderte an Leib oder Seele Verletzte finden sich unter den mehr als 160.000 Soldat*innen, die in Afghanistan eingesetzt waren. Ihnen zu Ehren, für die erbrachte Leistung, den treuen Dienst und die gebrachten Opfer durch die Soldat*innen und ihre Angehörigen wird nun der Einsatz mit der höchsten militärischen Zeremonie gewürdigt.

Würdigung der Parlamentsarmee in der Herzkammer der Demokratie

Anders als bei unseren europäischen Nachbarn oder engsten Verbündeten werden in Deutschland Auslandseinsätze der Bundeswehr nicht vom Staatsoberhaupt oder im Verteidigungsministerium entschieden. Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee. Es ist der Bundestag der mit seinen Abgeordneten, der gewählten Volksvertretung, im Namen des deutschen Volkes die Soldat*innen der Bundeswehr in manches Mal hoch gefährliche Einsätze entsendet.

Sie ist damit demokratisch legitimiert und im Namen von uns allen im Einsatz. Es ist deshalb mehr als angemessen, dass die Würdigung dieses prägenden Einsatzes vor dem Reichstag, in der Herzkammer der Demokratie stattfindet und ich hoffe auf eine breite Beteiligung der Kolleg*innen des alten und des neu gewählten Bundestages.

Kein Abschluss unter das Kapitel Afghanistan

Was diese Ehrung NICHT ist: Sie ist kein Abschluss unter das Kapitel „20 Jahre Afghanistan“. Dieser Einsatz, der unsere ganze Gesellschaft geprägt hat wie kein anderer, muss sorgfältig analysiert und aufgearbeitet werden. Dies kann nur eine Enquete-Kommission, die alle Facetten durchleuchtet und auch mit unabhängigen Expert*innen diskutiert. Und zum Abschluss mit einem fundierten Ergebnis und Empfehlungen für zukünftige Einsätze kommt.

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Kommentare

Afghanistan

Nun bin ich kein Freund von solch spätfeudalen Zapfenstreichen und anderen militaristischen Selbstdarstellungen. 59 Tote, hunderte wenn nicht tausende Traumatisierte und weas wurde erreicht. Der "Westen" sollte sich darüber im klaren sein (werden), daß er diesen Krieg verloren hat. Die meisten Opfer haben die afghanischen Völker zu bedauern, fasst Euch mal an die Nase und denkt darüber nach was ihr da angerichtet habt.
Und es muss auch offen problematisiert werden, dass die Bundeswehr (Bundesregierung) vom Hauptverbündeten schnöde im Regen stehen gelasssen wurde. Ich sehe die Rolle des NATO Anführers als höchst bedenkenswert; Nibelungentreue darf nicht sein, das hat vor etwas mehr als 100 Jahren schon mal großes Leid in Europa verursacht.

Zapfenstreich

ganz meiner Meinung

Preussisches

Traditionstheater, braucht kein Mensch, sowas.

Preussisches

und dazu eine Anzeige von AKK in vielen Zeitungen unter "bundeswehrkarriere.de", womit der Afghanistan-Einsatz gelobt wird.

Der Große Zapfenstreich - eine angemessene Würdigung?

Aufmarsch mit Fackeln vor dem Reichstagsgebäude: Die Shoah, veranlasst von einem deutschen Reichskanzler, exekutiert auch von der damaligen deutschen Wehrmacht, ein Schandmal der deutschen Geschichte, ist verbunden mit solchen Aufmärschen. Allein deshalb sollten wir besser auf sie verzichten.
Es gibt aber mindestens einen aktuellen Grund, ihn abzulehnen. Wann immer die Hardliner wegen Afghanistan (oder der geforderten Bundeswehr-Aufrüstung) in Erklärungsnot kamen, deuteten sie die Argumente der Aufrüstungsgegner in eine Gegnerschaft gegen die deutschen Soldaten um – und schon waren die Aufrüstungsgegner die Bösen. Der Große Zapfenstreich war nicht zuletzt der Versuch, fundamentale Kritik des Afghanistan-Desasters im Keim zu ersticken.

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