Energie

Windkraft ­goes Nordsee

Karsten Wiedemann21. August 2009

Ein Windrad steht bereits, wenn alles gut läuft, könnte im August schon Strom

fließen. Zum Jahresende sollen dann gut 50 000 Menschen mit Strom aus den insgesamt 12 Windrädern versorgt werden.

Der technische und logistische Aufwand für "Alpha Ventus" ist ernorm: Die Fundamente für die Windräder müssen in 30 Meter tiefem Wasser in den Meeresgrund einbetoniert werden, eine kleine
Armada von Schiffen ist für den Material-Transport nötig. Nie zuvor wurde in so großer Entfernung zum Festland ein Windpark errichtet. Anders als zum Beispiel im Nachbarland Dänemark dürfen
Windparks auf See hierzulande nur in großer Entfernung von der Küste gebaut werden.

Technischer Aufwand treibt Kosten in die Höhe

Für Mensch und Material ist "Alpha Ventus" deshalb absolutes Neuland. Die Baukosten liefen immer wieder aus dem Ruder. Insgesamt 250 Millionen Euro wird der Park wohl kosten. Außer den
Betreibern, den Energieunternehmen E.ON, Vattenfall und EWE steuert auch das Bundesumweltministerium 50 Millionen Euro bei. Trotz der hohen Kosten für Off-Shore Windenergie herrscht
Goldgräberstimmung in der Nordsee: Weitere 18 Windparks sind bereits genehmigt.

Damit sich der Betrieb lohnt, hat der Bund die Vergütung für Off-Shore produzierten Strom von 9 auf 15 Cent pro Kilowattstunde angehoben. Wegen der günstigen Windverhältnisse auf offener See
liefern die Anlagen rund 40 Prozent mehr Strom als vergleichbare an Land. Im Jahr 2030 sollen 15 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms auf hoher See erzeugt werden, so will es die
Bundesregierung. Ein realistisches Ziel, findet Hanno Fecke, Chef der Messe in Husum.

Erneuerbare-Branche trifft sich in Husum

"Die Off-Shore Windkraft hat ein gewaltiges Potential." Um dieses zu nutzen, müsse aber noch an den Rahmenbedingungen gearbeitet werden. "Es gibt noch gar nicht genügend Erdkabel, um den
produzierten Strom zu transportieren", sagt Fecke. In der Region um Husum spielen Windkraft und Erneuerbare Energien schon lange eine große Rolle. Mit der "HUSUM WindEnergy" und "new energy
husum" beherbergt die nordfriesische Stadt zwei Leitmessen der Branche. Viele Unternehmen wie die Windkraft-Giganten Vestas oder RePower haben einen Sitz vor Ort.

"Husum ist so etwas wie das kulturelle Denkzentrum für die Branche", sagt Messe-Chef Fecke. Von Krise ist wenig zu spüren, die Messe wächst von Jahr zu Jahr, ein neues Kongress- und
Veranstaltungszentrum ist derzeit in Bau. "Die Wirtschaftskrise geht an der Erneuerbaren-Energien-Branche komplett vorbei, wir haben jährliche Wachstumsraten von 25 bis 30 Prozent", so Fecke,
der als SPD-Kandidat für die Bundestagswahl im Wahlkreis Nordfriesland/Dithmarschen-Nord antritt.

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