90 Jahre Friedrich-Ebert-Stiftung

Weil Demokratie immer Demokraten braucht

Sarah Schönewolf02. März 2015
Friedrich Ebert verstarb am 28. Februar 1925. Sein politischer Wille lebt bis heute in der nach ihm benannten Stiftung weiter.
Friedrich Ebert verstarb am 28. Februar 1925. Sein politischer Wille lebt bis heute in der nach ihm benannten Stiftung weiter.
Herzlichen Glückwunsch, Friedrich-Ebert-Stiftung! Die SPD-nahe Organisation feiert am heutigen Montag ihren 90. Geburtstag. Das Ziel der größten und ältesten politischen Stiftung Deutschlands, den sozialen Aufstieg durch Bildung zu fördern, bleibt weiterhin aktuell.
„Gerade in der heutigen Zeit, in der die Wahlbeteiligung sinkt und eine zunehmende Skepsis gegenüber demokratischen Strukturen besteht, kommt der politischen Bildung eine herausragende Bedeutung zu,“ betont der Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung, Kurt Beck, anlässlich deren 90. Geburtstags. „Wir fühlen uns verpflichtet, uns dieser Themen anzunehmen.“
 
Mit einem Festakt, an dem Bundespräsident Joachim Gauck, der frühere polnische Staatspräsident Alexander Kwaśniewski, SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier teilnehmen, wird die Stiftung ihrer Geburtsstunde am 02. März 1925 gedenken.

„Geburtsanzeige“ im vorwärts

Nach dem Tode des früheren SPD-Vorsitzenden und Reichspräsidenten Friedrich Ebert am 28. Februar 1925 hatte der Parteivorstand zwei Tage später in der Abendausgabe des vorwärts um Spenden zur Gründung einer Stiftung im Sinne des Verstorbenen gebeten. Etwa 5.000 Reichsmark kamen zusammen und bildeten den Grundstock der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), die heute einen Etat von 153 Millionen Euro hat. Mittel, mit denen Beck zufrieden ist: „Wir können unsere Arbeit anständig machen“, sagt er.
 
„Anständig arbeiten“ – damit meint der frühere SPD-Vorsitzende die Grundwerte der sozialen Demokratie zu fördern, das Hauptziel der ältesten deutschen Stiftung. Damit strebe sie „eine freie und solidarische Gesellschaft an mit gleichen Chancen der politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Teilhabe – unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Religion“.

Weltweite Bildungsförderung

Praktisch setzen ihre 617 Mitarbeiter in Bonn, Berlin und im Ausland dies durch eine ganze Menge politischer Bildungs- und Diskussionsveranstaltungen um: 2013 fanden 2600 Veranstaltungen statt, an denen über 200.000 Menschen teilnahmen. Ganz im Sinne ihres Namensgebers, der sich als Autodidakt aus einfachen Verhältnissen den Weg an die Spitze der deutschen Republik arbeitete, fördert die Stiftung über 2730 Studierende und Promovierende aus finanziell schwächeren Familien. „45 Prozent der Stipendiaten studieren als erstes Mitglied ihrer Familie“, sagt Beck und erinnert an Eberts prägnanten Satz „Demokratie braucht Demokraten“.
 
Dass dieser auch 90 Jahre nach Eberts Tod umfassende Gültigkeit hat, zeigt die Friedrich-Ebert-Stiftung nicht nur in Deutschland, wo sie nach ihrer Zerschlagung durch die Nationalsozialisten 1947 neugegründet wurde, sondern auch durch ihre Dependancen in Ländern, die sich der Demokratie erst öffnen, etwa in Myanmar und Bangladesch. „Unsere Mitarbeiter sind sehr mutig“, betont Beck und verweist auf die schwierige Zusammenarbeit mit Regierungskritikern im nördlichen Afrika und in Sri Lanka. 90 Jahre nach dem Tod Friedrich Eberts bleibt sein politischer Auftrag der Förderung von Demokratie und Verständnis zwischen Deutschland und anderen Länder somit aktueller denn je.

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Kommentare

Name der Stiftung

Warum trägt die Parteistiftung ausgerechnet den Namen von Friedrich Ebert? Er war nicht immer die Glanzgestalt, für die er dargestellt wird; schon August Bebel war gegen seine Wahl zu einer der beiden Vorsitzenden, weil er ihm zu rechts war. Es gibt doch auch andere Persönlichkeiten aus der Parteigeschichte (Hugo Haase, Otto Wels, Willy Brandt, und natürlich August Bebel oder Wilhelm Liebknecht), die als Namensgeber in Frage kämen.

Friedrich Ebert

Ich stimme der Kritik von Herrn Peter Boettel im vollen Umfang zu. Friedrich Ebert hat nicht nur Noske geduldet sondern
auch Pabst, den Verantwortlichen für die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Das Mordkomplott ist nie aufgeklärt worden, obwohl der 1956 verstorbene Pabst auf brisante Briefe in seinem Nachlass hingewiesen hat.

Friedrich Ebert

Ja, Wolfgang Artmann, da gibt es einige unrühmliche Geschichten in diesem Zusammenhang.. Ich habe mich bewusst etwas zurückgehalten; aber dieses Zitat von Waldemar Pabst spricht Bände, und Ebert hat Bluthund Noske erst auf starken Druck der Partei, insbesondere von Otto Wels, entlassen, wobei sein Abgang immerhin mit dem Posten eines Oberpräsidenten von Hannover versüßt wurde.