Corona-Pandemie

Wegen Omikron: Corona-Expert*innenrat rät zu Kontaktbeschränkungen

Kai Doering19. Dezember 2021
Boostern, testen und Kontakte einschränken: Dazu rät der Expert*innenrat der Bundesregierung angesichts der Omikron-Variante des Corona-Virus.
Boostern, testen und Kontakte einschränken: Dazu rät der Expert*innenrat der Bundesregierung angesichts der Omikron-Variante des Corona-Virus.
Aufgrund der sich rasch ausbreitenden Omikron-Variante des Corona-Virus rät der Expert*innenrat der Bundesregierungen zu umfangreichen Kontaktbeschränkungen. Die Wissenschaftler*innen entwerfen ein düsteres Szenario.

Die Omikron-Variante des Corona-Virus breitet sich mit rasender Geschwindigkeit aus. Länder wie Großbritannien und die Niederlande haben deshalb bereits zu drastischen Maßnahmen gegriffen. Nun rät auch der neu eingerichtete Corona-Expert*innenrat der Bundesregierung zu weiteren Einschränkungen. „Der Expertenrat erwartet für die kommenden Wochen und Monate enorme Herausforderungen, die ein gemeinsames und zeitnahes Handeln aller erfordern“, heißt es in einer Stellungnahme, die am Sonntag veröffentlicht wurde.

Gesundheitssystem vor extremer Belastung

In dem dreiseitigen Papier ist von einer „neuen Qualität der Pandemie“ die Rede. Die in Deutschland angenommene Verdopplungszeit der Omikron-Inzidenz liege „aktuell im Bereich von etwa 2 bis 4 Tagen“. Setzte sich diese Entwicklung fort, „wäre ein relevanter Teil der Bevölkerung zeitgleich erkrankt und/oder in Quarantäne. Dadurch wäre das Gesundheitssystem und die gesamte kritische Infrastruktur unseres Landes extrem belastet“, schreiben die 19 Wissenschaftler*innen.

Sie erwarten eine überdurchschnittliche Belastung von Einrichtungen wie Krankenhäusern, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten, Telekommunikation sowie der Strom- und Wasserversorgung Anfang kommenden Jahres. Darauf sollten sich Bund, Länder sowie Städte und Gemeinden bereits jetzt einstellen und Technisches Hilfswerk sowie die Bundeswehr zu Hilfe rufen.

Boosterimpfungen reichen nicht aus

Als kurzfristige Maßnahme „bereits für die kommenden Tage“ raten die Expert*innen einstimmig zu zügigen Kontaktbeschränkungen, da die Booster-Kampagne allein eine fünfte Corona-Welle nicht wirksam brechen könne. „Die Boosterimpfungen, wie auch die Erst- und Zweitimpfungen, müssen auch über die kommenden Feiertage mit allen verfügbaren Mitteln fortgesetzt und weiter beschleunigt werden“, schreiben die Wissenschaftler*innen.

Neben den politischen Entscheidungen müsse die Bevölkerung „intensiv zur aktiven Infektionskontrolle aufgefordert werden. Dazu gehören die Vermeidung größerer Zusammenkünfte, das konsequente, bevorzugte Tragen von FFP2-Masken, insbesondere in Innenbereichen, sowie der verstärkte Einsatz von Schnelltests bei Zusammenkünften vor und während der Festtage.“

Lauterbach schließt Weihnachtslockdown aus

Die gesellschaftliche Situation ist den Expert*inne dabei sehr bewusst. „Die Omikronwelle trifft auf eine Bevölkerung, die durch eine fast zweijährige Pandemie und deren Bekämpfung erschöpft ist und in der massive Spannungen täglich offenkundig sind“, schreiben sie in ihrer Stellungnahme. „Eine umfassende Kommunikationsstrategie mit nachvollziehbaren Erklärungen der neuen Risikosituation und der daraus folgenden Maßnahmen“ sei deshalb „essentiell“.

Aus der Politik gab es bereits Zustimmung zu dem Ratschlag. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig schrieb auf Twitter:

Im „Bericht aus Berlin“ hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Sonntag einen Lockdown über Weihnachten ausgeschlossen. Am Samstag hatten sich die Gesundheitsminister*innen der Länder für Einreisebestimmungen für Reisende aus Virusvariantengebieten ausgesprochen. Reisende ab einem Alter von sechs Jahren, die sich in den zurückliegenden zehn Tagen vor der Einreise nach Deutschland in einem Virusvariantengebiet aufgehalten haben, sollen demnach schon vor der Abreise einen negativen PCR-Testnachweis vorlegen.

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Kommentare

ich bezweifele

die Kompetenz dieses Rates, der , so wie er zusammengesetzt ist, keine demokratische Legitimation beanspruchen kann. Insbesondere mangelt es an einer zumindest ausreichenden Beteiligung von Frauen und Migraten/Innnen

Keine Legitimation nötig

Da es sich bei dem Expertenrat um ein Gremium handelt, das keine Entscheidungen trifft sondern die Politik nur berät - ganz im Sinne eines Rats eben – ist die Frage nach der demokratischen Legitimation unsinnig. Die Bundesregierung bzw. das Kabinett ist in diesem Sinne das demokratisch legitimierte Organ.

das wär schö, ist aber

a Schmäh. (Ludwig Hirsch)

Fakt ist doch, dass die Politik sich hinter das Votum derjenigen stellt (um nicht zu sagen, versteckt), die sie zuvor ausgewählt hat. Das ist doch nu n wirklich kein Geheimnis, und es stellt natürlich die demokratische Legitimation eines derart begründeten Gremiums in Frage , zumal ja auch Abweichler/Renegaten in bester Tradition Mundtod gemacht werden, Drosten versus Streeck, das ist doch alles bekannt, und dennoch muss ich es hier erwähnen?

"Abweichler"

Es wird Ihnen entgange sein (obwohl sogar auf dieser Seite darüber berichtet wurde): Sowohl Christian Drosten als auch Hendrik Streeck ist Mitglied des Expertenrats. Die Empfehlung für Kontaktbeschränkungen wurde wie oben geschrieben einstimmig abgegeben.