
Die Omikron-Variante des Corona-Virus breitet sich mit rasender Geschwindigkeit aus. Länder wie Großbritannien und die Niederlande haben deshalb bereits zu drastischen Maßnahmen gegriffen. Nun rät auch der neu eingerichtete Corona-Expert*innenrat der Bundesregierung zu weiteren Einschränkungen. „Der Expertenrat erwartet für die kommenden Wochen und Monate enorme Herausforderungen, die ein gemeinsames und zeitnahes Handeln aller erfordern“, heißt es in einer Stellungnahme, die am Sonntag veröffentlicht wurde.
Gesundheitssystem vor extremer Belastung
In dem dreiseitigen Papier ist von einer „neuen Qualität der Pandemie“ die Rede. Die in Deutschland angenommene Verdopplungszeit der Omikron-Inzidenz liege „aktuell im Bereich von etwa 2 bis 4 Tagen“. Setzte sich diese Entwicklung fort, „wäre ein relevanter Teil der Bevölkerung zeitgleich erkrankt und/oder in Quarantäne. Dadurch wäre das Gesundheitssystem und die gesamte kritische Infrastruktur unseres Landes extrem belastet“, schreiben die 19 Wissenschaftler*innen.
Sie erwarten eine überdurchschnittliche Belastung von Einrichtungen wie Krankenhäusern, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten, Telekommunikation sowie der Strom- und Wasserversorgung Anfang kommenden Jahres. Darauf sollten sich Bund, Länder sowie Städte und Gemeinden bereits jetzt einstellen und Technisches Hilfswerk sowie die Bundeswehr zu Hilfe rufen.
Boosterimpfungen reichen nicht aus
Als kurzfristige Maßnahme „bereits für die kommenden Tage“ raten die Expert*innen einstimmig zu zügigen Kontaktbeschränkungen, da die Booster-Kampagne allein eine fünfte Corona-Welle nicht wirksam brechen könne. „Die Boosterimpfungen, wie auch die Erst- und Zweitimpfungen, müssen auch über die kommenden Feiertage mit allen verfügbaren Mitteln fortgesetzt und weiter beschleunigt werden“, schreiben die Wissenschaftler*innen.
Neben den politischen Entscheidungen müsse die Bevölkerung „intensiv zur aktiven Infektionskontrolle aufgefordert werden. Dazu gehören die Vermeidung größerer Zusammenkünfte, das konsequente, bevorzugte Tragen von FFP2-Masken, insbesondere in Innenbereichen, sowie der verstärkte Einsatz von Schnelltests bei Zusammenkünften vor und während der Festtage.“
Lauterbach schließt Weihnachtslockdown aus
Die gesellschaftliche Situation ist den Expert*inne dabei sehr bewusst. „Die Omikronwelle trifft auf eine Bevölkerung, die durch eine fast zweijährige Pandemie und deren Bekämpfung erschöpft ist und in der massive Spannungen täglich offenkundig sind“, schreiben sie in ihrer Stellungnahme. „Eine umfassende Kommunikationsstrategie mit nachvollziehbaren Erklärungen der neuen Risikosituation und der daraus folgenden Maßnahmen“ sei deshalb „essentiell“.
Aus der Politik gab es bereits Zustimmung zu dem Ratschlag. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig schrieb auf Twitter:
Im „Bericht aus Berlin“ hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Sonntag einen Lockdown über Weihnachten ausgeschlossen. Am Samstag hatten sich die Gesundheitsminister*innen der Länder für Einreisebestimmungen für Reisende aus Virusvariantengebieten ausgesprochen. Reisende ab einem Alter von sechs Jahren, die sich in den zurückliegenden zehn Tagen vor der Einreise nach Deutschland in einem Virusvariantengebiet aufgehalten haben, sollen demnach schon vor der Abreise einen negativen PCR-Testnachweis vorlegen.