Unter dem Titel "Der Demografische Wandel -
Was wird aus der Welt der Arbeit?" hatte die Zeitschrift BERLINER REPUBLIK am 9. Mai zu ihrem 23. InnovationsDialog in die Räumlichkeiten
der Herbert-Quandt-Stiftung geladen. In seinem Impulsvortrag betonte Franz Müntefering die Bedeutung des demografischen Wandels für beinahe alle Teile der Gesellschaft. Arbeit werde auch in
Zukunft die dominierende Größe in unserer Gesellschaft bleiben, sagte der ehemalige Arbeitsminister.
Gerade aus diesem Grund sei das sich immer weiter verschiebenden Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und den über 65-Jährigen ein mehr als bedrohliches Szenario. Denn ein Staat, in dem ein
Drittel aller Bürger oder mehr keiner Erwerbstätigkeit nachgingen, würde zwangsläufig nicht nur mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben. Dabei sei die Lage aber nicht hoffnungslos.
Vielmehr müssten Politik und Wirtschaft in entscheidenden Punkten gegensteuern. Wichtige Felder seien hier insbesondere die Förderung von Frauen, die Möglichkeit einer "zweiten Chance" für
alle, die sie benötigen, aber auch die gezielte Einflussnahme auf Binnenwanderungsprozesse vom Land in die stetig wachsenden Metropolen sowie mehr Zuwanderung.
In der anschließenden Diskussionsrunde diskutierten Fachleute und Praktiker über die unterschiedlichen Auswirkungen des Bevölkerungswandels, aber auch über Möglichkeiten damit umzugehen -
ihn gar gewinnbringend zu nutzen. Jürgen Niemann, Geschäftsführer Personal bei der Deutschen Bahn-Tochter DB Dienstleistungen, unterstrich die wichtige Rolle älterer Arbeitnehmer in seinem
Betrieb.
Skeptisch zeigte sich indes Hilmar Schneider vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit: Die Politik allein werde nicht in der Lage sein, die vorhandenen und sich verschärfenden Probleme
zu lösen. Gleichzeitig müsse man aber damit aufhören, den jungen Menschen Angst um ihre berufliche Zukunft zu machen, zumal, so Schneider, der demografische Wandel ja gerade für sie neue
Möglichkeiten schaffe.
Insgesamt zeichnete sich die von der Bundestagsabgeordneten Katja Mast moderierte Diskussionsrunde, an der auch Ingo Nürnberger vom Deutschen Gewerkschaftsbund teilnahm, durch eine hohe
Übereinstimmung in entscheidenden Fragen aus. Tenor des Abends: Man kann die kommenden gesellschaftlichen Verschiebungen bewältigen. Man muss nur rechtzeitig damit anfangen.