vorwäts im Gespräch

Wahl in der Türkei: „Das hätte Potenzial für eine Katastrophe.“

Kai Doering04. Mai 2023
Recep Tayyip Erdoğan (l.) und Kemal Kılıçdaroğlu: Wer wird nächster Präsident der Türkei?
Recep Tayyip Erdoğan (l.) und Kemal Kılıçdaroğlu: Wer wird nächster Präsident der Türkei?
Endet am 14. Mai die Herrschaft von Recep Tayyip Erdoğan? Über die Wahlen in der Türkei haben wir mit dem SPD-Abgeordneten Macit Karaahmetoğlu und ARD-Journalist Oliver Mayer-Rüth gesprochen. Ein Szenario macht den beiden Angst.

Seit mehr als 20 Jahren regiert Recep Tayyip Erdoğan die Türkei – erst als Ministerpräsident, seit 2014 als Präsident. Am 14. Mai könnte diese Zeit zu Ende gehen: In den meisten Umfragen liegt Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu, Vorsitzender der SPD-Schwesterpartei CHP, vorn. „Es gibt eine Wechselstimmung“, sagt Oliver Mayer-Rüth, ARD-Korrespondent in Istanbul, im Gespräch mit dem „vorwärts“. Ob diese Stimmung am Ende ausreicht, dass Kılıçdaroğlu 13. Präsident der Türkei wird, sei aber nicht ausgemacht.

„Erdogan löst sein Versprechen nicht mehr ein.“

„Wir haben immer wieder erlebt, dass Erdoğan es geschafft hat, die Stimmung im Land zu drehen“, gibt Mayer-Rüth zu bedenken. Optimistischer ist Macit Karaahmetoğlu, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Baden-Württemberg und stellvertretender Vorsitzender der deutsch-türkischen Parlamentariergruppe. Er sieht eine „große Wahrscheinlichkeit, dass Erdoğan als Präsident abgewählt wird“. Als Grund nennt Karaahmetoğlu die wirtschaftliche Entwicklung in der Türkei. „Erdogan löst das Versprechen für Wohlstand zu sorgen nicht mehr ein.“ Das dürfte ihm nun zum Verhängnis werden.

Sorge macht Mayer-Rüth und Karaahmetoğlu ein Szenario: Da am 14. Mai neben der Präsidentschafts- auch die Parlamentswahl stattfindet, könnte Erdoğan bei einer Wiederwahl künftig eine Parlamentsmehrheit gegen sich haben. „Das halte ich für eine hochgefährliche Situation“, sagt Oliver Mayer-Rüth und sagt einen „Kampf der Institutionen“ voraus: Erdoğan würde dann wohl versuchen, am Parlament vorbei per Dekret zu regieren. „Die Türkei wäre dann absolut gespalten“, ist auch Macit Karaahmetoğlu. „Das hätte Potenzial für eine Katastrophe.“

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Kommentare

Türkei-Wahl

Wie bereits früher erwähnt, wäre eine Wahlschlappe für diesen Despoten zu schön, um wahr zu sein.

Aber er wird entweder mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln einen Wahlerfolg herbeizuführen versuchen. Sollte er dennoch verlieren, wird er sicherlich wie seine Gesinnungsfreunde Trump und Bolsonaro einen Sturm auf das Parlament initiieren.

Ich bin nach wie vor überzeugt, dass der "Putschversuch" im Sommer 2016 von Erdogan selbst angezettelt wurde, um so unliebsame Gegner ausschalten zu können.

oh je, erneut eine Katastophe, so kurz nach der

Katastrophe (Erdbeben) - das wünscht man ja seinem ärgsten Gegner nicht