Parlamentswahl

Wahl in Portugal: Der Linkskurs der Sozialisten zahlt sich aus

Martin Hackbarth07. Oktober 2019
Beliebt und erfolgreich: Portugals Ministerpräsident António Costa
Beliebt und erfolgreich: Portugals Ministerpräsident António Costa
Die Sozialisten haben die Parlamentswahl in Portugal klar gewonnen. Das liegt vor allem an Sympathieträger António Costa, der die Partei auf einen Linkskurs geführt hat.

Portugal hat gewählt und wie zu erwarten haben die Sozialisten (PS) unter António Costa die Wahl gewonnen. Das ist wahrlich keine Überraschung. Die einzige Frage, die man sich vor der Wahl gestellt hat, war lediglich, ob Costas Sozialisten die Mehrheit in der Assembleia da República bekommen würden. Hierfür benötigen die Partei 116 Sitze im Parlament. Die letzte Umfrage vor der Wahl prognostizierte zwischen 100 und 107 Mandate. Die Sozialisten hoffen daher auf die 116 Sitze.

Die portugiesische Bevölkerung steht Alleinregierungen allerdings tendenziell kritisch gegenüber steht. Aktuell wird Portugal von einer Minderheitsregierung der Sozialisten regiert, die vom Linksblock und einer Koalition aus Kommunisten (CDU) und Grünen toleriert wird. Dies wird sich nach der Wahl ändern.

Skepsis und Frust bei Portugals Wählern

Am Wahlsonntag erreichte Costas PS 36,7 Prozent (plus 4,4), die konservative PSD, die nun allein antrat, bekam 27,9 Proeznt (minus 9,7), der Linksblock 9,7 Prozent (minus 0,5), die kommunistische CDU 6,5 Prozent (minus 1,8), die ebenfalls konservative CDS-PP, welche bei der letzten Wahl mit der PSD zusammen antrat, 4,3 Prozent und die grüne PAN 3,3 Prozent (plus 1,9).

Da es für das portugiesische Parlament keine Sperrklausel gibt, kamen mit jeweils einem Sitz im Parlament neu hinzu, die ökosozialistische LIVRE mit 1,1 Prozent der Stimmen, die liberale IL mit 1,3 Prozent und erstmals seit der Nelkenrevolution eine rechtspopulistische Partei, die sich selbst „Chega“ („Genug“) nennt. Sie erhielt auf 1,3 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 55 Prozent. Zu hoch sind die Skepsis und der Frust in breiten Teilen der Bevölkerung, denn Portugal hat trotz der guten Entwicklung in den letzten Jahren noch viele Probleme, die es zu lösen gilt.

Costa will Minderheitsregierung weiterführen

Mit diesem Wahlergebnis käme Costas PS auf 106 Sitze im portugiesischen Parlament, was einen Zuwachs von 20 Sitzen bedeutet. Costa verpasst damit sehr wahrscheinlich die absolute parlamentarische Mehrheit um zehn Sitze, benötigt nun aber keine Tolerierung durch drei Parteien mehr. Noch in der Wahlnacht verkündete Costa, dass er weiterhin eine Minderheitsregierung anführen möchte. Hierfür wird er nun in Verhandlungen mit dem Linksblock gehen, der 19 Sitze im Parlament stellt. Der Linksblock selbst aber will Teil der Regierung werden und es Costa nicht noch einmal so leicht machen, wie in der vegangenen Wahlperiode. Sollte Costa keine Einigung mit dem Linksblock erzielen, kämen noch die kommunistische CDU mit ihrem Bündnis mit der grünen PAN als Partner infrage. Beide kommen gemeinsam auf 16 Sitze.

Klarer Linkskurs als Geheimnis des Wahlerfolgs

Knapp 40 Prozent für eine sozialdemokratische Partei klingen schon fast märchenhaft. Vor allem für viele junge Menschen in Deutschland und Europa insgesamt. Doch was machen die Sozialisten in Portugal anders, als der Rest der europäischen Schwesterparteien? Wieso sind Costa und die Partido Socialista so beliebt?

Portugal hat sich unter Führung der Sozialisten nicht der europäischen Austeritätspolitik unterworfen und statt Spaßmaßnahmen auf Investitionen und höhere Sozialstandards gesetzt. Dies führte zu höheren Löhnen und Renten, geringere Steuern für Familien und auf niedrige Einkommen und es wurden die Steuern für Reiche erhöht. Portugals Arbeitslosigkeit halbierte sich. Das Land zahlte seine Schulden bei der EU und dem Internationalen Währungsfond schneller ab als vereinbart, das Haushaltsdefizit sank von 4,4 Prozent auf 0,2 und die Staatsverschuldung reduzierte sich von knapp 130 auf 116 Prozent. All dies führte zu einem stärkeren Konsum, einer stärkeren Wirtschaftskraft, einem Schuldenabbau und das alles unter Zustimmung der Europäischen Kommission.

Wirtschaftliches Wachstum unter sozialen Voraussetzungen

Costa führte seine Partei – anders als in den meisten anderen europäischen Ländern – nicht in die Mitte, sondern nach links und dieser Kurs zahlte sich deutlich aus. Costa hat auf wirtschaftliches Wachstum gesetzt und dies unter sozialen Voraussetzungen auch umsetzen können. Portugal zeigt, dass eine Abkehr von einer rigorosen Mittepolitik sowie einer starken Sparpolitik erfolgreich sein können. Der 58-Jährige Ministerpräsident erfreut sich größter Beliebtheit, wird als authentisch und glaubwürdig gesehen. Der Partei werden in nahezu allen politischen Feldern hohe Kompetenzwerte zugesprochen und die Stimmung innerhalb der Partei ist auch nahezu hervorragend.

Es zeigt sich also, dass eine linke Politik, welche auf wirtschaftliches und soziales Wachstum setzt, ein erfolgreiches Modell sein kann, während die Schwesterparteien, die sich dem dritten Weg und der Mitte verschrieben haben, weiterhin an Zustimmungswerten einbüßen und in immer mehr Ländern abgestraft werden. Es zeigt sich daher auch, dass, wer links blinkt, auch tatsächlich links abbiegen sollte.

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Kommentare

Der Linkskurs der Sozialisten zahlt sich aus

Daran sollte sich die SPD ein Beispiel nehmen.

Die neoliberale Politik zugunsten der Reichen hat zum Erstarken der AfD geführt. Deshalb: Endlich wieder auf den Boden der Grundsätze unserer Partei zurück, die Wähler werden es danken.

Wie in der Klimafrage deutlich wird, ist von der Union keine Politik zugunsten der Lohnabhängigen, Rentner, Arbeitslosen und Kleinunternehmern zu erwarten.

Hat der ominöse Klimawandel,

Hat der ominöse Klimawandel, mit dem man hierzulande so ziemlich alles begründen kann, im Wahlkampf in Portugal denn überhaupt eine nennenswerte Rolle gespielt? Oder gibt man sich im sozialistischen Portugal mit handfesteren Dingen ab, nämlich wie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen zu verbessern sind?

Nicht alles was Arbeit schafft ist sozial gerecht !!!

Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit bedingen einander. Das Unsozialste überhaupt wäre Ignoranz und damit die weitere Zerstörung unserer Lebensgrundlagen (aus Gewinnmaximierungsründen!) die wenn sie weiter voranschreitet mit dann wirklich unfassbar steigenden Präventions- und Folgekosten verbunden ist !
Die Glaubwürdigleit der Parteien links der Mitte kann nur dadurch wiederhergestellt werden, dass ihr Führungspersonal nie mehr Widersprüche herbeiredet wo keine sind.
Für sozialen Ausgleich gibt es, wenn es denn gewollt ist immer Möglichkeiten!
Klar ist auch längst , dass d. alte neoliberale Wachstumsmodell mit dem bis heute a. v. ein. SPDlern propagierten Prinzip: " Je reicher die Reichen werden umso besser fühlen sich auch die Armen" nicht mal mehr von den Reichen selbst verteidigt wird, weil sie erkennen d. zerstörte Lebensgrundlagen auch ihre Lebensgrundlagen sind und eine zerstörte Gesellschaft auch ihre zerstört Gesellschaft ist.
In Deutschland (Thüringen) gibt es längst Wissenschaft die die Postwachstumsgesellschaft als Nachfolgemodell parat hat:
https://www.great-transformation.uni-jena.de/Programm/Freitag/Foren_+Kon...

Das Klimanotstandsgerede

Das Klimanotstandsgerede überdeckt auch die wahren Probleme wie das der sozialen Gerechtigkeit. Und es findet öffentlich kaum noch eine offene Debatte statt über den sog. Klimanotstand, von wenigen Ausnahmen abgesehen:
https://kaltesonne.de/fritz-vahrenholt-wir-haben-aber-keinen-klimanotstand/

In Portugal sind die Grünen

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Umweltbegriffe sind bereits diskreditiert

Das Problem ist meiner Ansicht nach das alle umweltbezogenen Begrifflichkeiten mittlerweile untrennbar mit politisch gewollter Verarmung bzw. drastischen Verschlechterungen und Einschnitten für das Fußvolk bei gleichzeitigem unantastbaren "weiter so" für Industrie und andere Verschmutzer verknüpft ist.
Da die (nicht nur deutsche) Politik weiterhin die angebliche Sorge um die Umwelt als Ausrede für (in)direkten Diebstahl bei der Mehrheit der Bevölkerung missbraucht ohne das auch nur geringste wirkliche umweltschonende Effekte dabei herauskommen (EEG,"Öko"-Steuer, aktuell "Klimapaket") ist die argumentative Verknüpfung vom "Umwelt" und "links" unredlich bzw. aktive Verzerrung.

Es besteht somit kein Zusammenhang zwischen Umweltpropaganda und halbwegs linker/sozialer Politik.

Damit existiert aber auch keine Ausrede mehr dafür, das die SPD sich nicht endlich ihren selbstzerstörerischen neoliberalen Hirntumor herausschneiden kann bzw. sich zu mehr zurückentwickelt als zu einem willenlosen Abnicker-Anhängsel der Kanzlerettenpartei.

Warum Artikel wie der Obige zu keinerlei politischen Konsequenzen führen bzw. hier publiziert werden wäre von den Verantwortlichen zu erklären.

Dem kann ich nur voll und

Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen! Ich hoffe die SPD nimmt sich an den portugisieschen Genossen ein Vorbild.