UNESCO-Weltbildungsbericht

UNESCO: Deutschland als Vorreiter bei Integration von Flüchtlingskindern

Jonas Jordan20. November 2018
Familienministerin Franziska Giffey beim Besuch einer Kita
Das Familienzentrum Ludwig-Uhland-Straße im hessischen Maintal wird von der UNESCO als Vorzeigebeispiel in Bezug auf das Thema Integration und Bildung erwähnt.
Deutschland ist einer der Vorreiter, wenn es um die Integration von Flüchtlingskindern ins Bildungssystem geht. Das ist das Ergebnis des UNESCO-Weltbildungsberichts, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Global gesehen werde Kindern von Geflüchteten und Migranten Bildung jedoch nicht ausreichend gewährt.

Deutschland steht weltweit an sechster Stelle, was die Aufnahme von Geflüchteten angeht. Auch bei der Integration ins Bildungssystem ist das Land Vorreiter. Das ist das Ergebnis des UNESCO-Weltbildungsberichts, der am Dienstag in Berlin unter dem Titel „Migration, Flucht und Bildung: Brücken bauen statt Mauern“ vorgestellt wurde. 

Böhmer: Viel erreicht bei Integration

Die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer erklärt dazu: „Deutschland hat bei der Integration von Geflüchteten in das Bildungswesen bereits viel erreicht. Eine umfangreiche Sprachförderung, die Möglichkeit der Anerkennung von Qualifikationen für den Arbeitsmarkt sowie zahlreiche Unterstützungsprogramme für Geflüchtete in Deutschland zeigen, dass wir unsere Verpflichtung, hochwertige und chancengerechte Bildung gemäß der Globalen Nachhaltigkeitsagenda sicherzustellen, sehr ernst nehmen.“

Diese Anstrengungen kommen laut Böhmer, die von Dezember 2013 bis April 2018 Integrationsstaatsministerin im Bundeskanzleramt war, allen in Deutschland lebenden Kindern und Jugendlichen zugute. Dennoch stehe das Land weiterhin vor großen Herausforderungen.

Der UNESCO-Weltbildungsbericht befasst sich in jedem Jahr mit Studien aus allen Ländern der Welt. Er untersucht, inwiefern die Länder Fortschritte bei der Umsetzung des Nachhaltigkeitsziels Nummer vier erzielten, in dem es heißt, dass „alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen“ erhalten sollen.

Höhere Löhne durch Sprachkenntnisse

In diesem Jahr lag der Fokus des Bildungsberichts auf der Frage, wie sich Flucht und Migration auf Bildungssysteme in unterschiedlichen Ländern auswirken. Demnach lobten die Autoren die Anstrengungen Deutschlands beispielsweise für Investitionen in die Sprachförderung von Geflüchteten. „Die großen Investitionen in die Sprachförderung zahlen sich aus, denn Sprache ist der Schlüssel für unser Bildungssystem und unsere Gesellschaft“, betont Böhmer.

Geflüchtete mit guten Deutschkenntnissen, Lese- und Schreibfertigkeiten haben laut Weltbildungsbericht eine um 19 Prozentpunkte höhere Chance auf Beschäftigung und 18 Prozent höhere Löhne. Sprachkenntnisse sind auch mit einem besseren Zugang zu Bildungs-, Gesundheits- und Rechtsdienstleistungen verbunden.

Als positives Beispiel für gelungene Integration und Inklusion führt die UNESCO beispielsweise das Familienzentrum Ludwig-Uhland-Straße im hessischen Maintal an, das kürzlich mit dem Deutschen Kitapreis ausgezeichnet wurde. Zu diesem Anlass besuchte auch SPD-Familienministerin Franziska Giffey die Kita Anfang September.

Separieren verstärkt Benachteiligung

Negatiiv mahnte die UNESCO an, dass 30 Prozent der unbegleiteten Minderjährigen unter 16 Jahren in Deutschland in Sonderprogrammen außerhalb von Regelschulklassen untergebracht seien. Fast 85 Prozent der über 16-jährigen unbegleiteten Minderjährigen besuchten Sonderklassen. Hier müsse aufmerksam beobachtet werden, wie sich dieses Angebot auf die schulischen Leistungen auswirkten, forderte Böhmer.

Manos Antoninis, Direktor des Weltbildungsberichts, erklärt: „Separierende Maßnahmen in Ländern mit hohem Einkommen von Frankreich bis Österreich und Deutschland verstärken die Benachteiligung von Einwanderern und Flüchtlingen weiter.“ Es habe keinen Vorteil, Einwanderer oder Flüchtlinge unterschiedlich zu behandeln. „Deutschland ist stark in vielen anderen Bereichen. Das gemeinsame Lernen aller muss die nächste Aufgabe sein, der sich das Land stellt.“  

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Kommentare

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