Europa-Wahlkampf

SPE-Spitzenkandidat Frans Timmermans gewinnt Debatte zur Europawahl

Lars Haferkamp30. April 2019
Es war eines der wichtigsten Aufeinandertreffen der Spitzenkandidaten zur Europawahl: die Maastricht-Debatte. SPE-Spitzenmann Frans Timmermans gewann sie klar. Sein EVP-Konkurrent Manfred Weber enttäuschte alle: Er erschien erst gar nicht.

Der Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten Frans Timmermans ist der klare Sieger der Maastricht-Debatte, einem wichtigen Aufeinandertreffen der Spitzenkandidaten zur Europawahl am 29. April. Bei der 90-minütigen Diskussion vor 500 jungen Menschen in der niederländischen Universitätsstadt Maastricht gewann Timmermans die größte Zustimmung des Publikums. 43 Prozent erklärten ihn anschließend in einer Online-Umfrage zum Sieger der Debatte.

SPE-Kandidat vor Grünen und Liberalen

Die Diskussion wurde live auf YouTube übertragen und von Google prominent auf der Startseite beworben. Umso größer die Enttäuschung, dass der Spitzenkandidat der Konservativen Manfred Weber die Teilnahme verweigerte. Er nahm stattdessen an einem Festakt für den 80-jährigen früheren CSU-Chef Theo Waigel teil.

Anwesend waren dagegen neben dem Sozialdemokraten Timmermans Vertreter der Grünen, der Linken, der Konservativen und Reformer sowie der Liberalen. Der grüne Kandidat Bas Eickhout belegte mit 36 Prozent den zweiten Platz. Weit abgeschlagen auf dem dritten Platz landete der Liberale Guy Verhofstadt mit neun Prozent.

Viel Applaus für Timmermans

Die Debatte fand vor Studenten der Universität Maastricht statt. In rund 40 europäischen Universitätsstädten trafen sich Studierende zum Public Viewing der Diskussion. Sie drehte sich primär um Themen, die junge Menschen und Erstwähler interessieren.

Diese sprach Frans Timmermans besonders an durch sein Bekenntnis zur Gender-Gleichheit, stärkeren Arbeitnehmerrechten und einem forcierten Kampf gegen den Klimawandel. Für seine kurzen und konkreten Statements erhielt er viel Applaus aus dem Publikum.

Dialog statt Konfrontation

So plädierte er nachdrücklich für „Dialog statt Konfrontation“ und für „Gleichheit statt Diskriminierung“. Er machte deutlich, dass grüne Politik nicht das Eigentum der grünen Partei sei. Es gehe „nicht um einen Schönheitswettbewerb“ zwischen Linken und Grünen, sondern um eine gemeinsame Politik für den Schutz der Umwelt.

Timmermans verlangte eine Besteuerung der großen internationalen Digital-Unternehmen. Diese würden Milliardengewinne einstreichen, aber kaum Steuern zahlen, außer kleine Summen in den USA. „Sie müssen da besteuert werden, wo sie ihre Gewinne machen, und das ist hier in Europa“, sagte er unter kräftigem Applaus des Publikums.

EU vereint gegen Trump

Der SPE-Spitzenkandidat machte klar, dass nur ein vereintes Europa US-Präsident Donald Trump bei seiner falschen Klima- und Umweltpolitik Paroli bieten könne. Timmermans sprach sich für einen Schulterschluss Europas mit dem afrikanischen Schwester-Kontinent aus. Mit jedem Flüchtling, der im Mittelmeer ertrinke, sterbe auch ein Stück europäischer Menschlichkeit.

Auch das deutsche Fernsehen plant Debatten der Spitzenkandidaten zur Europawahl. Frans Timmermans und Manfred Weber sollen am 7. Mai in der ARD und am 16. Mai im ZDF jeweils um 20.15 Uhr diskutieren. Vorausgesetzt Manfred Weber kneift nicht wieder.

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Kommentare

Spitzenkandidat Frans Timmermans gewinnt Debatte zur Europawahl

Ja, was hätten wir von Weber zu erwarten?

Er ist gegen Nord Stream 2, was bedeutet, dass er Trumps Fracking - Produkte hier einführen will.

Er wollte mit aller Gewalt Orbans Fidesz zu einem Verbeleib in der EVP verhelfen, damit die EVP stärkste Fraktion bleibt. Das "Ruhen" der Mitgliedschaft ist doch nur ein fauler Zauber, um den anderen Parteien und den Wählern eine gewisse Distanz zur Fidesz vorzugaukeln.

Er dürfte mit Gewissheit die Lieblingsthemen seines ehemaligen Parteivorsitzenden Seehoferund jetzigen Vorsitzenden Söder: Flüchtlinge, Grenzsicherung, Polizeistaat in den Vordergrund stellen.

Er wird die unmenschliche Austeritätspolitik Schäubles fortsetzen.

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Die politischen Inhalte der vergangenen fünf Jahre haben enttäuscht. Meine neuerliche Teilnahme kann ich mit meinem Gewissen kaum noch vereinbaren ...

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Leider haben Sie Recht, die Diskrepanz zwischen Aussagen vor der Wahl und der Realität in der Folgezeit hat der Glaubwürdigkeit gerade der SPD schwer geschadet, und Appelle der Mitglieder hierzu sind schon seit vielen Jahren wirkungslos geblieben.

Doch sollte man trotzdem wählen gehen und nicht das Feld den Rechten überlassen.