Der Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten Frans Timmermans ist der klare Sieger der Maastricht-Debatte, einem wichtigen Aufeinandertreffen der Spitzenkandidaten zur Europawahl am 29. April. Bei der 90-minütigen Diskussion vor 500 jungen Menschen in der niederländischen Universitätsstadt Maastricht gewann Timmermans die größte Zustimmung des Publikums. 43 Prozent erklärten ihn anschließend in einer Online-Umfrage zum Sieger der Debatte.
SPE-Kandidat vor Grünen und Liberalen
Die Diskussion wurde live auf YouTube übertragen und von Google prominent auf der Startseite beworben. Umso größer die Enttäuschung, dass der Spitzenkandidat der Konservativen Manfred Weber die Teilnahme verweigerte. Er nahm stattdessen an einem Festakt für den 80-jährigen früheren CSU-Chef Theo Waigel teil.
Anwesend waren dagegen neben dem Sozialdemokraten Timmermans Vertreter der Grünen, der Linken, der Konservativen und Reformer sowie der Liberalen. Der grüne Kandidat Bas Eickhout belegte mit 36 Prozent den zweiten Platz. Weit abgeschlagen auf dem dritten Platz landete der Liberale Guy Verhofstadt mit neun Prozent.
Viel Applaus für Timmermans
Die Debatte fand vor Studenten der Universität Maastricht statt. In rund 40 europäischen Universitätsstädten trafen sich Studierende zum Public Viewing der Diskussion. Sie drehte sich primär um Themen, die junge Menschen und Erstwähler interessieren.
Diese sprach Frans Timmermans besonders an durch sein Bekenntnis zur Gender-Gleichheit, stärkeren Arbeitnehmerrechten und einem forcierten Kampf gegen den Klimawandel. Für seine kurzen und konkreten Statements erhielt er viel Applaus aus dem Publikum.
Dialog statt Konfrontation
So plädierte er nachdrücklich für „Dialog statt Konfrontation“ und für „Gleichheit statt Diskriminierung“. Er machte deutlich, dass grüne Politik nicht das Eigentum der grünen Partei sei. Es gehe „nicht um einen Schönheitswettbewerb“ zwischen Linken und Grünen, sondern um eine gemeinsame Politik für den Schutz der Umwelt.
Timmermans verlangte eine Besteuerung der großen internationalen Digital-Unternehmen. Diese würden Milliardengewinne einstreichen, aber kaum Steuern zahlen, außer kleine Summen in den USA. „Sie müssen da besteuert werden, wo sie ihre Gewinne machen, und das ist hier in Europa“, sagte er unter kräftigem Applaus des Publikums.
EU vereint gegen Trump
Der SPE-Spitzenkandidat machte klar, dass nur ein vereintes Europa US-Präsident Donald Trump bei seiner falschen Klima- und Umweltpolitik Paroli bieten könne. Timmermans sprach sich für einen Schulterschluss Europas mit dem afrikanischen Schwester-Kontinent aus. Mit jedem Flüchtling, der im Mittelmeer ertrinke, sterbe auch ein Stück europäischer Menschlichkeit.
Auch das deutsche Fernsehen plant Debatten der Spitzenkandidaten zur Europawahl. Frans Timmermans und Manfred Weber sollen am 7. Mai in der ARD und am 16. Mai im ZDF jeweils um 20.15 Uhr diskutieren. Vorausgesetzt Manfred Weber kneift nicht wieder.