Expert*innen-Talk im Willy-Brandt-Haus

SPD-Zukunftsdialog: Neue Perspektiven für eine neue Wirtschaft

Benedikt Dittrich18. August 2020
Diskutieren am Mittwoch gemeinsam über die Wirtschaft nach Corona: Parteivorsitzender Norbert Walter-Borjans und Kanzlerkandidat Olaf Scholz
SPD-Parteivorsitzender Norbert Walter-Borjans gemeinsam mit SPD-Finanzminister Olaf Scholz im April.
Die SPD setzt ihren Zukunftsdialog fort. In der dritten Folge soll es vor allem um die wirtschaftliche Entwicklung gehen – in Deutschland, in Europa, weltweit. Da darf auch der künftige Kanzlerkandidat der Partei nicht fehlen.

Nach Arbeit und Bildung folgt Wirtschaft: Am Mittwoch, 19. August, packen die Sozialdemokrat*innen im Zukunftsdialog das nächste große Thema an, das beim anstehenden Bundestagswahlkampf eine Rolle spielen dürfte. Neben Olaf Scholz als frisch nominierten Kanzlerkandidaten und Norbert Walter-Borjans als Parteivorsitzenden hat die SPD noch weitere Expert*innen ins Willy-Brandt-Haus eingeladen.

Eine der bekannten Persönlichkeiten in der Runde ist Achim Truger, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – kurz: Truger gehört zu den Wirtschaftsweisen in Deutschland, die mit ihrer wirtschaftlichen Expertise auch die Bundesregierung beraten. Truger zog 2019 auf Vorschlag der Gewerkschaften in das Gremium ein, hauptberuflich ist er Wirtschaftswissenschaftler und Professor für Sozioökonomie an der Universität Duisburg-Essen.

Einen weiteren Platz wird am Mittwochabend die Nachhaltigkeitsforscherin und Ökonomin Maja Göpel einnehmen, die ebenfalls die Bundesregierung berät, allerdings mit Blick auf globale Umweltveränderungen. Komplettiert wird die Runde von Dorothea Voss, Abteilungsleiterin bei der Hans-Böckler-Stiftung. Die dritte Ökonomin hat sich wissenschaftlich unter anderem mit den Fragen von Ungleichheit, sozialer Sicherung und der Bedeutung sozialer Dienstleistungen beschäftigt.

Neue Perspektiven für eine bessere Zukunft

Wirtschaftswissenschaftliche Expertise ist also garantiert – und zwar in jeglicher Hinsicht. So hatte sich Voss zusammen mit anderen Wissenschaftler*innen 2019 in „Neue Arbeit – neue Ungleichheiten?“ mit den Folgen der Digitalisierung auseinanderegesetzt, Maja Göpel forderte zu Beginn des Jahres mit ihrem Werk „Unsere Welt neu denken“ einen neuen Blick auf die Wirtschaft, Wachstum und Fortschritt. Als Mitbegründerin von „Scientists for Future“ setzt sie sich ebenfalls für eine sozialökologische Wende ein. Themen, die die Wissenschaftlerinnen schon vor der Corona-Krise bearbeiteten, die im Zuge der Pandemie aber nochmal wichtiger geworden sind.

Aktueller denn je sind auch die Forderungen von Achim Truger, der die Forderung nach einer höheren Vermögensabgabe erneuert hatte und auch eine Verlängerung des Kurzarbeitergelds positiv sieht – sie sollte allerdings durch gezielte Aus- und Weiterbildungsangebote ergänzt werden.

Der Zukunftsdialog „Wirtschaft nach Corona – bleibt alles anders?“ beginnt am Mittwochabend, den 19. August, um 19 Uhr. Die Übertragung kann im Livestream verfolgt werden.

weiterführender Artikel

Kommentare

Bleibt alles anders ? Hoffentlich nicht !

Angesichts der Tatsache das wegen irgendwelcher "Corona-Maßnahmen" Dienststellen und Behörden nicht mehr in der Lage sind, ihren Verpflichtungen und Aufgaben innerhalb angemessener Zeit nachzukommen (KFz-Zulassungsstelle Hameln zb), angesichts der Tatsache das die "neue Normalität" die propagandistisch eingeredet wird eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem tatsächlichen Normalzustand darstellt bleibt stark zu hoffen das eben nicht alles anders bleibt sondern das Land endlich wieder normal funktionieren darf.

Ich hoffe, diese "Experten" sind sich darüber im Klaren das ohne Kunden, die sich die "neuen" Güter auch leisten können keine Nachfrage vorhanden ist, die die "neue" Wirtschaft tragen kann.
Funktionslose Umweltfetischabgaben gehören endlich abgeschafft (EEG-Irrsinn zb).

Ebenso sollte der unpräzise Wortwisch "Digitalisierung" endlich funktional ausgearbeitet werden. Eine "Breitbandoffensive" bringt nichts wenn erforderliche Funktionen nicht bereitstehen, wie bei fast allen Behördenpräsenzen im Internet, die (wieder Beispiel Zulassungsstelle Hameln) nicht einmal in der Lage sind, Wartende auf Termine hinzuweisen die freigeworden sind.

Neue Wege ?

Lars Klingbeils Lieblingswort ist ja "Digitalisierung", das ist ja auch bei Saskia Esken recht beliebt. In Sachen Coronaschulschließung habe ich gemerkt: manche Schüler*** haben Zugang zu digitalem Equipment andere nicht, genauso wie einige Eltern haben die Homeschoolong mitmachen können - und andere nicht. Nach Schulöffnung habe ich erst richtig bemerkt wie wichtig das soziale Umfeld "Schule" für die jungen Menschen ist. Markus Söder hat mit seiner Reihencoronatestung möglicherweise Gutes im Sinn gehabt, aber nach der händischen Erfassung der Daten fehlte es dann an berittenen Boten, die dieser händischen Technologie equivalent waren. Wilder Aktionismus !
Ebenso: das Verbot von werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischindustrie - na endlich ! Aber was ist mit den gleichen Arbeits- und Unterbringungsverhältnissen in der sonstigen Saisonkräftewirtschaft und auf dem Bau ??? Wird das nicht gesehen ? oder wird nur am vordergründig Schlimmsten korrigiert (man möchte "die Wirtschaft" ja nicht verärgern). Hubertus da hast Du noch einiges zu erledigen !

Digitale Kompetenz fehlt in der Politik überall

Gerade im Hinblick auf den Corona-Irrsinn hat es sich aktuell ja auch gezeigt das die glorreiche "Warn-App", die vom RKI mit einer angeblich schnelleren Verfügbarkeit von Testergebnissen beworben wird genau das gleiche Problem mit der "analogen Zwischenstelle" (in diesem Fall: Gesundheitsamt) aufweist wie die södersche Initiative.
Letzten Endes schiebt man da noch eine "digitale" Zwischenstation dazu und muß dann trotzdem das Gesundheitsamt doppelt belästigen um die Tele-TAN dann per Telefonhotline zu erfragen. Auch die eigentliche Vorgehensweise ist allerdings optimierungsbedürftig, denn wozu klären Mitarbeiter des Gesundheitsamtes telefonisch Personalausweisnummer etc. ab, nur um dann mitzuteilen das das ermittelte Ergebnis "wegen Datenschutz" ausschließlich über den Hausarzt mitgeteilt werden darf (Stand: Ende Juli 2020).
Es ist also festzustellen das auch "Digitalisierung" einzelner behördlicher Schritte keinen erkennbaren Qualitäts- oder Geschwindigkeitsvorteil erzeugt, wenn nicht der Gesamtvorgang abgestimmt optimiert wird.

Noch schlimmer: sensible Daten per "Cloud" bzw. Office 365 bei Microsoft speichern und weder Schutz noch Zugriff garantieren können.

Glaubwürdigkeit ? Zukunftsfähigkeit ?

Wie kann es sein dass angesischts weiter verfehlter Klima- u. Umweltziele VW seelenruhig die nächste Plattform für die Verlängerung der Verbrenner Produktion über 2025 hinaus vorbereitet ? Wie ist die Rolle des Aufsichtsrates unter Stefan Weil dabei zu sehen ? Langsam wird´s oberpeinlich. Hoffentlich wird das heute Abend in der SPD-Live-Diskussion ab 19:00 angesprochen. Soviel zu Transformation der Wirtschaft und der Zukunftsfähigkeit unserer SPD !!! Derweil wurde bekannt dass offensichtlich VW auch bei der Abgasreinigung von Benziner-PKW´s betrogen hat ! Wenn unsere SPD-Vorderen und Genossin Umweltministerin Svenja Schulze da jetzt nicht reinkrätschen und für Ordnung sorgen, sehe ich schwarz für die Klima- und Umweltziele und für die Glaubwürdigkeit unserer Partei und ihrer vordersten ProtagonistInnen !!!

Antiquierte, gefährliche Wachstumsideologie !

Wer denn gestrigen "Zukunftsdialog" unserer SPD verfolgt hat, wird bemerkt haben, dass Nachaltigkeitsforscherin und Ökonomin Maja Göpel wiederholt und dringend eine Abkehr von der zerstörerischen Wachstumideologie und deren Indikatoren (Brittoinlandsprodukt BIP etc.) angemahnt hat.
Bemerkenswert war, dass inbesondere und ausgerechnet unser Kanzlerkandidat Olaf Scholz mit keiner Silbe für dieses unausweichliche Unterfangen seine Unterstützung oder gar seine Hauptambition als zukünftiger Bundeskanzler deutlich machte !
Stattdessen kam vom Genossen nur d. Ausdruck seiner Hoffnung dass die Rettung durch einen wie auch immer gearteten technologischen Fortschritt passieren wird (ganz FDP-Like!) . Erstaunlich, hat uns doch gerade ein Großteil des technologischen Fortschritts mit all den unregulierten Begleiterscheinungen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen beschert (sogar die Corona-Pandemie!).
Dass es allein um die Klimakurve kurz vor der völligen Unkontrollierbarkeit noch zu bekommen neuer Werte abseits vom Wachstums- und Profitwahns bedarf hat Maja Göpel überdeutlich gemacht. Deutlich wurde auch: Olaf Scholz steht leider nicht für diesen dringend einzuleitenden Wertewandel !

Verbesserte Degitalisierung,

Verbesserte Degitalisierung, nachhaltig produzierte Produkte usw. mag alles sein. Ich verstehe allerdings nicht, warum nicht der total aufgeblähte Finanzmarkt kritischer betrachtet wird. Im Laufe der Coronakrise ist der DAX von rd. 9000 Punkte auf mittlerweile fast 13000 Punkte gestiegen und das bei sehr nachlassender Porduktivität. Es scheint, als wenn die staatlichen "Hilfen" derzeit an der Börse geparkt werden wie schon 2008. Der Finanzcrash konnte 2008 um 12 Jahre aufgeschoben werden. Wie lange jetzt? Maßnahmen wurden in 2008 keine ergriffen, die Geldmenge wurde gefährlich ausgeweitet.

Wir sind ein Exportnation. Ich frage mich, wer in der Welt wird in der derzeitigen Situation in der Lage sein, unsere Güter zu kaufen auch wenn wir die grün anstreichen. Zu befürchten ist, dass es im Lande ein Heer von Arbeitslosen, Elend und Unruhen geben wird. Den Großkonzernen, Finanzhaien usw. dürfte das gelegen kommen (Übernahmen).

Hinterfragt werden muss, ob wir nicht in einer gewaltigen Illusionsblase leben bzw. gehalten werden.