Bundestagsdebatte

SPD verteidigt Kompromiss im Klimaschutzpaket

Benedikt Dittrich26. September 2019
SPD-Bundesumweltministerin Svenja Schulze verteidigt am 26.09 im Bundestag das Klimaschutzpaket.
Das Klimaschutzpaket der großen Koalition steht in der Kritik. Zu Unrecht, erklären unter anderem Matthias Miersch und Svenja Schulze. Beide sagen aber auch: Das Paket ist ein Kompromiss, der CO2-Preis kein Allheilmittel.

Ein fauler Kompromiss, schlechtes Ergebnis, wenig Effekt – nach dem am Freitag ausgehandelten Klimaschutzpaket gab es von vielen Seiten Kritik. Die Politiker der großen Koalition verteidigten am Donnerstag das Verhandlungsergebnis. Vor allem die SPD-Politiker bekräftigten die Notwendigkeit des Pakets, erklärten aber auch, warum es an manchen Stellen nur zu einem Kompromiss mit dem Koalitionspartner gereicht hat.

„Ich hätte mir auch mehr vorstellen können“, sagte SPD-Bundesumweltmininsterin Svenja Schulze mit Bezug auf den CO2-Preis. Sie hatte im Vorfeld immer wieder darauf gedrängt, dass die Emissionen des klimaschädlichen Gases endlich einen Preis bekommen sollten. Den gibt es nun ab 2021, Unternehmen müssen dann Zertifikate kaufen, um die CO2-Emissionen zu kompensieren. Der verhandelte Einstiegspreis lag mit zehn Euro pro Tonne CO2 aber wesentlich unter dem, was Umweltverbände und Klimaforscher zuletzt gefordert hatten. Schulze erklärte im Bundestag dazu aber, dass der CO2-Preis alleine eben kein Allheilmittel sei, sondern nur ein Instrument von vielen, die es nun gebe. „Die Idee ist richtig und wir haben uns jetzt auf ein Modell verständigt. Wir machen den Einstieg sehr vorsichtig“, ergänzte die Umweltministerin.

Ausgleich und Kontrolle als Eckpfeiler

In den Mittelpunkt stellte sie, wie schon die kommissarische SPD-Parteivorsitzende Malu Dreyer am Freitag, die regelmäßige Überprüfung der Maßnahmen. „Wir werden nachsteuern, wenn das nicht reicht“, versicherte sie. Außerdem betonte sie den sozialdemokratischen Aspekt an dem Paket: Wer am stärksten betroffen sei, werde entlastet. Höhere Spritpreise würden über die Pendlerpauschale ausgeglichen. Wer in unsanierten Wohnungen lebt, könne auf einen niedrigeren Strompreis hoffen. „Wir brauchen den gesellschaftlichen Zusammenhalt, auch für wirksamen Klimaschutz“, unterstrich sie. Die Maßnahmen alleine würden nicht ausreichen, sie müssten schließlich auch umgesetzt werden – und dafür appellierte sie auch an Politik und Gesellschaft, die Klimaschutzmaßnahmen nicht zu blockieren. „Diese Gesetze und Förderprogramme müssen jetzt schnell kommen.“

Auf die Kritik von den Grünen, FDP und den Linken entgegnete der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch: „Natürlich ist das Paket ein Kompromiss, aber es ist eine gute Grundlage um die Ziele zu erreichen.“ Erfülle ein Ministerium die selbstgesteckten Ziele nicht, müssten künftig von dort binnen drei Monaten neue Vorschläge gemacht werden, um diese Lücke eben doch noch zu schließen. „Ich sehe jetzt schon die Schweißperlen bei Andreas Scheuer“, ergänzte er in Richtung des CSU-Verkehrsministers. Miersch verwies außerdem auf die europäische Ebene in Sachen Klima: „Wenn das alles nicht greift, hilft uns die Europäische Union.“ Über das „effort sharing“ würden, wenn Deutschland die Klimaschutzziele reißen würde, Milliarden an Forderungen auf die Bundesrepublik zukommen, wie er erklärte. „Deswegen haben wir richtig Druck auf dem Kessel!“ Ein Druck, der aus Sicht von Miersch nötig ist. Zusammen mit den Debatten in den politischen Gremien und den ordnungsrechtlichen Maßnahmen „haben wir die Dynamik, die das erste Mal ein riesen Fortschritt für die Klimapolitik der Bundesrepublik ist.“

„Dürfen niemanden zurücklassen!"

Ein weiterer Kompromiss, wie Miersch in Richtung der Grünen erklärte, sei auch die beschlossene Abstandsregelung von Windkraftanlagen an Land gewesen. Kommunen könnten auch von den 1.000 Metern Abstand der Anlagen zu Wohngebieten abweichen – und so den Abstand verringern. Bei all der Kritik hatte sich Miersch schon zu Beginn seiner Rede geärgert, sei erwähnt worden, dass der Ausstieg aus Kohle und Atomstrom eine völlige Umwandlung der Energiepolitik in Deutschland bedeute. Dass dies in Kooperation mit Gewerkschaften, Industrie, Verbänden und Forschung gelungen sei, wertete Miersch als großen Erfolg, unter anderem von der Kohlekommission: „Nur so geht Transformation, nur so geht Zusammenhalt.“ Seinen sozialdemokratischen Anspruch machte er, ebenso wie Schulze, am Ende noch einmal deutlich: „Wir dürfen niemand zurücklassen!“

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Kommentare

Armutszeugnis !

Hallo !? Wir dachten noch gestern dass jetzt auch die Allerletzten in unserer SPD den Schuss gehört haben und verstanden haben, dass die Zeit der mehr als faulen Kompromisse endlich vorbei ist.
Wo ist denn die vor einigen Tagen noch angekündigte jährliche Entlastungszahlung aus den klimaschutzbedingten Steuereinnahmen ?
Achso...doch nicht beschlossen. Mini-CO2-Preis ohne Lenkungswirkung und ohne Steuereinnahmen! Dann fehlt natürlich auch das Geld für die Entlastung ! Achso, Ihr wollt die so (selbst-)betrugsgebeutelte Autoindustrie rettten, damit sie weiterhin Fahrzeuge auf den Markt wirft die wir nicht brauchen !? Wieso bin ich nicht selbst drauf gekommen ?!!!

Zu befürchten ist eher, daß

Zu befürchten ist eher, daß das Weltklima nicht so will wie die durchgrünte SPD und diese noch um Längen überleben wird.

Nachtrag: Möchte mich bei

Nachtrag: Möchte mich bei Frau Schulze nur mal höflich erkundigen, ob es wohl sein darf, daß die Leichtathletik-WM in Doha stattfindet? Wir haben doch Klimawandel! Aber in der Wüste laufen die Ventilatoren auf Hochtouren …

Vielleicht ist es für die verwöhnten Wohlstandskinder wie Greta & Co. aber eben doch auch viel bequemer, nur in den gemäßigten Klimazonen wie bei uns in demokratischen Breiten die Welt vor dem bösen Klimawandel zu retten!

Danke für das Sichwort WM in Doha...

vielleicht schfft es ja der neue Vorsitzende der DFB-Ethikkommission Thomas Oppermann (Bundestagsvizepräsident) einen Boykott der WM in der Wüste durchzusetzen! Mal sehen ob er´s wenigstens versucht !? Denn: Nicht nur die irrsinnige klimabedingte Technisierung mit einem irrsinnigen Mass an Energieverschwendung und zus. Aufheizung der Außenluft durch die dortige verschenderische Verwendung von Klimaanlagen, sondern auch andere Auswüchse menschlichen Größenwahns bis hin zu Sklavenarbeit waren bzw. sind dort zu beobachten. Gründe für einen Boykott solch "unsportlicher" Verunstaltung gebe es mehr als genug. Sehen wir mal für was unsere SPD künftig stehen soll und in welcher Richtungskohorte sich Thomas Oppermann künftig einreiht !

https://www.deutschlandfunk.de/fussball-wm-2022-in-katar-korruption-und....

Pendlerpauschale

Die erhöhte Pendlerpauschale ab dem 21. km gleicht für einen Niedriglöhner garnichts aus !
Mit dieser Politik der Grokanten ist eine "Transformation by design" nicht möglich, es folgt eine "Transformation by Desaster".
Die derzeitige Politik ist nicht fähig (willens ?) die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung vor den Interessen "der Wirtschaft" zu schützen. Den schwrzen Peter der Union zuzuschieben ist unredlich, denn wir wissen alle daß ehemalige SPD Politiker ind dieser "Wirtschaft" bestens unterkommen.

Ungenügend

Ohne eine nachhaltige,lückenlose und sofort voll wirksame CO2-Bepreisung ist alles nur Stückwerk! Und ohne eine transparente, unbürokratische Kompensation übermäßig belasteter, sozial abgehängter Verbraucher wird die Gesellschaft kein Klimapaket akzeptieren! Es muss sozial ausgewogen sein!
Und noch etwas:
Ohne gleichzeitig umweltschädliche Subventionen abzubauen, konterkariert jede Klimapolitik die notwendigen, überfälligen Maßnahmen:
Umweltschädliche Subventionen des Bundes = 57 Mrd EUR p.a. mit weiter steigender Tendenz!
Davon 28,6 Mrd EUR für Verkehr!
Davon 11,8 Mrd EUR für Flugverkehr!
Davon 5,8 Mrd EUR für Land/Forstwirtschaft!
Gemäß jährlichem Bericht des Umweltbundesamtes „Umweltschädliche Subventionen in Deutschland“.
Allein aus diesem Subventionsabbau könnte ein Großteil der Investitionen in die Klimapolitik finanziert werden!

Und was hat jetzt die Regierung beschlossen? Ein, in Bezug auf die notwendige CO2-Reduktionsziele, mutloses, teils absurdes Maßnahmenplänchen, das mehr Widersprüche als zielorientierte Lösungen, das mehr Wunschkonzert als Realität enthält! Darin enthalten: typische „C“SU-Scheinrechnungen für eine behauptete CO2-Reduktion im Verkehrswesen,.

Ungenügend ...2

...
eine kontraproduktive Erhöhung der Pendlerpauschale ab 2021, der eine wirksame Bepreisung von CO2 erst in ferner Zukunft gegenübersteht, weitgehend verschonter Agrarbereich. Und von sozialer Ausgewogenheit ist wenig zu sehen.
Das mag für Erwartungshaltungen von Leuten wie „C“SU-Söder bombastisch sein, er lässt sich ja in Bayern schon dafür feiern, dass die Pro-Kopf-CO2-Reduktion seit 2017 wieder zunimmt! Dass darüberhinaus die Windkraft völlig aus dem Blickfeld gefallen ist, ist umso erstaunlicher, da doch unter der Söder-„C“SU soviel heiße Luft wie schon lange nicht mehr produziert wird. Ganz anders sieht es der gescheiterte CDU-Hoffnungsträger Friedrich Merz, der Klimapolitik als Umsturzversuch der marktwirtschaftlichen Ordnung und Klimaaktivisten wie Greta als krank bezeichnet.

Wenn man darüberhinaus bedenkt, dass in den aktuellen Klimamodellen das Auftauen der Permafrostböden noch gar nicht berücksichtigt ist, d.h. dass alles noch viel schlimmer kommt trotz der lautstark vorgetragenen scheinwissenschaftlichen Abschwörungstheorien der Klimawandel-Leugner, dann ist der aktuelle Beitrag unserer Regierung unzureichend.

Fridays-for-Future, Ihr werdet weiter gebraucht!

Mittelpunkt der Maßnahmen wohl an den Armand gedrängt

Im Mittelpunkt des heftig und zu Recht kritisierten Klimaschutzpaketes der GroKo sollte die jährliche Überprüfung der Einzelmaßnahmen der einzelnen Ressorts stehen. Manche jubelten das gar zu einem Paradigmenwechsel hoch! Mit der Streichung der CO2-Einsparungsziele für die einzelnen Maßnahmen ist dieser Paradigmenwechsel wohl in sich kollabiert und auf einen schönen Etikettenschwindel zusammengezuzzelt.
Wie lange will eigentlich die SPD noch in der GroKo herumirrlichtern und sich von der Union am Nasenring durch die Manege ziehen lassen?