Nach dem Rücktritt von Andrea Nahles wird die SPD kommissarisch von einem Trio geführt. Die Stellvertreter Malu Dreyer, Thorsten Schäfer-Gümbel und Manuela Schwesig übernehmen bis auf Weiteres den Vorsitz. Alle drei kündigten jedoch am Montag auf einer Pressekonferenz im Willy-Brandt-Haus auch an, nicht als Vorsitzende kandidieren zu wollen. Manuela Schwesig betonte, dass ihr Platz als Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern sei. Auch Malu Dreyer wolle sich auf ihre anstehende Wiederwahl als Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz konzentrieren. Thorsten Schäfer-Gümbel verabschiedet sich Ende September ohnehin aus der Politik und wechselt in den Vorstand der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Schwesig: Verantwortung für die Mitglieder
„Warum stehen wir drei heute hier? Die Statuten unserer Satzung sehen vor, dass Stellvertreterinnen und Stellvertreter die Aufgabe haben, die Situation zu klären und zu überbrücken. Das ist auch der Grund, wieso nur Stellvertreterinnen und Stellvertreter das machen können“, erklärte Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz.
Bereits am Sonntagabend hatte sich das Trio im Parteipräsidium auf diese Konstellation verständigt. „Die Partei ist nicht kopflos und auch nicht führungslos, sondern wir haben die Aufgabe, deutlich zu machen, dass wir die Partei führen und es auch neue Wege geben wird“, sagte Dreyer. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig ergänzte: „Wir machen das, weil wir als Stellvertreter Verantwortung haben, für die vielen Mitglieder, aber auch für die Menschen im Land.“
Trio mit engem Vertrauensverhältnis
Da die Situation so schwierig und die Aufgaben so vielfältig seien, sei die Entscheidung gefallen, die Partei als Trio kommissarisch zu führen. Zudem verbinde die drei ein enges Vertrauensverhältnis. „Zwischen uns passt kein Blatt“, sagte Schwesig. Über Malu Dreyer sagte Schwesig: „Ich habe ganz großes Vertrauen in ihre Integrationskraft, ihre Erfahrung und ihrer Zuversicht, die wir jetzt in dieser schwierigen Situation brauchen.“ Thorsten Schäfer-Gümbel zeichne sich durch eine hohe Integrationskraft nach innen und strategische Fähigkeiten als Vorsitzender der Antragskommission aus.
Eine wichtige Rolle sollen künftig auch die Mitglieder spielen. Sie können bis zum 13. Juni Vorschläge für eine aktive Beteiligung bei der Wahl des oder der Parteivorsitzenden machen. Daraus entwickelt das SPD-Präsidium Verfahrensvorschläge und legt diese dem Parteivorstand am 24. Juni zur Entscheidung vor. An diesem Termin soll auch geklärt werden, ob der für Dezember geplante Bundesparteitag vorgezogen werden soll und wie die Diskussion zur Halbzeitbilanz der Bundesregierung auf dem Bundesparteitag ablaufen soll.
Entscheidungen am 24. Juni
„Wir brauchen die ganze Partei in dieser Lage“, appellierte Schäfer-Gümbel an die Basis, „wir werden diese Aufgabe gemeinsam stemmen.“ Dafür sollen nun alle Ebenen der Partei, von den Ortsvereinen über die Bezirke bis zu den Landesverbänden miteinbezogen werden. Bei der Sitzung des Parteivorstands am 24. Juni werde auch über die Frage beraten, ob die SPD künftig von einer Doppelspitze geführt werden könne. Über Namen sei bislang ausdrücklich nicht diskutiert worden, so Schäfer-Gümbel über die Sitzung am Montagvormittag. „Es war der große Wunsch von vielen, dass es jetzt keine Schnellschüsse gibt.“
Am 24. Juni sollen darüber hinaus weitere Schritte zur organisationspolitischen Erneuerung der SPD beschlossen werden. „Wir wollen bei allen Entscheidungen die Basis mitnehmen“, betonte in diesem Sinne Manuela Schwesig.