Koalitionskrise

SPD stellt Fünf-Punkte-Plan zur Asylpolitik vor

Fabian Schweyher02. Juli 2018
Andrea Nahles
SPD-Chefin Andrea Nahles kritisiert die Union.
Während die Union sich über die Asylpolitik streitet, stellt die SPD einen eigenen Plan zur Migrationspolitik vor. Darin werden nationale Alleingänge und Binnengrenzen in der EU abgelehnt.

Angesichts des Asylstreits in der Union fordert die SPD eine Rückkehr zur Sacharbeit. „Wir erwarten von CDU und CSU, dass sie die Streitereien endgültig beenden und dass sie sich zu dieser Koalition bekennen“, sagt SPD-Chefin Andrea Nahles im Willy-Brandt-Haus. „Mein Geduldsfaden ist jetzt langsam dünn geworden.“ Die CSU sei auf einem „gefährlichen Ego-Trip“ und die CDU werde in die Ecke gedrängt. Nahles weiter: „Wir können alle nur noch mit dem Kopf schütteln über das Chaos bei CDU und CSU. Die Union führt ein rücksichtsloses Drama auf, mit Regierungsfähigkeit und Regierungswilligkeit hat das nichts zu tun.“

Ebenfalls an Montag hat der SPD-Parteivorstand einen eigenen Fünf-Punkte-Plan zur Migrationspolitik einstimmig beschlossen. In dem Gegenentwurf zum sogenannten „Masterplan“ von Bundesinnenminister Horst Seehofer heißt es: „Als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stehen wir für eine gesamteuropäische Lösung, für ein gemeinsames europäisches Asylsystem und solidarisch geteilte Verantwortung bei der Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen.“ Die fünf Punkte im Einzelnen.

Bund soll Rückführungen übernehmen

„Freizügigkeit erhalten“: Die SPD spricht sich gegen Grenzkontrollen innerhalb der EU aus und bekräftigt, dass das Ersteinreiseland für das Asylverfahren eines Schutzsuchenden zuständig sei. Verneint wird, „dass Asylsuchende grundsätzlich das Recht haben, sich den Mitgliedstaat selbst auszusuchen, der den Asylantrag prüft und über ihn entscheidet. Asylsuchende, die bereits in einem anderen Mitgliedsstaat registriert worden sind, müssen dorthin zurück und dort ihr Verfahren weiter betreiben.“

Um die Rückführung umzusetzen, solle es ein „unkompliziertes Verfahren“ geben, das in bilateralen Abkommen festlegt werden müsse. „Die jüngsten Vereinbarungen mit Griechenland und Spanien zeigen, dass das ein erfolgversprechender Weg ist.“ Mit solchen Vereinbarungen lasse sich die Rückkehr beschleunigen, wenn Länder, in denen ein Schutzsuchender zuerst registriert wurde, auf die bisher nötige Zustimmung zu dessen Rückkehr verzichten. Außerdem solle zukünftig der Bund diese Rückführung übernehmen.

Nicht überzeugt von „Ausschiffungsplattformen“

„Schutz der Außengrenzen der EU“: Die SPD setzt sich für einen besseren Schutz der EU-Außengrenzen ein, um die illegale Migration zu verhindern. Die Grenzschutzagentur Frontex solle zu einer leistungsfähigen europäischen Grenzschutzpolizei ausgebaut werden. „Ein besserer Grenzschutz muss einhergehen mit Partnerschaften mit den Transitländern und den Herkunftsstaaten. Um eine reibungslose Rückführung von Menschen ohne Bleiberecht in deren Herkunftsländer sicherzustellen, wollen wir mit den betreffenden Ländern konkrete Rücknahmeabkommen abschließen.“

Von den „Ausschiffungsplattformen“ im Ausland, die der Europäische Rat kürzlich beschlossen hat, ist die SPD aufgrund der fehlenden Zustimmung der afrikanischen Länder nicht überzeugt. Die ebenfalls geplanten Aufnahmeeinrichtungen für aus Seenot gerettete Menschen sollen laut SPD humanitäre Standards einhalten sowie rechtsstaatliche und zügige Verfahren gewährleisten. Bezüglich der Überfahrt von Schutzsuchenden über das Mittelmeer bekennt sich die SPD zur Seenotrettung.

Sichere Fluchtwege

„Europas Verantwortung in der Welt“: Mit den Maßnamen in dem SPD-Plan soll vermieden werden, dass Menschen überhaupt ihr Heimatland verlassen. „Um Zukunftsperspektiven vor Ort zu schaffen und Fluchtursachen zu bekämpfen, werden wir die Entwicklungszusammenarbeit weiter verbessern und unser humanitäres Engagement ausbauen“, heißt es. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und das World Food Programme sollen angemessen finanziert werden. Ebenso sollen Nicht-EU-Länder, die Flüchtlinge aufnehmen, unterstützt werden.

„Wenn wir den Ländern, die sie aufgenommen haben, finanziell helfen und die Flüchtlinge dort unterstützen, handeln wir nicht nur humanitär, sondern vermeiden auch, dass sich Flüchtlinge von dort aus auf den Weg nach Europa machen, weil die Bedingungen und Perspektiven vor Ort zu schlecht sind.“ Ebenso sieht der Plan vor, dass Flüchtlinge auch direkt über Resettlement-Programme des UNHCR und der EU aufgenommen werden sollen.

Wohlstand sichern

„Mitgliedsstaaten mit besonderen Herausforderungen unterstützen“: EU-Länder wie Italien und Griechenland, die besonders von der Flüchtlingskrise betroffen sind, sollen nicht allein gelassen werden. „Europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik geht nur miteinander – nicht gegeneinander.“ Die Mitgliedsstaaten müssten die betroffenen Länder bei der Registrierung der Flüchtlinge, bei der Unterbringung, bei den Asylverfahren und bei der Rückführung unterstützen. "Es bedeutet aber auch, dass wir Geflüchtete aufnehmen (Relocation). Hier brauchen wir klare Verabredungen, die beide Seiten – die Staaten an den Außengrenzen wie die anderen EU-Staaten – einhalten.“

„Deutschland braucht ein Einwanderungsgesetz“: Die SPD unterscheidet in dem Papier zwischen Einwanderung aus humanitären Gründen und der Einwanderung in den Arbeitsmarkt. „Auch um illegale Migration einzudämmen, können legale Einwanderungsmöglichkeiten helfen.“ Deutschland sei auf qualifizierte ausländische Fachkräfte angewiesen, um den Wohlstand zu sichern und die Renten zu finanzieren. „Daher brauchen wir schnellstmöglich ein Einwanderungsgesetz, das die Einwanderung von Arbeitskräften nach den Bedürfnissen des deutschen Arbeitsmarktes steuert und gestaltet.“

Link zum Fünf-Punkte-Plan: https://link.spd.de/5Punkte

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Kommentare

5-Punkte-Plan zur Asylpolitik schützt nicht vor Politiklähmung!

Strauß hatte nicht nur Eier in der Hose, sondern auch in der Hand. Und zwar die von Kohl. Mit dem "Geist von Kreuth" hatte die CSU tatsächlich vor, eine "Vierte Partei" zu gründen. Aber Kohl hatte auch dessen Eier in der Hand, da er ihm nicht nur die organisatorischen, sondern auch die finanziellen Mittel nachwies, die CDU über Nacht in ganz Bayern auszubreiten. Strauß sah blitzgescheit, dass seine Eier kleiner waren und backte sich eines davon auf, eine "besondere Eigenständigkeit" von der CDU bestätigt zu bekommen.

Mit diesen politischen Brunftschreien braucht sich Angela Merkel nicht messen. Mit der CSU eine Schicksalsgemeinschaft zu sein, ist aber derzeit kein Ordnungsruf sondern schlechtes Karma. Die SPD kann mit ihrem 5-Punkte-Plan ihre parlamentarische Zuverlässigkeit wie Eigenständigkeit bewahren, doch hilft das beim epileptischen Anfall der unionschristlichen und christsozialen Identitären nicht weiter. Sie rutschen auf das Niveau von Sandkasten- und Schaufeldiplomatie. "Wenn Du nicht willst, dann füge Dich mit Gewalt". Solche Erpressungen lassen Angela Merkel keine Wahl, als Seehofer zu ersetzen.

Aber, noch hat sie ihm ihr "vollstes Vertrauen" noch nicht angedroht!

5-Punkte-Plan als Bedingung f. Fortsetz. d.Groko !!?

Die SPD stellt fragen, aber niemand der "Groko-Partner" fragt anscheinend die SPD !?
Da bin ich mal gespannt wie kraftvoll unsere momentane SPD-Führung ihre 5-Punkte- Forderung zur Bedingung zur Fortsetzung der Koalition macht ! Wollte diese nicht einmal klare Kante zeigen ? Jetzt ist die Gelegenheit !!!

Zu spät und zu lange weggeduckt !!!

Der 5-Punkte-Plan der SPD geht zwar in die richtige Richtung, ist aber wenig glaubhaft, da zahlreiche selbstgesteckte Ziele der Groko in anderen Bereichen nie annähernd erreicht wurden und weiterhin, auch und gerade von der SPD in der Praxis eine Politik gemacht wird, die in besonderen Maße Fluchtursachen erzeugt (von Waffenhandel bis unfairen, protektionistischen Handel. Selbst Slaven- und Kinderarbeit wird in vielen Bereichen in Kauf genommen ! Die Unterstützung der EU-Mitgliedsstaaten ist kaum glaubhaft möglich, da Steuermodelle wie die Finanztransaktionssteuer bisher ausbleiben, der Binnenkonsum durch Niedrigverdiener nicht durch spürbare Senkung der Sozialabgeben gestützt wird. Exportüberschuss! Stattdessen schwarze Null !? Wer soll das bezahlen ? Woher soll der Rückhalt für ein solidarisches Europa kommen ? Von den Verlierern auf dem flachen Land ?
Diese Truppe hat den "Schuss " bis heute nicht gehört, da ist auch kaum noch etwas schönzureden und die Wahlkämfer/inn/en an den Ständen unserer SPD tun mir jetzt schon leid. Hausieren sollten wir mit dieser Leistungsbilanz nicht gehen ! I Übrigen kommt der 5-Punkte-Plan zu spät ! Die Messe ist gesungen ! Leider Weggeduckt !

Schutz der Außengrenzen

als Ziel definiert bedeutet doch nichts anderes, als Grenzverletzungen zukünftig nicht mehr hinzunehmen, und wo sie in der Vergangenheit erfolgreich waren, die Grenzverletzter vor den Kadi zu stellen.
Die SPD vertritt damit Positionen , die es ihr leicht machen werden, den Asylkompromiss CDU/CSU zu akzeptieren. Ich würde darauf wetten, finde aber niemanden, der dagegenhält.

In Toto- hier werden AfD Positionen in schöne Worte gepackt

Teilweise eine Rückkehr zur Vernunft.

Aber eben auch nur teilweise.

Zum "Einwanderungsgesetz": Dafür gibt es bereits die Blue Card.

Daher ist ein wie immer geartetes "Einwanderungsgesetz" für das inmitten der EU und Europas liegende, sehr dichtbesiedelte und technisch-wissenschaftlich-industriell führende Deutschland überflüssig wie ein Kropf.

Innerhalb der dichtbesiedelten EU mit ihren ca. 500 Mio. Ew.gilt die Freizügigkeit, mit Nicht-EU-Staaten gibt es schon seit Jahrzehnten wirksame und gut funktionierende bilaterale Abkommen, wie man in Industrie und Universitäten sehen kann.

Einen illegalen und massenhaften Armutszuzug aus eher dünn oder mässig besiedelten Staaten des vorderasiatischen, arabischen und schwarzafrikanischen Islamgürtels benötigt und will weder Deutschland, die EU noch Europa.

SPD nur Mitläufer einer beschädigten C-Regierung ?

Es ist unfassbar dass, ohne ernsthaften Widerstand der SPD-Führung, über Wochen eine Scheindebatte ( es ging faktisch um 5 zurückzuführende Flüchtlinge täglich !) die Regierungspolitik bestimmte und die Nation und ganz Europa, in Atem hielt !! Da solten die Fragen erlaubt sein: SPD nur noch Mitläufer einer beschädigten C-Regierung ? Wieviel Durchsetzungskraft hat eigentlich das derzeitige SPD-Führungspersonal mit Scholz und Nahles an der Spitze !? Wie ist das Außenbild der derzeitigen SPD, die trotz etwas Wortklauberei /s. Bsp. Obergrenze o. Transitzentren) thematisch immer noch ganz nah an der unsozialen C-Fraktion ist? Wer bestimmt eigentlich die Themen dieser Regierung? Noch immer die AFD und im Windschatten die CSU !?. Seehofer noch im Amt !? Unglaublich !!!
Kein Rückenwind für SPD-Wahlkämpfer/inn/en !!!

wie nachhaltig ist das Einwanderungsgesetz ?

Bezüglich eines Einwanderungsgesetzes welches überwiegend die Form und Auswirkungen eines Fachkräftezuwanderungsgesetzes nach CDU-Manier haben könnte, müssen die Auswirkungen auf die Länder dringend bedacht werden aus denen die Fachkräfte "abgezogen " werden !
Sicher benötigt Deutschland enorm Pflegepersonal, nachdem Politik trotz seit Jahrzehnten bekannten demografischen Wandels die Lösung der Problematik im Land verschlafen btw. ignoriert hat ! Ob es jedoch Sinn macht beisoielsweise Pflegepersonal aus Polen oder anderen Ländern abzuziehen und damit in diesen Ländern einen Pflegenotstand zu befördern, sollte genau überlegt werden ! Ebenso macht es wenig Sinn aus Entwicklungs- und Schwellenländern gut ausgebildetes Personal zum dauerhaften Übersiedelung nach Deutschland zu locken und somit deren Entwicklung zu behindern oder gar damit neue Fluchtursachen durch Mangelwirtschaft zu schaffen ! In einer "rundzuerneuernden" SPD solten sich solche neoliberalen Gesetzmäßigkeiten auf keinen Fall in einem Einwanderungsgesetz wiederfinden !!!

Ausbildungsoffensive statt neue Fluchtursachen !

Es ist nisht nachhaltig Fachkräfte aus Entwicklung- und Schwellenländerrn sowie aus strukturschwächeren Ländern Europas nach Deutschland zu locken ! Was wirklich Sinn macht, wäre eine Ausbildungs- und Bildungsoffensive die ihren Namen verdient hat!
Gerade jetzt würde es, wie in Fall der Länder Syrien und Afghanistan, aber auch europäischer struktu !schwacher Länder, großen Sinn machen in Deutschland aber, wo es sicher ist, durch Deutschland vor Ort, Ausbildungskapazitäten zu schaffen !
Ein wichtiger Beitrag wäre das zum strukturellen Ungleichgewicht in der EU aber auch zur Bekämpfung von Fluchtursachen und Wiederaufbau der durch Krieg zerstörten Länder ! An den Kriegsursachen haben schließlich auch wir einen unrühmlichen Anteil ! Geradezu widersinnig ist es daher, ausländischen Studenten das Leben in Deutschland durch Studiengebühren zu erschweren. Hier sollte in den beschrieben Fällen eine kostenfreie Ausbildung in Deutschland, als Beitrag gegen wirtsch.Ungleichgewicht und Entwicklungshilfe die Regel sein ! Generell sollte aber auch ein studentischer Austausch und ähnliches im Handwerk und. Dienstleistung, zwischen allen Nationen viel stärker gefördert werden !

Bildungsdebakel auch bei "Deutsch als Fremdsprache"

Momentan hapert es schon allein an den Deutschkursen ! Es geistern noch Behauptungen durch die Republik, die Neubürger aus Syrien und anderswo seien nicht willens die Grundlage für Integration und weitere Bildung, das Lernangebot für die deutsche Sprache in ausreichender Zahl annehmen zu wollen. Das Problem ist ein anderes ! Das Angebot an brauchbaren Deutschkursen und an Lehrpersonal ist nicht gegeben !! Dort wo es Kurse gibt, wurde häufig festgestellt, dass es an jedweder Qualität mangelt (s. a. Thema deutschlandfunk.de !) oder grundliegende Voraussetzungen nicht beachtet werden (wie dass in die Kurse Kurse jeweils nationengemischt sein sollten !!!). Ähnlich wie wir es aus HartzIV-Zwangskursen kennen gibt es i für solchen Kurse keine ausreichende Qualitätssicherung ! Wieder der Verdacht: Hauptsache für die Statistik als (Schein-)Massnahme gemeldet ! Armes Deutschland !

Scholz plant Etatkürzung bei Entwicklungsministerium !!!

Warum wird im Zusammenhang mit dem Inhalt auch dieses Beitrages nicht die geplante Etatkürzung für das Entwicklungsministerium durch Finanzminister Scholz (noch SPD ?) erwähnt ?!
Weil es "unterirdisch" und peinlich ist ?! Weil die AFD gerade aktuell nach Umfragen die SPD in der Wählergunst überholt hat und diese inkonsistente Politik der SPD dank Scholz weitere Bürger abschreckt und Mitglieder scharenweise zum Austritt bewegen könnte ?!
Ich dachte wir wollten die Fluchtursachen bekämpfen, stattdessen werden weitere geschaffen (siehe verfehlte Klimaziele, Waffenexporte in Krisengebiete und jetzt Kürzung beim Entwicklungsministerium! ) !!!
Steilvorlage für CDU/CSU und Wählerabgang zu Grünen und Linkspartei !
Ich schäme mich für diese Politik.
Für alle Genoss/inn/en die noch einen Funken Hoffnung haben:
Unterstützt und engagiert Euch bei der "Progressiven sozialen Plattform" !!! Zeigt was Euch Zukunft bedeutet !!!

www.plattform.pro

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-07/gerd-mueller-entwicklung...

AFD hat SPD überholt !

http://www.wahlrecht.de/umfragen/insa.htm