Kommentar

SPD-Parteitag für ergebnisoffene Gespräche: Eine Entscheidung der Vernunft

Karin Nink07. Dezember 2017
Der SPD-Parteitag hat mit großer Mehrheit für die Aufnahme von Gesprächen mit CDU und CSU gestimmt. Das ist vernünftig.
Der SPD-Parteitag hat mit großer Mehrheit für die Aufnahme von Gesprächen mit CDU und CSU gestimmt. Das ist vernünftig.
Der SPD-Bundesparteitag hat mit großer Mehrheit für die Aufnahme ergebnisoffener Gespräche mit CDU und CSU über eine mögliche Regierungsbeteiligung gestimmt. Das ist vernünftig. Die Parteiführung muss diesem Vertrauensvorschuss nun gerecht werden.

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Schon lange gab es nicht mehr eine so intensive Debatte auf einem SPD-Parteitag. Die Genossinnen und Genossen haben stundenlang gerungen, ob sie der Aufnahme von „ergebnisoffenen“ Gespräche mit der Union zu der Frage „ob und wie eine Regierungsbildung möglich ist“ zustimmen wollen oder nicht. Lange war das Ergebnis alles andere als sicher. Klar erkennbar war: Die Jüngeren stehen einer möglichen Zusammenarbeit mit der Union deutlich skeptischer gegenüber als viele Ältere.

Verhandlungsspielraum für die SPD

Letztlich hat der Parteitag sich aber mit unerwartet großer Mehrheit für die Aufnahme solcher Gespräche entschieden. Das ist vernünftig. Es gibt der SPD Verhandlungsspielraum, und es stärkt den Parteivorsitzenden und die gesamte Parteispitze. Erst recht, weil sich Martin Schulz erst nach der Annahme des Leitantrages wählen lässt, nicht vorher und damit unabhängig davon. Am Ende wird er mit 81,9 Prozent bestätigt.

Die Parteispitze muss nun dem Vertrauensvorschuss, den die Delegierten ihr gegeben haben, ohne Wenn und Aber gerecht werden. Denn was sich heute auf der Parteiversammlung in Berlin zeigte, muss der Beginn des viel zitierten „Kulturwandels“ sein. Dieser muss wieder gelernt werden, aber er wird der SPD auf der Strecke guttun. Nur so lässt sich die Partei mit sich selbst versöhnen. Und nur so kann eine mögliche Regierungsbeteiligung den notwendigen Rückhalt in der Partei bekommen. „Basis statt Basta“ eben.

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Eine Entscheidung der Vernunft?

Gemach, Gemacht – noch ist das Heu nicht im Stall.

Ob das eine vernünftige Entscheidung ist muss sich noch beweisen, die Befürworter wie Stefan Weil haben ihr ganzes Gewicht in die Waagschale geworfen und den Kurs des Parteivorstands unterstützt und dabei, wie auch Malu Dreyer ein gute Figur gemacht.

Wobei meine Symphatien ganz den jungen Parteimitgliedeen gilt, dem Juso Vorsitzende Jessica Rosenthal aus Bonn und dem Sprecher des Unterbezirks aus Leverkusens.

Beunruhigend haben mich u.a. die Reden von Nahles und Schwesig, dieses Geschwurbel ist einer der Gründe, wieso die SPD in der breiten Öffentlichkeit Kopfschütteln verursacht.

Positiv überrascht bin ich von Malu Dreyer die mit viel Leidenschaft einen überzeugenden Weg aus dem Dilemma der SPD bei der Regierungsbildung wies. Sie sollte statt Nahles an den Verhandlungen teilnehmen, denn, wie kann man mit jemanden in ernsthafte Verhandlungen mit der Union treten, wenn die jenige mit Beiträgen auffällt, wie „jetzt gibt‘s auf die Fresse“.

Häuten muss sich die Parteispitze und das wird noch ein langer Weg, weil Protagonisten wie Nahles und Co nicht begriffen haben, dass sie für klühere Platz machen sollten.

Ergebnisoffen?

Ich will nur hoffen, dass diese Gespräche wirklich ergebnisoffen verlaufen. Denn eins gibt es ganz sicher nicht: einen Automatismus, dass sich die SPD in einer neuerlichen Koalition mit Frau Merkel erneuern wird. Die Gefahr ist durchaus real, dass nach vier Jahren die so zur Oppositionsführerin aufgewertete AfD mit 20% + aus der nächsten Bundestagswahl hervorgehen wird. Das wäre dann die wirkliche Katastrophe, nicht die damit verbundene, selbst verschuldete Verzwergung der SPD (oder was von ihr übrig ist!). Dass nach einer solchen Wahl dann Frau Merkel auf die AfD zugehen wird, liegt auf der Hand. Staatspolitische Verantwortung usw.. man mag es Schwarzseherei nennen, aber vielleicht ist es auch Realitätssinn.