Handelsabkommen

SPD-Parteikonvent spricht sich unter Auflagen für Ceta aus

Kai Doering19. September 2016
Martin Schulz und Sigmar Gabriel nach dem SPD-Parteikonvent zu Ceta
Klare Regeln für die Globalisierung: Martin Schulz und Sigmar Gabriel nach dem SPD-Parteikonvent zu Ceta
Mit großer Mehrheit haben sich die Delegierten des SPD-Parteikonvents für das Freihandelsabkommen der EU mit Kanada (Ceta) ausgesprochen. Sie verknüpften ihre Zustimmung allerdings mit einer Reihe von Forderungen.

Sigmar Gabriel wirkte sichtbar entspannt als er in Wolfsburg eine Viertelstunde eher als geplant vor die wartende Presse trat. Es sei ein „richtig guter Tag für die SPD und für die Durchsetzung von Regeln in der Globalisierung“, teilte der SPD-Vorsitzende den Journalisten mit. Kurz zuvor hatten sich zwei Drittel der Delegierten des Parteikonvents nach fast fünfstündiger Debatte für ein Ja zu Ceta im Rat der EU-Wirtschaftsminister ausgesprochen – allerdings nur unter strikten Auflagen.

Umfangreiche Auflagen für Ceta

So sollen „bestimmte Teile des Abkommens“ erst „nach einer positiven Entscheidung des Europäischen Parlaments“ vorläufig angewendet werden. Zuvor soll das Europaparlament zudem kontrovers diskutierte Fragen „in einem ausführlichen Anhörungsprozess mit den nationalen Parlamenten und der Zivilgesellschaft“ erörtern. Die Teile von Ceta, die nationale Kompetenzen berühren, sollen davon ausgenommen sein und erst nach einer Ratifizierung durch die nationalen Parlamente in Kraft treten.

­Änderungen gibt es auch beim umstrittenen „Investorenschutz“. Hier müsse sichergestellt sein, „dass keine Bevorzugung von ausländischen gegenüber inländischen Investoren“ stattfinde. Zudem müsse „unmissverständlich und rechtsverbindlich“ und möglichst vor Beschlussfassung im EU-Ministerrat im Oktober festgelegt werden, dass die EU im Rahmen des Ceta-Abkommens „in keiner Weise vom primärrechtlich verankerten Vorsorgeprinzip abweicht“. Dieses regelt, dass Schäden für Umwelt und Gesundheit im Voraus vermieden werden.

Keine Absenkung von Standards durch Ceta

Auch bei den kritisierten Schiedsgerichten gab es in Wolfsburg Nachbesserungen. So soll sichergestellt werden, dass „alle Gremien, die das das durch Ceta-Abkommen geschaffen werden (...) begrenzte Entscheidungen nur im Einklang mit den demokratisch legitimierten Vefahren der Partner treffen und nicht die Souveränität der Parlamente und Regierungen verletzen dürfen“. Zu guter letzt konkretisierte der Parteikonvent das Ceta-Abkommen in puncto Daseinsvorsorge. Im beschlossenen Antrag heißt es klipp und klar, „dass bestehende und künftig entstehende Dienstleistungen der öffentlichen Daseinsvorsorge nicht vom (Ceta-)Vertrag erfasst werden“ dürfen.

„Mit Ceta gibt es keine Absenkung von Standards – im Gegenteil“, betonte Sigmar Gabriel bei der Vorstellung der Ergebnisse des Parteikonvents. Ceta sei „weit, weit besser“ als Handelsverträge, die Deutschland und die EU in der Vergangenheit geschlossen hätten. Zudem sei er sich mit der kanadischen Handelsministerin Chrystia Freeland einig, mithilfe von Ceta allgemeine „Regeln für den internationalen Kapitalismus“ zu formulieren. Freeland war eigens für den Parteikonvent nach Wolfsburg gereist und sprach zu den Delegierten.

Umfangreiche Änderungen von der Parteilinken

Dass diese am Ende Sigmar Gabriel mit deutlicher Mehrheit ein Ceta-Mandat erteilten, ist auch Matthias Miersch zu verdanken. Der Sprecher der „Parlamentarischen Linken“ hatte zu Beginn des Konvents ein umfangreiche Änderungen einbebracht, die Eingang in den Leitantrag des Parteivorstands fanden. „Ich bin glücklich, dass es gelungen ist, eine Brücke zwischen den unterschiedlichen Gruppen innerhalb der SPD zu schlagen“, sagte Miersch nach dem Konvent dem „vorwärts“. Die vorgenommenen Ergänzungen seien nun die Voraussetzung für die Zustimmungsfähigkeit der Parlamente. „Wir haben damit klare Maßstäbe für das kommende parlamentarische Verfahren gesetzt“, so Miersch. Die SPD habe in Wolfsburg „einen guten Weg zwischen einem einfachen Ja oder Nein gefunden“.

Nicht ganz so zufrieden zeigte sich Kevin Hönicke. „Es wäre besser gewesen, erst die Änderungen an Ceta umzusetzen und danach darüber zu entscheiden“, sagte der Konventsdelegierte aus Berlin. Deshalb habe er gegen den Antrag gestimmt. Seine Forderung: „Die SPD muss jetzt den Diskussionsprozess transparent machen, damit die Menschen verstehen, dass wir Ceta nicht per se zustimmen.“

So geht es mit Ceta weiter

Und so sieht der weitere Fahrplan für Ceta aus: Im Oktober werden die Wirtschafts- und Handelsminister der EU entscheiden, ob sie dem Vetragswerk zustimmen. Danach wird es beim EU-Kanada-Gipfel am 27. und 28. Oktober offiziell unterzeichnet. Dann schlägt „die Stunde der Parlamente“, wie Matthias Miersch im „vorwärts“-Gespräch mit SPD-Generalsekretärin Katarina Barley betonte: Zunächst wird sich das Europaparlament umfassend mit Ceta befassen. Nach dessen Zustimmung müssen die 38 nationalen (und zum Teil regionalen) Parlamente der EU Ceta ratifizieren. „Dieser Prozess wird einige Jahre dauern“, betonte Sigmar Gabriel in Wolfsburg.

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Kommentare

SPD-Parteikonvent spricht sich unter Auflagen für Ceta aus

Der SPD-Parteikonvent hätte etwas bewegen und sich gegen CETA aussprechen können. Indes - 2/3 fehlte dazu der Mut! Ausführliche Befassung im Europaparlament und Anhörung der Zivilgesellschaft sollen eventuell noch Änderungen ermöglichen. Garantieren kann Genosse Gabriel das nicht! Ob dieser "Scheck" gedeckt ist, liegt nicht in seiner Macht. Versprechungen, Vertröstungen, Worthülsen hat Gabriel als
als Opium an die SPD verabreicht. Die Grundwerte-Kommission, die Juristen, die Jusos, Teile der SPD-Landesverbände, der Arbeitnehmerflügel, die SPD-Frauen, zahlreiche Kreisverbände hatten klargestellt, dass CETA die roten Linien reißt, die die SPD gezogen hatte. Es half nichts - Gabriel musste gerettet werden. So wird aus Opium geistiger Fusel, wenn der BDI in Person von Herrn Grillo die SPD nun lobt. Welch eine Referenz für die Gabriel-SPD als Fortsetzung der Schröder-SPD! Diese hat die Bindung zur Basis verloren - nicht aber zu den Bossen! Die Epigonen von Willy Brandt bringen nicht das zuwege, was den Epigonen von Bruno Kreisky in Österreich gelungen ist: CETA abzulehnen! - weil es eben nicht entscheidend besser ist als TTIP - beide dienen einseitig klar dem Kapital!
Helmut Gelhardt

CETA

Mit diesem Beschluss wird die SPD unter die 20 Prozent-Marke fallen. Adieu Arbeitnehmerpartei.
Thomas Müller

TTIP,CETA

Der Westen ist verwundert ueber die Folgen von ihrer Politik Man macht Kriege+Sanktionen i/d ganzen Welt,Kriegsdrohungen an China+Russland und dann ist man verwundert das die Wirtschaft nicht laeuft??? Nebenbei wird noch verhandelt ueber TTIP/CETA wobei 80% der Weltbevoelkerung ausgeklammert wird,nach TTIP/CETAunterzeichnung wobei kleinere+mittlere EUunternehmen keinen Zugang zu NordAmerika bekommen,noch immer verwundert das die Wirtschaft nicht laeuft??? CETA Handelsabkommen mit Canada ist unterschriftsreif weil die EUverhandler sich weigerten weiterzuverhandeln,das Abkommen ist noch viel schlimmer wie TTIP und ueber Canada bekommen die USA Zugang zum EUmarkt was ueber TTIP nicht mehr gelingt.Das EU Parlament das die Verhandlungen TTIP/CETA fuehrt wird ueberherrscht von Lobbyisten mit grosser Gefahr fuer Korruption,Barosso hat uns ein Vorgeschmack gegeben. Noch immer verwundert das die Wirtschaft nicht laeuft???

TTIP/CETA

Willi Brand wurde von CIA gekauft Die Linie bis zum heutigen Tage zu verfolgen ?? Interessant wird es die US Politik fuer Deutschland bis zum heutigen Tage zu verfolgen.Es gibt Personen und politische Parteien die durch dick und duenn die USA Standpunkte verteidigen,auch wenn es gegen deutsche VolksBelange verstoesst

SPD-Parteikonvent spricht sich unter Auflagen für Ceta aus

Kritische Stimme - wenn Sie eine Kritische Stimme wären, dann wüssten Sie, dass "Willi Brand" Willy Brandt ist.
Sie behaupten, das Willy Brandt vom CIA "gekauft" worden sei. Wenn Sie das sicher wissen, können Sie auch bestimmt
eine seriöse, nachprüfbare Belegstelle aufweisen.
"..., auch wenn es gegen deutsche VolksBelange verstoesst"
Ihre Terminologie ist aufschlussreich und hochinteressant!
Helmut Gelhardt

TTIP/CETA

Gerade der TTIP/CETAvertrag mit USA ist sehr nachteilig fuer den Handel mit China,Russland,India und viele andere Laender,etwa 80% der Weltbevoelkerung.Europa muss ja vom Handel leben+je mehr das eingeschraenkt wird umso nachteiliger.Mit TTIP kommt die finanzielle US Ueberherschung ueber die EU,mit der Nato gibt es schon die militaire+politische Ueberherschung.Das ist auch der Grund des laecherlichen kleinen Geschaeftsvolumens 2,73 Milliarden von Euro was zu unterzeichnen war beim letzten China-Merkelbesuch.Wenn England zuletzt in China war handelte es sich um 55 Milliarden USD Handel. Das EU Parlament das die Verhandlungen TTIP/CETA fuehrt wird ueberherrscht von Lobbyisten mit grosser Gefahr fuer Korruption,Barosso hat uns ein Vorgeschmack gegeben.

TTIP/CETA

Sobald der TTIP/CETAvertrag unterzeichnet ist,kann Europa nicht mehr seine eigenen Gesetze machen,damit der USA-Grossindustrie keine Gewinne entgehen,der EU-Konsument wird dafuer bezahlen.Eine Bevormundung in hoechster Perfektion. Dann koennen diese EU Politiker in den Urlaub fahren weil es keine Arbeit mehr gibt,ist das vielleicht der Grund weshalb die EU Politiker dafuer sind?bezahlt werden ohne Arbeit?Fuer eine Befoerderung des Handels kann der TTIP nicht sein das haben 20 Jahre Nafta in NordAmerika gezeigt.Mittelstaendische Unternehmen werden reihenweise pleite gehen,die Arbeitlosigkeit wird wachsen,der EUkonsument muss fuer die Gewinne der US Grosskonzerne gerade stehen.Und der Hammer das EUparlament will einseitig den TTIP Vertrag unterzeichnen,die EU NationalStaaten haben nichts mehr zusagen. Das EU Parlament das die Verhandlungen TTIP/CETA fuehrt wird ueberherrscht von Lobbyisten mit grosser Gefahr fuer Korruption,Barosso hat uns ein Vorgeschmack gegeben.

TTIP/CETA

Der Mensch sammelt sein ganzes Leben Muell in seinem Koerper,deshalb erkranken so viele aeltere Leute an Krebs.Schleichende schlimme Erkrankungen entstehen wenn wir unachtsam lebenslaenglich jedes Mal ein Bischen Pestiziden+chemische Produkte zu uns nehmen.Nicht nur Glyphosat,es gibt tausende gefaehrliche Produkte die sich addieren,sehen Sie Liste der E-Nummern: die EU sogar erlaubt f über 300 Zusatzstoffe für Lebensmittel,viele davon sind gefährlich+sind rot gekennzeichnet m Beschreibung der Gefahr woran Sie ausgesetzt sind wenn Sie zuviel davon konsumieren,o wenn die Auswahl Ihrer Lieblingsprodukte gerade diese Stoffe enthaelt+akkumuliert.Lobbyisten in Bruessel regeln das Alles.Diese Lobbyisten+viele Davon aus USA beraten EU Kommission insache TTIP Vertrag.Wichtige wirtschaftliche+privatschutzende EU Gesetze werden ausser Kraft gesetzt,das Gesundheitswesen wird neu reguliert,gen-manipulierte Pflanzen+Tiere mit neuen Giftarten,Allergien,Krankheiten werden i/d EU zugelassen
Lesen das Buch:"Saat der Zerstoerung" Autor William Engdahl. Genmanipulierte,krebserregende Produkte,welche bald von USA kommen nach der Unterzeichnung von dem geheimen TTIP/CETA Vertrag.

SPD-Parteikonvent spricht sich unter Auflagen für Ceta aus

Inhaber der Kritischen Stimme - warum kritisieren Sie nicht mit offenem Visier?! Liegt es vielleicht an der Linie: F. William Engdahl / Michael Vogt /
Alpenparlament TV / Kopp-Verlag?!
Sie schreiben nicht als Kritiker. Sie schreiben als Missionar. Die Frage ist,
WEN wollen Sie WOMIT für WAS missionieren? Zu WELCHEM Zweck?!
Beim Kopp-Verlag schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken! In Legionen!
Helmut Gelhardt

SPD-Parteikonvent spricht sich unter Auflagen für Ceta aus

Wer sich hinsichtlich der Arbeitnehmerrechte im Freihandelsabkommen CETA (Kanada / EU) noch besser ins Bild setzen möchte, dem ist die Lektüre von ver.di publik 'Ceta In den Müll damit' (Ausgabe 06) Gewerkschaft / Brennpunkt von Werner Rügemer dringend zu empfehlen. Rügemer führt aus, dass in Kanada lediglich sechs der acht Kernarbeitsnormen der ILO gelten. "Vor allem: Es fehlt die Norm zum Recht auf Organisation und kollektive Tarifverhandlungen (ILO-Norm - C 98). Die ultrakonservative Regierung von Ministerpräsident Stephen Harper setzte zwischen 2006 bis zu Ihrer Abwahl Ende 2015 ein halbes Dutzend Gesetze
gegen Streiks durch (...). Das ist staatlich erzwungene Rückkehr der Beschäftigten zur Arbeit. Ein Gesetz von 2013 schränkt Streiks ein, wenn
"öffentliche Interessen" berührt werden - wobei die Regierung allein feststellen kann, welche Interessen gemeint sind. (...) Das bedeutet: Wenn der praktische Hebel zur Durchsetzung fehlt, wenn also vor allem keine
kollektiven Tarifverhandlungen möglich sind und dafür notfalls auch nicht gestreikt werden kann, dann sieht es für theoretisch geltende Arbeitsrechte
schlecht aus." Bitte den ganzen Artikel lesen!
Helmut Gelhardt

SPD-Parteikonvent spricht sich unter Auflagen für Ceta aus

Genosse Sigmar Gabriel sieht es als Erfolg an, dass die Schiedsgerichte nunmehr keine "privaten", sondern "ständige Gerichte" mit klaren Verfahrensregeln und Berufungsmöglichkeit - quasi "öffentlich-rechtlich" seien. Aber das reicht nicht, weil dies nicht entscheidend ist! Michael R. Krätke schreibt in 'Blätter für deutsche und internationale Politik' 9/2016, S. 21 ff.: "Doch es bleibt nach wie vor eine Sondergerichtsbarkeit, die allein für die Wahrung der Interessen ausländischer Unternehmen und Investoren gegen die demokratisch legitimierten Autoritäten in allen beteiligten Ländern zuständig sein soll. (...) Es geht nicht um schlichten Investorenschutz (...). Sondern es geht um das Recht privater Kapitalbesitzer (...), von Staaten (...) Schadensersatz zu fordern für "entgangene Gewinne" (...). Es geht um das Recht privater Investoren, staatliche, demokratisch legitimierte Akteure daran zu hindern, ihren Geschäftsinteressen in die Quere zu kommen (...). Doch einen gesetzlichen Mindestprofit, einen gesetzlichen Mindestzins, ein Recht auf Gewinn gibt es nicht, es gab sie nie. Und dennoch soll die absurde Rechtsidee festgeschrieben werden (...)." ABLEHNEN !
Helmut Gelhardt