Gemeinsame Initiative

SPD-Landesverbände fordern „Länderbrücke“ für Geflüchtete aus Moria

Benedikt Dittrich08. Oktober 2020
Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos liegt nach mehreren Bränden in Schutt und Asche.
Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos liegt nach mehreren Bränden in Schutt und Asche.
Berlin, Bremen und Thüringen machen weiter Druck auf den CSU-Bundesinnenminister. Einen Monat nach dem Brand in Moria wollen sie weiterhin Geflüchtete aufnehmen – und drohen jetzt mit einer Klage.

Die rot-rot-grün regierten Länder Berlin, Bremen und Thüringen fordern eine Länderbrücke für Geflüchtete aus den griechischen Flüchtlingslagern. In den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Bundesländer und Kommmunen immer wieder bekräftigt, dass sie zur Aufnahme von Geflüchteten bereit seien. Doch ohne Zustimmung von CSU-Bundesinnenminister Horst Seehofer können die Länder keine Landesaufnahmeprogramme umsetzen. Es braucht die Genehmigung des Bundesinnenministers dazu.

Die Blockadehaltung des Ministers, der stets auf eine europäische Lösung pocht, wollen drei Bundesländer mit SPD-Regierungsbeteiligung nicht weiter hinnehmen. In entsprechenden Beschlüssen fordern sie übereinstimmend eine „Länderbrücke“ – und denken auch über eine Klage nach.

Dabei sprechen sie auch ganz explizit die von Seehofer geforderte europäische Lösung an: „Ein Bündnis der Solidarität muss vorangehen“, heißt es in dem entsprechenden Beschluss. „Die Krise an den europäischen Außengrenzen zu lösen, ist nicht Aufgabe der Schutzsuchenden, nicht Aufgabe Griechenlands oder Italiens, sondern unser aller Aufgabe.“

Mit Rückenwind von Kirchen und Kommunen

Die drei Bundesländer haben dabei auch die Rückendeckung zahlreicher Kommunen sowie Kirchengemeinden und Akteur*innen in der Zivilgesellschaft. „Seit Monaten zeigen zahlreiche Kommunen und die Zivilgesellschaft Hilfsbereitschaft, welche von unserem Innenminister Seehofer ignoriert und blockiert wird“, klagen die Bundesländer, in denen die SPD regiert oder mitregiert. Sollte die Blockadehaltung von Seehofer anhalten, werde man auch von dem Recht Gebrauch machen, die Aufnahme von Geflüchteten vor Gericht einzuklagen. In den bestehenden Flüchtlingslagern würden geltendes Recht und europäische Werte verletzt und ausgehebelt: „Diese Werte und Grundsätze von Menschenrechten werden wir nicht kampflos aufgeben.“

Zu den Unterzeichner*innen gehören Landtagsfraktionen, Landesverbände sowie Jugendorgansationen der Regierungsparteien in den jeweiligen Bundesländern, darunter auch die der SPD. In Thüringen gehören bisher nur die Jusos und Thomas Hartung zu den Unterzeichnenden. Der migrationspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion erklärte aber gegenüber dem Tagesspiegel am Donnerstag, er gehe davon aus, dass die Fraktion das Papier noch unterzeichnen werde - sie sei lediglich in den vergangenen Tagen nicht zusammengekommen.

Bereits nach der ersten Absage der Landesaufnahmeprogramme für Geflüchtete hatten vor allem die SPD-Innenminister in Berlin und Thüringen, Andreas Geisel und Georg Maier, durchblicken lassen, dass sie dies nicht einfach hinnehmen wollten. Gefordert wird eine Aufnahme von Geflüchteten aus den schon vor dem Brand in Moria überfüllten Lagern bereits seit Monaten. Schon Anfang des Jahres hatte die SPD Druck auf Horst Seehofer ausgeübt – was dazu führte, dass zumindest ein kleiner Teil, vor allem unbegleitete minderjähriger und besonders hilfsbedürftige Geflüchtete – in Deutschland aufgenommen werden konnten.

Bisherige Kontingente noch nicht ausgeschöpft

Die Aufnahme ging bisher aber nur schleppend voran, auch bei einem neuen Kontingent, das nach dem Feuer in Moria beschlossen wurde, gibt es ähnliche Voraussetzungen was die Auswahl der Geflüchteten angeht. Kritik an dieser „Rosinenpickerei“ kam von Sozialdemokrat*innen in Europa: Die migrationspolitische Sprecherin der SPD-Abgeordneten im Parlament, Birgit Sippel, forderte im Gespräch mit dem „vorwärts“ ein Ende der Auslese, auch um die Aufnahme zu beschleunigen.

Die Erklärung im Wortlaut bei der SPD Berlin.

weiterführender Artikel

Kommentare

Länderbrücke für Moria-Flüchtlinge

Am Ende muss der BUND die immensen Kosten für Flüchtlinge übernehmen. Da können Länder und Kommunen noch so trommeln, denn sie leiten Kosten einfach weiter. Sie sollten auch ihre Bewohner und Einwohner fragen, denn niemand spricht sich dafür aus. In anderen EU-Ländern wird dieses Thema absolut flach gehalten. Ich kann mich einfach des Gedankens nicht erwehren, dass alle, Länder, Kommunen, Kirchen und NGO'S am Ende von jedem Flüchtling profitieren, eben weil der BUND dafür gerade stehen muss.
Es reicht jetzt, wir geben für Asyl und Migration schon jetzt viel zu viel aus.

Frage zu Beitrag von Brigitte

Liebe Brigitte,

die These in deinem Kommentar, dass NGOs, Kirchen und andere von "jedem geflüchteten Menschen profitieren" würden, kann ich nicht nachvollziehen. Inwiefern ist die Arbeit mit und/oder Aufnahme von Geflüchteten deines Erachtens lukrativ? Mich würde hierbei auch ein grober Referenzrahmen interessieren, worauf du dich bei "wir geben jetzt schon viel zu viel aus" beziehst. Welche Summen meinst du hier genau? "Zu viel" aus welchen Töpfen und im Vergleich zu was?

Danke im Voraus für deine Antwort.

Danke!

Dieselbe Frage haben wir uns auch gestellt!

23 Millarden EURO waren es

23 Millarden EURO waren es allein in 2019 wie im Frühjahr in verschiedenen Medien berichtet wurde. Ja, es verdienen nicht zuletzt diejenigen, die mit der Flüchtlingsunterbringung betraut werden sodern letztendlich auch die Vermieter von Wohnungen etc. Bezahlbare Wohnungen waren schon vor 2015 kaum zu finden, das hat sich nach 2015 deutlich verschärft. Die Anzahl der Wohnungslosen/Obdachlosen steigt stetig. Aber wir haben Platz, so heißt es doch immer. Vielmehr sollte diesbezüglichauch mal ein Blick auf die lokalen Bevölkerungsschichten geworfen werden, die schon lange am Rande des Existenzminimuns leben und unter der jetzigen Situation besonders zu leiden haben, sei es nun der Wohnungsmarkt oder der Arbeitsmarkt.
Wer sich mal die Vorhaben der EU/von der Leyen nach UN-Vorgaben ansieht wo es eigentlich nicht um Flüchtlinge geht sondern um Resettlement/Umsiedlung, der muss sich fragen, ob das so durchführbar ist ohne das es hier negative Folgen für die hiesige Bevölkerung gibt.