Bundestagswahlkampf

SPD-Kandidat*innen zur Bundestagswahl: So jung und vielfältig wie nie

Jonas Jordan08. Juni 2021
Die Juso-Bundesvorsitzende Jessica Rosenthal ist eine von 34 SPD-Bundestagskandidat*innen unter 30 Jahren.
Die Juso-Bundesvorsitzende Jessica Rosenthal ist eine von 34 SPD-Bundestagskandidat*innen unter 30 Jahren.
Die SPD-Direktkandidat*innen in den 299 Bundestagswahlkreisen stehen fest. Die Riege der sozialdemokratischen Bewerber*innen ist so jung und vielfältig wie nie zuvor. Das betonen auch Generalsekretär Klingbeil und Kanzlerkandidat Olaf Scholz.

299 Sozialdemokrat*innen treten am 26. September bei der Bundestagswahl in den Wahlkreisen an. Mehr als ein Drittel von ihnen ist jünger als 40 Jahre alt, nämlich 109, 34 Bewerber*innen sind sogar unter 30. „Das ist eine wahnsinnig junge Truppe. Wir haben das Versprechen eingehalten, dass wir jünger, weiblicher und bunter werden wollen“, hebt Lars Klingbeil am Samstag beim digitalen Campaign Camp der Sozialdemokrat*innen hervor. Der SPD-Generalsekretär hatte bereits im Vorfeld der Europawahl 2019 gemeinsam mit der damaligen Parteivorsitzenden Andrea Nahles dafür gesorgt, dass mit Delara Burkhardt und Tiemo Wölken zwei Kandidat*innen im Juso-Alter auf aussichtsreichen Plätzen kandidierten und somit den Sprung ins EU-Parlament schafften.

Zur Bundestagswahl in gut dreieinhalb Monaten treten zahlreiche langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete nicht mehr an, unter ihnen beispielsweise der Finanzexperte und Bundesvorsitzende der AG 60plus Lothar Binding, die frühere Gesundheitsministerin Ulla Schmidt oder die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Dagmar Ziegler. Im Gegenzug sind viele junge Kandidat*innen bereit, ihren Platz einzunehmen, am liebsten nach einem Sieg in ihren jeweiligen Wahlkreisen, wie es beispielsweise die 27-jährige Münchner SPD-Kandidatin Seija Knorr-Köning ehrgeizig formuliert. „Ich bin bereit, der SPD mein Gesicht zu geben. Den Leuten taugt das Profil, das ich zu bieten habe“, sagt sie im Gespräch mit dem „vorwärts“.

Viele aussichtsreiche Kandidaturen

28 Jahre alt ist die Juso-Bundesvorsitzende Jessica Rosenthal. Auch sie stellt sich erstmals für den Bundestag zur Wahl und kandidiert in Bonn. Dort gewann zuletzt Uli Kelber fünfmal in Folge den Wahlkreis für die SPD, ehe er Anfang 2019 in das Amt des Bundesdatenschutzbeauftragten wechselte. Zwar trumpften auch die Grünen am Rhein zuletzt stark auf. Doch auch deren langjährige Bundestagsabgeordnete Katja Dörner tritt diesmal nicht mehr an, sodass die Karten neu gemischt werden. Rosenthal kandidiert zudem auf Platz 20 der SPD-Landesliste in Nordrhein-Westfalen, der ebenfalls für den Einzug in den Bundestag reichen könnte.

Ähnlich sieht es in anderen Teilen Deutschlands aus, in denen auch junge Sozialdemokrat*innen auf ihren jeweiligen Landeslisten im vorderen Bereich platziert sind. Beispielsweise sind mit der Parlamentarischen Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion Josephine Ortleb sowie Emily Vontz und Esra Limbacher drei der fünf Kandidat*innen auf den ersten Plätzen unter 35. Auch bei der SPD Thüringen kandidieren mit Elisabeth Kaiser, Tina Rudolph und Anne Bressem drei Frauen auf den Plätzen zwei, vier und sechs, die jünger als 40 Jahre sind.

Auf Schneiders Spuren

Das hat im Landesverband gewissermaßen Tradition. Denn der diesjährige Spitzenkandidat der Thüringer Sozialdemokrat*innen Carsten Schneider zog 1998 mit gerade einmal 23 Jahren in den Bundestag ein, indem er seinen Erfurter Wahlkreis direkt gewann. Das peilt auch der stellvertretende SPD-Vorsitzende Kevin Kühnert an, der sich im Berliner Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg zur Wahl stellt. Der 31-Jährige steht darüber hinaus auf Platz drei der SPD-Landesliste. Direkt hinter ihm ist die frühere Juso-Landesvorsitzende Annika Klose platziert.

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz freut diese Entwicklung. Die 299 Direktkandidat*innen der SPD für die Bundestagswahl zeigten, wie vielfältig die Sozialdemokratie als Volkspartei sei, sagt der Vizekanzler beim Campaign Camp seiner Partei am Samstag. Es seien mehr Frauen als bei anderen Parteien, „unglaublich viele junge Kandidaten“ sowie zahlreiche Menschen mit Migrationsgeschichte. „Diese Frauen und Männer repräsentieren die ganze Breite unserer Bevölkerung“, freut sich Scholz.

Mindestens 40 Menschen mit Migrationsgeschichte

Den letzten Punkt hebt auch Aziz Bozkurt hervor. Er ist Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt in der SPD, die einen Vielfaltsindex je Bundesland entwickelt hat. Mindestens 40 Menschen mit Migrationsgeschichte kandidieren direkt für die SPD bei der Bundestagswahl. Besonders betont die AG die Spitzenkandidaturen von Karamba Diaby in Sachsen-Anhalt und Aydan Özoğuz in Hamburg sowie die Tatsache, dass Cansel Kiziltepe in Berlin auf dem ersten Frauenplatz antritt.

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Kommentare

Cornell West

Er schrieb einmal, daß wir sehen werden daß die Konzernzentralen weiblicher, polyethischerm diverser ..... werden wird, daß sich aber am Geschäftsgebaren dieser Konzerne nichts ändern wird. Hoffentlich trifft seine Analyse nicht auch auf die SPD zu.

SPD Kandidaten für Bundestag

Wie viel Betriebsräte kandidieren?
Wie viele Arbeitnehmer?
Wie viele Gewerkschafter?

was spielt das

für eine Rolle? Das waren Anforderungen des vor- und des letzten Jahrhunderts. Mit solchen Leuten ist heute kein Staat mehr zu machen, heute sind die Anforderungen andere, solche wie sie im Artikel genannt werden- jung, vielfältig, multikulturell- das reicht vollkommen aus und qualifiziert auch für alles.

Politik

Nachdem die Grünlichen mit ihrer Fettnäpchenkandidatin Prozente lassen denken sich wohl einige das mit den ganzen Dyevörsity-Themen ein paar Stimmen abzufangen sind.
Was die Menschen, die ihr Haut zu Markte tragen, wollen ist eine sozialdemokratische Sozialpolitik, die den Meisten zugute kommt, egal welchen Alters, Geschlechts, Hautfarbe ......... .
Können die nicht wenigstens ein bischen auf Wolfgang Thierse hören.