Bundespräsidentenwahl

SPD-Kandidat Frank-Walter Steinmeier setzt sich durch

Die Redaktion14. November 2016
Es ist entschieden: CDU und CSU unterstützen die Kandidatur von Frank-Walter Steinmeier für das Amt des Bundespräsidenten. Damit setzt sich der SPD-Kandidat durch, zur Freude seiner Genossen.

Das Gerangel um die Kandidatenkür für die Wahl des Bundespräsidenten im Februar 2017 ist entschieden. Am Montag erklärte die Union aus CDU und CSU, die Kandidatur des SPD-Politikers Frank-Walter Steinmeier zu unterstützen. Eine Meldung, die für Jubel in den Reihen der Sozialdemokraten sorgte.

SPD feiert Frank-Walter Steinmeier

Über den Kurznachrichtendienst Twitter gratulierten zahlreiche Genossen Steinmeiers. „Frank Walter Steinmeier ist eine ausgezeichnete Wahl für das Amt des Bundespräsidenten. Ich freue mich sehr über dieses Ergebnis!“, twitterte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley. „Der beste Mann wird Bundespräsident“, twitterte der Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs. „Der Beste, daher logisch und genau das, was die meisten Bürger in Deutschland wollen“, schrieb dessen Fraktionskollege Christian Flisek. SPD-Vizevorsitzender Ralf Stegner meinte: „Jetzt passiert offenbar das, was ich seit Monaten erwartet und gesagt habe. Merkel meidet Risiko.“

Gabriel: Steinmeier genau der richtige Mann

Der Bundespräsident trage Verantwortung für die gute staatspolitische Tradition in Deutschland – diese zu erhalten sei „die wichtigste Aufgabe“ des Staatsoberhauptes, erklärte SPD-Chef Sigmar Gabriel in Berlin. Aus diesem Grund sei Außenminister Frank-Walter Steinmeier genau der richtige Mann für den Posten, findet der Parteivorsitzende. Nicht nur in der Politik, sondern auch bei den Bürgern in Deutschland genieße Steinmeier „hohes Ansehen“.

Gerade in Zeiten der Krisen müsse es darum gehen, dass „Frieden und Sicherheit in der Welt wieder stärker werden“. Schon Joachim Gauck habe „wirklich exzellente Arbeit geleistet“, lobte Gabriel das „großartige Engagment“ des aktuellen Bundespräsidenten. Über dessen designierten Nachfolger sagte er, die Bürger fänden Steinmeier unter allen möglichen Kandidaten den überzeugendsten. Bei der Suche nach einem geeigneten Kandidaten für das Präsidentenamt sei das Vertrauen der Bevölkerung besonders wichtig – dieses genieße der aktuelle Außenminister in besonderem Maße.

Hans-Jochen Vogel: „Hervorragend geeignet“

Der ehemalige SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel erklärte gegenüber vorwärts.de: „Die Nominierung Frank-Walter Steinmeiers für das Amt des Bundespräsidenten beweist, dass unsere Demokratie auch in einer schwierigen Situation parteiübergreifend funktioniert. Das ist gerade wenige Tage nach dem mörderischen Wahlkampf in den USA auch deshalb ein ermutigendes Zeichen, weil der Sozialdemokrat Steinmeier für das Amt hervorragend geeignet ist und er auch die Zustimmung der deutlichen Mehrheit des Volkes besitzt.“ Der Respekt Vogels gelte aber auch Sigmar Gabriel, „der hervorragend agiert“ habe. Darüber hinaus lobte er Angela Merkel und Horst Seehofer, „die in diesem Fall das Wohl des Gemeinwesens über ihr Parteiinteresse gestellt haben.“

Alt-Kanzler Schröder: Respekt für CDU und CSU

Von einer „großartigen Entscheidung“ sprach Gerhard Schröder. Bei einer Buchvorstellung in Berlin äußerte sich der Alt-Bundeskanzler zu den Plänen seines langjährigen Weggefährten: Steinmeier leitete die niedersächsische Staatskanzlei als Schröder dort Ministerpräsident war; unter dem Bundeskanzler Schröder war Steinmeier Chef des Kanzleramts. „Frank-Walter Steinmeier ist der beste Kandidat, den diese Regierungskoalition zu bieten hat“, lobte Schröder am Montag. CDU und CSU zollte er „großen Respekt“ für die Entscheidung, Steinmeier als Bundespräsidentenkandidat zu unterstützen.

Wer wird der nächste Außenminister?

Da Frank-Walter Steinmeier beim EU-Außenministertreffen in Brüssel ist, konnte er bislang noch nicht vor die Hauptstadtpresse treten. Sigmar Gabriel kündigte jedoch an, dass am Mittwoch um 12 Uhr ein öffentliches Treffen der Vorsitzenden von SPD, CDU und CSU mit Frank-Walter Steinmeier geplant sei. Am späten Nachmittag äußerte sich der Bundesaußenminister aber auf seiner Facebookseite. „Ich bin sehr dankbar für die große Unterstützung und Ermutigung, die von den Menschen außer- und innerhalb der Politik gekommen ist – und das quer über die Parteien hinweg. Das zu erleben, ist schön. Aber dieses Vertrauen schafft Verantwortung. Darüber bin ich mir sehr bewusst“, schrieb Steinmeier.

Die Frage nach Steinmeiers Nachfolge im Auswärtigen Amt blieb indes offen. Heute gehe es nicht darum, „dass er das Amt niederlegt“, sagte Gabriel. Somit bleibt bis auf weiteres ungeklärt, wer ab Februar 2017 das deutsche Außenministerium leiten wird – Gabriel sagte dazu, diese Frage stelle sich im Moment nicht. Die CDU zeigte sich nicht so zurückhaltend. Der nächste Außenminister solle „aus den Reihen der Union kommen“, forderte der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt, gegenüber „zeit-online“. Während Bundeskanzlerin Angela Merkel die Nominierung Steinmeiers als „Signal der Stabilität“ deutete, kritisierte sie Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble als „Niederlage“ von CDU und CSU.

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Kommentare

Dank und Gratulation

Sehr geehrter Herr Steinmeier,
ich danke Ihnen für Ihre herausragende Arbeit als Bundesaußenminister. Ich wünsche Ihnen für Ihre designierten Aufgaben aus Bundespräsident alles Gute und Gottes Segen.
Mit freundlichen Grüßen
D.Scholz

Not my president

Frank Walter Steinmeier for president? Nach den Präsidentenpannen der Vergangenheit sieht wahrscheinlich manch einer einen Silberstreifen am Horizont. Kann man ja verstehen. Aber nicht vergessen: Steinmeier ist einer der Architekten der Agenda 2010, von Hartz IV und Niedriglohnsektor. 
Dass die CDU nun seine Kandidatur unterstützt und keinen eigenen Kandidaten aufstellt, lässt tief blicken. Meiner Meinung nach ein klares Signal für eine Fortsetzung der GroKo . Er ist daher „not my president“!

Zustimmung der CDU/CSU für Steinmeier

Welche Kröten muss die SPD nun wieder dafür schlucken, dass die Unionsparteien jetzt für Steinmeier sind?

Hier wurde doch sicher wieder ein fauler Kuhhandel abgeschlossen. Vermutlich wird die SPD jetzt für einen Konservativen als EU-Parlamentspräsident eintreten, und Schulz wird dann Außenminister.

Solange es bei diesem Personalkarussell bleibt, muss es fast egal sein, in diesem Spiel der Politmarionetten; schlimm wird es vor allem, wenn von der SPD weitere inhaltliche Forderungen auf dem Altare dieser Präsidentenkür geopfert werden bzw. weitere Zugeständnisse in puncto neoliberaler Politik (z.B. Privatisierung der Autobahnen) erfolgen.

Dann darf man sich nicht wieder über Wahlerfolge der Trumps in Europa wundern!

Richtige Lösung für das Land

Das ist vor allem eine gute Nachricht für das Land, nicht nur die Partei. Frank Walter Steinmeier ist absolut der richtige Kandidat. In diesen Zeiten wünschen sich die Menschen von Politikern Umsicht, Verlässlichkeit und Unaufgeregtheit. Diese Eigenschaften hat er, und deshalb wird er bestimmt auch ein guter Bundespräsident werden.

Dass die Wahl des Bundespräsidenten eine Richtungsentscheidung für künftige Regierungen ist, ist m.E. ein Mythos. Es gab diesen Fall bei Heinemann, ansonsten hat die Wahl aber eigentlich nie etwas ausgesagt über die nächste Bundestagswahl. Von solchen Gedanken muss man sich lösen.

Trotz der Qualitäten von Steinmeier ist es schade, dass das Amt wieder an einen (älteren, weißen) Mann geht. Auch deshalb sollte man bei der Regierungsumbildung im Blick haben, dass die Partei im Wahljahr dringend ein frischeres, moderneres und weiblicheres Gesicht braucht. Es ist auch eine Überlegung wert, ob der Parteichef und mutmaßliche Spitzenkandidat außerhalb des Kabinetts nicht eine größere Beinfreiheit hätte.