Bundestag

Warum die SPD die deutsch-iranische Parlamentariergruppe auflösen will

Kai Doering16. Januar 2023
Keine Gesprächsgrundlage mehr: Die SPD-Fraktion will die deutsch-iranische Parlamentariergruppe auflösen.
Keine Gesprächsgrundlage mehr: Die SPD-Fraktion will die deutsch-iranische Parlamentariergruppe auflösen.
Die SPD-Bundestagsfraktion will die deutsch-iranische Parlamentariergruppe auflösen. Einen entsprechenden Antrag will sie in dieser Woche stellen. Das liegt auch am Verhalten der AfD, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Gruppe, Carlos Kasper.

Die SPD-Fraktion will beantragen, die deutsch-iranische Parlamentariergruppe aufzulösen. Warum?

Im Bundestag gibt es Parlamentariergruppen, damit sich die Abgeordneten mit Parlamentarier:innen anderer Länder austauschen und die Zusammenarbeit stärken. Die Parlamentarier im Iran stützen das iranische Regime weiterhin und haben sich fast geschlossen für die Todesstrafe für Demonstrierende ausgesprochen. Damit gibt es für uns keine Gesprächsgrundlage mehr.

Carlos Kasper

Gibt man damit nicht ein Instrument aus der Hand, auf das iranische System einzuwirken?

Die deutsch-iranische Parlamentariergruppe war leider von Beginn der 20. Wahlperiode an kein Instrument, mit dem man auf das iranische Regime einwirken konnte. Das liegt an dem Vorsitz der Gruppe, der bei der AfD liegt. Der Vorsitzende Roger Beckamp hat immer wieder die iranische Regierungsmeinung verbreitet und sich explizit gegen Sanktionen ausgesprochen. Zuletzt hat die AfD ihren Vorsitz genutzt, um Experten eine Plattform zu bieten, die dem Regime unkritisch gegenüber stehen.

Gemeinsam mit meinem FDP-Kollegen Rainer Semet habe ich versucht, dem entgegenzuwirken und Menschenrechtsorganisationen als Gäste in die Parlamentariergruppe eingeladen. Mit der Zeit sind jedoch immer mehr AfD-Abgeordnete in die Gruppe eingetreten. Es war zu befürchten, dass die Parlamentariergruppe als Sprachrohr der AfD missbraucht wird. Das wäre gerade bei den anhaltenden Protesten im Iran fatal.

Viele Abgeordnete haben in den vergangenen Wochen Patenschaften für Inhaftierte im Iran übernommen. Was können sie bewirken?

Die politischen Patenschaften mit Gefangenen im Iran sind sehr wichtig! Ich habe Anfang Dezember die Patenschaft von Saman Yasin übernommen. Öffentliche Aufmerksamkeit, die wir Abgeordnete den iranischen Gefangenen ermöglichen können, ist wichtig, damit die Inhaftierten nicht einfach verschwinden. Durch diese Öffentlichkeit weiß das iranische Regime, dass die internationale Gemeinschaft sehr wohl die vielen Menschenrechtsverstöße der iranischen Regierung sieht und diese Verstöße ächtet. Je häufiger das iranische Regime daran erinnert wird, desto größer ist die Chance, dass sich am Ende tatsächlich etwas ändert.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

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Kommentare

Die Grünen haben eine Krankheit in die poltische Arena

importiert. Und leider übernimmt die SPD diese Krankheit kritiklos.

In meiner (sozialdemokratischen) Welt wird ein Dialog gerade dann geführt, wenn man in wichtigen Fragen unterschiedlicher Auffassung ist. Dialog bedeutet nicht Verständnis, aber Auseinandersetzung. Dies ist ein Gebot demokratischer Politik.

In der neuen grünen Dialogwelt steht die Abgrenzung im Mittelpunkt. Vor dem Dialog steht die Frage, ob der Dialogpartner überhaupt einen zulässigen Standpunkt vertritt. Was dazu führt, das Gesprächskanäle im großen Stil gekappt werden und wir uns absehbar wundern werden, wie überhaupt noch die Politik die Oberhand über dem Militär bzw. Kriegskurs behalten will, wenn die Mittel der Politik blockiert sind.

Die o.g. Entscheidung der AfD in die Schuhe zu schieben, scheint mir billig zu sein.

Erinnern wir uns: Der Atomvertrag mit Iran war eine Errungenschaft europäischer Außenpolitik und wirkte nach Innen und Außen befriedend. Er ist von Trump gekündigt worden. Warum tun wir heute so, als wäre er seinerzeit falsch gewesen oder als würde auf Grundlage solche Verabredungen (= Dialog) nichts Gutes entstehen?

ja, ziemlich billig, hier die AfD mit dem dunkelstbraunen Peter

auszustatten, bzw. ihr die Schuld in die Schuhe zu schieben. Un untauglich zudem, nachdem unser Genosse im Schloss Bellevue, sprich der aktuelle Bundespräsident, einen Glückwunsch an die im Iran herrschende Klasse gerichtet hat. Wenn man das hat durchgehen lassen, dann besteht keine Notwendigkeit, einen Gesprächsfaden zu kappen, und sich damit auch noch zu brüsten. Willy Brandt hat sich, schon von Alter und Krankheit gezeichnet, mit Sadam Hussein an einen Tisch gesetzt, um im Irak genommenen Geiseln zu helfen. Vorbildlich, kann ich da nur sagen. Und was bieten die Unsrigen heute? Ziemlich wässrige Suppe, was hier aufgetischt wird, moralinsauer, aber das ist ja ohnehin unappetitlich- denn vor der Moral kommt das Fressen, wie wir ja alle wissen (sollten)

Grüne Krankheit

Abgesehen davon, dass eine AfD-Beteiligung immer von Übel ist, erscheint mit der Kommentar von Peter Plutarch vernünftig und zielführend.

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Nettiquette 6

Ich habe Peter Plutarch für seine(n) Kommentar(e) gelobt - was soll daran wider die Nettiquette sein?

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