Gastbeitrag von Svenja Schulze

Sozial-ökologische Transformation: Wir brauchen Zukunftsbilder, die Mut machen

Svenja Schulze17. August 2020
Stromgewinnung in der Ortschaft Gembeck in Hessen: Im Zuge des sozial-ökologischen Umbaus gibt es viele Gewinner*innen, es wird aber auch schmerzhafte Einschnitte geben. Das Entscheidende ist: Die Politik kann steuern.
Stromgewinnung in der Ortschaft Gembeck in Hessen: Im Zuge des sozial-ökologischen Umbaus gibt es viele Gewinner*innen, es wird aber auch schmerzhafte Einschnitte geben. Das Entscheidende ist: Die Politik kann steuern.
Klimawandel und Digitalisierung werden unser Leben drastisch verändern. Im Zuge des sozial-ökologischen Umbaus wird es viele Gewinner*innen, aber auch schmerzhafte Einschnitte geben. Klar ist: Wie wir in 30 Jahren leben werden, liegt vor allem an uns.

Wir stehen vor einer tiefgreifenden Transformation: Erderhitzung, schwindende biologische Vielfalt, Globalisierung und Digitalisierung werden zu umfassenden Veränderungsprozessen führen. Wie werden unsere Lebens- und Wirtschaftsweise bis Mitte des Jahrhunderts aussehen? Gestalten wir den Transformationsprozess aktiv?

Wie sieht unser Leben 2050 aus?

Im Bundesumweltministerium haben wir neun sehr konkrete Zukunftsbilder entwickelt. Sie beschreiben, wie unser Leben, unsere Wirtschaft, unsere Arbeit und unser Konsum im Jahr 2050 aussehen könnten, wenn wir das Klima konsequent schützen und die biologische Vielfalt erhalten. Diese Zukunftsbilder und mögliche Wege dahin haben wir in einer Impuls-Publikation zusammengefasst. In den nächsten Wochen und Monaten möchte ich diese breit diskutieren – mit Bürger*innen, Expert*innen und allen Interessierten.

Die entworfenen Zukunftsbilder beschreiben einen umfassenden sozialen und ökologischen Umbau. Einen Umbau, der Einkommen und Vermögen gerechter verteilt und insbesondere Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen im Blick hat.

Denn Umweltschutz ist nur dann erfolgreich, wenn er auch die sozialen Fragen beantwortet. Und soziale Gerechtigkeit gibt es nur in einer intakten Umwelt. Es ist ein Umbau, der die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft stärkt und auf Innovationen setzt. Ein Umbau, in dem wir konsequent das Ziel verfolgen, keine Treibhausgase mehr zu produzieren, und gleichzeitig unsere Tier- und Pflanzenwelt und ihre Lebensräume schützen. Damit machen wir uns weniger anfällig für künftige Krisen.

Die Politik kann und muss steuern

Die Zukunftsbilder sind optimistische, mutige Bilder eines guten Lebens im Jahr 2050. „Allround-Abos“ für Mobilitätsangebote kommen darin ebenso vor wie selbstbestimmte Arbeitszeitmodelle. Zukunftsbilder von Dörfern, die grüne Energie produzieren, bezahlbarer Wohnraum, gesunde Lebensmittel aus heimischer Landwirtschaft, Städte mit kurzen Wegen und von Insekten summende, brummende Äcker.

Dennoch sind diese Zukunftsbilder nicht rosarot. Es ist klar: Im Zuge des sozial-ökologischen Umbaus gibt es viele Gewinner*innen, es wird aber auch schmerzhafte Einschnitte geben. Das Entscheidende ist aber: Politik kann hier steuern. Das Gewinnen erleichtern, die Zahl der Gewinner*innen vergrößern, Einschnitte abmildern. Am Beispiel des Kohleausstiegs sehen wir das: Sozialdemokratische Politik behält die Menschen und Regionen im Blick und schafft konkrete Perspektiven. Die Regierung hat einen ganzen Instrumentenkoffer an politischen Maßnahmen zur Verfügung – staatliche Investitionen, Förderprogramme, Ziele, Regeln, Standards, um den Umbau zu erleichtern.

Wenn wir diese politischen Instrumente klug nutzen, dann wird es auch in 30 Jahren noch viele gute Industriearbeitsplätze in Deutschland geben. Dann werden dort zwar keine Verbrennungsmotoren mehr produziert. Aber Windräder, Elektrolyseure, Dämmstoffe und Wärmepumpen.

Wir brauchen einen starken Staat

Klar ist nur: Der Markt allein wird es nicht regeln. Wir brauchen einen starken Staat, der beim Umbau für soziale Gerechtigkeit und den Schutz der Umwelt sorgt. Ich bin überzeugt: Ein erfolgreicher Umbau kann nur in demokratischen Prozessen gelingen. Es wird um jeden Schritt hart gerungen werden, aber das gehört zur Demokratie. Ich denke, dass eine Verständigung über einzelne Schritte leichter wird, wenn das gemeinsame Ziel klarer ist.

Über dieses gemeinsame Ziel, über die vom Bundesumweltministerium entworfenen Zukunftsbilder und über die Frage, welche politischen Instrumente zum Tragen kommen sollten, wünsche ich mir einen breiten gesellschaftlichen Austausch.

Aus diesem Grund habe ich die Dialogreihe „Wir schafft Wunder – Fortschritt sozial und ökologisch gestalten“ gestartet: Ich will darüber ins Gespräch kommen, wie Fortschritt sozial und ökologisch gestaltet werden kann. Darüber diskutieren, wie der Weg aussehen kann, auf dem wir diesen Fortschritt erreichen. Mein Ziel ist es, eine breite gesellschaftliche Allianz für den sozial-ökologischen Umbau aufzubauen. Die gesamte Dialogreihe wird bis in das kommende Jahr hinein in verschiedenen Veranstaltungs- und Beteiligungsformaten stattfinden. Ich freue mich auf die Debattenbeiträge und die gemeinsame Diskussion.

Podcast „Wir schafft Wunder – Fortschritt sozial und ökologisch gestalten“

Die ersten Gespräche mit Expert*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft darüber, wie der sozial-ökologische Fortschritt gelingen kann, gibt es zum Nachhören im Podcast, auch auf Spotify, Apple iTunes, Google Podcast und Deezer.

Die insgesamt neun Zukunftsbilder gibt es zum Nachlesen auf der Homepage des Bundesumweltministeriums. Dort gibt es auch die Möglichkeit sie zu kommentieren.

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Kommentare

Verbrenner

Gut daß es solche Feindbilder gibt, denn dann brauchen wir uns nicht mit den Großen Emmitenten anlegen und auch nicht mit den Humuszerstörern in der Finanzmarktorientierten industrialisierten Landwirtschaft. (Ach ja, für Juristen, BWLer etc.: der Abbau von Humus setzt Unmengen CO2 frei). übermotorisierte resourcenfressende Batterieautos sind wahrlich keine Alternativen zum Verbrenner, und für das Recycling - ich meine nicht Downcyling - der Schrottbatterien habt ihr auch noch kein Konzept. Energie ist nicht nur Elektrizität ! Flächenversiegelung für Autobahnen kann ich mir auf dem Weg zur Arbeit (mit Verbrenner, denn ÖPNV funktioniert hier Landkreisübergreifend nicht) ansehen - LKWs müssen ja rollen, den die Bahn haben wir dank Privatisierungsplänen für den Güterverkehr ruiniert. Gute Vorsätze sind genügend ausposaunt, aber Taten, die die Lebensumstände der nichturbanen kleinen Leute berücksichtigen ??????

Den Kohleausstieg wird mit

Den Kohleausstieg wird mit allen Mitteln forciert, die Verbrenner sollen von der Straße gedrängt werden. Was ist denn aber mit der s.g. Reichenheizung, sprich Kamine, Kachelöfen und sonstige Holzverfeuerungen. Die erzeugen neben CO" auch reichlich Feinstaub geschweige denn das zu diesem Zwecke Wälder abgeholzt werden. Die privaten Dieselfahrzeuge werden angeprangert, den Luxus von molliger dreckiger Kaminwärme aber nicht.

Frage: Warum redet eigentlich

Frage: Warum redet eigentlich niemand mehr vom Drei-Liter-Auto?

Antwort: Der grüne Kapitalismus will viel Umgestaltung und Transformation haben! An vernünftigen und praktikablen Lösungen ist niemand interessiert.

Allstoffturbine ?

Es ist ja nicht einmal die reine Verbrauchszahl sondern eben auch der Treibstoff selber, der nicht hinterfragt wird. Brasilien verbrennt Alkohol als Treibstoff, jeder Bundeswehrsoldat und einige Taxifahrer wissen um die Möglichkeiten von altem Frittenfett oder sogar Verdünnerresten. Sogar eine historische Wiederbelebung des "Rotzkochers"= VW Käfer mit Holzgasanlage könnte sicherlich mal angedacht werden.
Die Elektroautos nach heutiger Technik haben immer noch das Problem das sie irgendie auch geladen werden müssen, dazu die gesammelten technischen Probleme von Li-ion (Dendriten, Ausgasung, Betriebstemperatur)oder schlimmer noch LiFePo-Akkus (LiFePo ( ca. 500 Zyklen max.) haben eine schlechtere Statistik als Blei-Gel-Batterien (ca. 600 Zyklen max.), was Ladezyklen angeht ), hier wäre z.B die solid state glass batterie zu verbessern und zu fördern.

All diese Märchenerzähler zeigen regelmäßig eine Wahrnehmungsstörung in der "schön wärs" Welt und erschreckend wenig Bezug zur technischen oder politischen Realität, geschweige denn der realen Lebenssituation der Betroffenen.

Kein Wunder das aus solchen Quellen grundsätzlich keine realistischen Konzepte oder Einschätzungen kommen.

Was soll man sagen? Die SPD

Was soll man sagen? Die SPD läßt sich von den Grünen treiben und dazu noch in die falsche Richtung!

Aber einen Kanzlerkandidaten leisten sich die Sozialdemokraten stolz wie eh und je ...

3 Liter Auto

Die haben sogar "1 und 2 Liter Motoren" seit Jahrzehnten in ihren Schubladen, besonders auch in der Firma bei der der Genosse Weil im Aufsichtsrat sitzt. Aber seien wir doch realistisch: mit sowas kriegen wir die Aktienkurse doch nicht gesteigert, und das ist es doch um was es geht.
Ich verstehe auch Frau Svenja Schulze nicht, die so einen "ökogrünen" Artikel verfassen kann, vor der direkten Realität der Zulassuing des Steinkohlekraftwerks Datteln 4.

Was sagt der VW- Aufsichtsrat, Genosse Stephan Weil, dazu ?

Wie kann es sein dass angesischts weiter verfehlter Klima- u. Umweltziele VW seelenruhig die nächste Plattform für die Verlängerung der Verbrenner Produktion über 2025 hinaus vorbereitet ? Wie ist die Rolle des Aufsichtsrates unter Stefan Weil dabei zu sehen ? Langsam wird´s oberpeinlich. Hoffentlich wird das heute Abend in der SPD-Live-Diskussion ab 19:00 angesprochen. Soviel zu Transformation der Wirtschaft und der Zukunftsfähigkeit unserer SPD !!! Derweil wurde bekannt dass offensichtlich VW auch bei der Abgasreinigung von Benziner-PKW´s betrogen hat ! Wenn unsere SPD-Vorderen und Genossin Umweltministerin Svenja Schulze da jetzt nicht reinkrätschen und für Ordnung sorgen, sehe ich schwarz für die Klima- und Umweltziele und für die Glaubwürdigkeit unserer Partei und ihrer vordersten ProtagonistInnen !!!

O Herr schmeiß Hirn...... oder doch besser Steine ?

Wie gut ein "starker" Staat flächendeckend funktionierende Wirtschaftssysteme erzeugen kann hat man in der DDR beobachten können. Wie "gut" ein "starker Staat" nicht mal seine Grundfunktionen in der aktuellen "Corona-Krise" bereitstellen kann sieht man schon daran das z.B. die Strassenverkehrsbehörden nicht einmal in der Lage sind per elektronischem Personalausweis eine simple Anmeldung umzusetzen und stattdessen ein Onlineportal zur Terminreservierung aufzwingen das nicht einmal in der Lage ist, freiwerdende Termine an Wartende zu melden. Ergebnis Stand heute: frühestmöglicher Termin zur Anmeldung eines KFz Mitte September - wenn überhaupt.

Also bevor hier ein "starker" Staat als Allheilmittel für das seit "Aufschwung" zu Ungunsten der Mehrheit der Bevölkerung mutierte Wirtschaftssystem beschworen wird sollte eben dieser Staat erstmal seine alltäglichen Grundgeschäfte effizient realisieren können.

Wie in allen Umweltfetischphantastereien so erkennt man auch hier den absoluten Mangel an jedweder technischer Sachkenntnis der Autoren aber auch wirtschaftlich gedacht muß hinterfragt werden woher nach den politisch gewollten "Corona"-Zerstörungen noch Kunden kommen sollen.

Bestellungen

Ich würde ja einkaufen, aber bitte doch auf Rechnung. Nur auf Rechnung, wenn das nicht geht, ja dann habt ihr Pech gehabt.

Doppelfehler...

...der Vergangenheit sollte unsere SPD nicht wiederholen.

Fehler 1) Industriepolitik nach alter SPD-Manier: Maximum an Produktion von Gütern verbunden mit Maximum an Arbeitszeit , Ausbeutung von Mensch u. Natur u. Zerstörung der Lebensgrundlagen.
Besser: Einstieg in die Postwachstums- und Dienstleistungsgesellschaft mit Schaffung v. Zeitwohlstand f. Zusammenhalt Gesellschaft u. Teilhabe Familienleben !

Fehler 2) Ein gewaltiger Fehler unserer SPD war es bisher, die Warnungen, Erkenntnisse, Forderungen und Vorschläge aus den Sozialwissenschaften und den Naturwissenschaften weitestgehend zu ignorieren !
Jetzt müssen wir SPD-Mitglieder darauf achten dass nicht nur diskutiert wird
(Bsp. heute 19:00 Livestream "Wirtschaft nach Corona - Bleibt alles anders?"), sondern danach die Erkenntnisse schnellstmöglich in eine zukunftweisende wissenschaftlich basierte SPD-Programmatik umgesetzt wird, die dann aber nicht erst nach der kommenden Wahl durch Regierungshandeln umgesetzt werden darf, sondern allsbald, weil wir gerade dabei sind buchstäblich aus der Kurve zu fliegen !
Nicht erst "Corona" hat uns dass doch längst gezeigt !!!