Literaturtipps

Sommerlektüre für die Ferien – was Sozialdemokraten empfehlen

Die Redaktion11. Juli 2019
Die Sommerferien stehen vor der Tür und mit ihnen auch die Reisezeit. Dafür veröffentlichen wir einige Literaturtipps von Sozial­demokratinnen und Sozialdemokraten.

Ob mit Andreas Stochs Lieblingskrimi von Petros Markaris in Griechenland, Matias Faldbakkens Roman „The Hills“ in Oslo oder dem von Ralf Stegner beschriebenen Buch „Haymatland“ von Dunja Hayali auf Deutschlandreise – mit diesen sechs Buch-Empfehlungen wird es den Sommer über nicht langweilig.

Andreas Stoch, Vorsitzender SPD Baden-Württemberg
Als begeisterter Krimileser stieß ich vor einer Griechenlandreise auf den griechischen Autor Petros Markaris. Als Sohn einer griechischen Mutter und eines armenischen Vaters 1937 in Istanbul geboren, hat der in Athen lebende Kosmopolit nicht nur Krimis geschrieben, sondern auch die Dramen Goethes und Brechts ins Griechische übersetzt. Im 2012 erschienenen Krimi „Zahltag“ klärt „sein“ Kommissar Kostas Charitos eine Mordserie an reichen Opfern auf. Der Krimi spielt im Griechenland der nationalen Finanzkrise und hinterfragt deren Ursachen. So taucht ein „nationaler Steuereintreiber“ auf, der vermeintliche Steuerhinterzieher bedroht. Wer einen Blick hinter das Griechenland der Urlaubsprospekte werfen will, macht sich mit dem souvlakiliebenden Kommissar im wirklichen Athen auf Verbrecherjagd.

Zahltag. Ein Fall für Kostas ­Charitos. Diogenes, 2014, 432 Seiten, 14 Euro. ISBN 978-3-257-24268-3

 

Sally Lisa Starken, stellv. AsF-Bundesvorsitzende
Das Buch „Ich bin eure Stimme“ von Nadia Murad ist die Lebensgeschichte der Autorin. Die heute 26-jährige Murad ist die erste Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel der Vereinten Nationen und Friedensnobelpreisträgerin. Ihre Lebensgeschichte – über ihre Verschleppung durch den IS, den Verlust ihrer Mutter und sechs Brüder an den IS, die Gewalttaten an den Jesiden – rüttelt wach und lässt über den Tellerrand hinausschauen. Ich konnte das Buch nicht mehr beiseite legen und habe ein Chaos der Gefühle erlebt. Nadia Murad ist für mich eine so starke Frau, die Vorbild für unseren Aktivismus sein kann. Eine Stimme für ihre Familie, für ihre religiöse Minderheit. Damit zeigt sie uns, wofür es sich zu kämpfen lohnt – für die Menschenrechte auf der ganzen Welt.

Nadia Murad. Ich bin Eure Stimme. Knaur HC, 2017, 392 Seiten, 9,99 Euro. ISBN 978-3-426-78945-2

 

Ralf Stegner, stellv. SPD-Vorsitzender
Meine herzliche Leseempfehlung für den Sommerurlaub ist Dunja ­Hayalis „Haymatland“, welches vergangenes Jahr im Ullstein-Verlag erschien. Hayali ist in Deutschland beheimatet – dennoch sprechen ihr Menschen aufgrund ihrer irakischen Eltern genau diese Heimat ab. In frischem, direktem Stil sinniert sie im Buch sehr klug und ohne Bitterkeit über diese Ausgrenzungserfahrungen, über menschliches Zusammenleben, über den scheinbar grenzenlosen Hass im Netz und darüber, was Heimat(en) eigentlich ausmacht. „­Haymatland“ ist mutig und macht Mut, sich dem Hass der Nationalisten entgegenzustellen und Haltung zu zeigen. Es ist ein warmherziges Buch und doch eine Streitschrift: gegen die Einfalt und für die Vielfalt.

Dunja Hayali. Haymatland. Wie wollen wir ­zusammenleben? Ullstein Verlag, 2018, 160 Seiten, 16 Euro. ISBN 978-3-550-20017-5

 

Thorsten Schäfer-Gümbel, Kommissarischer Parteivorsitzender
In diesem Jahr ist Norwegen Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Der Roman „The Hills“ des norwegischen Autors Matias Faldbakken erzählt von einem fiktiven altmodischen Restaurant in Oslo. In der Hauptrolle ein Kellner, der stolz und diskret seine Gäste bedient. Aus seiner Perspektive beschreibt Faldbakken die Szenerie des Lokals. Er seziert die Stammgäste, die durch Stil, Auftreten und Essgewohnheiten wie aus der Zeit gefallen wirken. Die Ordnung gerät ins Wanken, als eine unbekannte Frau das Lokal betritt und das zumeist männliche Establishment in Aufruhr versetzt. Das Buch ist eine wortwitzige Miniatur einer Gesellschaft auf der Suche nach Halt und Zugehörigkeit in Zeiten des Wandels. Eine unterhaltsame Lektüre für den Sommer! 

Matias Faldbakken. The Hills. Heyne Verlag, 2018, 240 Seiten, 22 Euro. ISBN 978-3-453-27190-6

 

Malu Dreyer, Kommissarische Parteivorsitzende
Als Pfälzerin ist mir die Liebe zum Wein geografisch geradezu in die Wiege gelegt worden. Mein Lebensweg hat mich dann auch gleich durch vier der rheinland-pfälzischen Weinanbaugebiete geführt: von der Südlichen Weinstraße in der Pfalz nach Rheinhessen, danach an die Nahe und schließlich an die Mosel, wo ich heute noch wohne. Das ist für mich also Grund genug, allen Leserinnen und Lesern des „vorwärts“ das unterhaltsame Buch „Kabarett Sauvignon“ ans Herz zu legen. Der Kabarettist Thomas C. Breuer reist sinnbildlich gesehen durch die Weinländer Deutschland, Schweiz, Italien, Frankreich, Australien und Kalifornien. Mit viel Wortwitz beleuchtet er auch das Verhältnis zwischen Alkohol und Politik – ein Buch wie gemacht für laue Sommerabende!

Thomas C. Breuer. Kabarett Sauvignon. INFO Verlag, 2013, 120 Seiten, 12,80 Euro. ISBN 978-3-88190-735-4

 

Dietmar Nietan, Schatzmeister der SPD
Mit naturwissenschaftlicher Genauigkeit beschreibt John Alec Baker in seinem als Tagebuch angelegten Bericht das Leben eines Wanderfalkenpaares in Ostengland. Damit ist der Plot dieses 1967 erschienenen Buches eigentlich erzählt. Langweilige Naturschilderungen? „Der Wanderfalke“ ist ein Meisterwerk, geschrieben in einer atemberaubenden Sprache. „Die schönste Prosa, die ich gelesen habe“, meint Werner Herzog. Unglaublich, wie es J.A. Baker gelingt, eine überwältigend großartige Natur mit der Schönheit der Sprache sinnlich fassbar zu machen. Dank der kongenialen Übersetzung von ­Andreas Jandl und Frank Sievers geht diese Sprachgewalt auch in der deutschen Fassung nicht verloren. Bewegend schön!

John Alec Baker. Der Wanderfalke. Übersetzung: Andreas Jandl, Frank Sievers. Erschienen 2014 in der Reihe „Naturkunden“ im Verlag Matthes und Seitz, Berlin, 218 Seiten, 30 Euro. ISBN 978-3-88221-393-5

 

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Kommentare

Sommerlektüre für die Ferien

Ergänzend zu dem von Andreas Stoch empfohlenen Buch "Zahltag" von Petros Markaris ist der von Wolfgang Schorlau geschriebene Krimi "Der große Plan" zu empfehlen, der sich ebenfalls mit der Griechenland-Krise befasst und nach dem dortigen Regierungswechsel besonders aktuell ist.

Sommerlektüre für die Ferien

Für die 'Historiker': immer noch strukturell aktuell und aufrüttelnd:

"Die offenen Adern Lateinamerikas"
Die Geschichte eines Kontinents

von Eduardo Galeano

Peter Hammer Verlag

Mit solidarischen und ökosozialistischen Grüßen
für schöne und erholsame Ferien -
ich fahre in die 'deutsche Toskana' (Kurt-Beck-Country) -
wo man den Arbeitern nicht ihre "Villen" wegnimmt, sondern lebt und leben lässt!

vorwaerts Beilage der Reiseangebote

Ich wünschte mir in den Zeiten, da wir über CO2Abgase und Umwelt verhandeln, nicht unbedingt Flugreiseangebote. Ich möchte an die Münchner Landtagswahl erinnern, als der Grünen Spitzenkandidatin ihr Flug in die USA vergeworfen wurde. Wenn wir uns für die Umwelt einsetzen, sollten wir glaubwürdig mit gutem Beispiel vorangehen. Vielleicht eine andere Reise -Beilage? Was meint Ihr dazu?
Herzliche Grüße von Renate Keusen

Reisebeilage

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