
Die deutschen Städte sehen den Kampf gegen die Corona-Pandemie noch nicht als gewonnen an. „Wir haben noch die Erfahrung des Jahres 2020 in den Knochen“, sagte der Präsident des Deutschen Städtetages Burkhard Jung nach Sitzungen von Präsidium und Hauptausschuss des Verbandes. Auch damals habe man lange gehofft, dass es keine neue Pandemiewelle geben wird.
Zwar sei „eine große Erleichterung spürbar“, weil sich die Situation in fast allen Städten entspannt habe. Doch habe man auch Sorgen aufgrund der Virus-Varianten sowie der Tatsache, dass viele Kinder und Jugendliche noch nicht geimpft werden können. Die Städte schauten aufmerksam nach Portugal, Israel und Großbritannien – dort sind die Infektionszahlen wieder stark gestiegen. „Vielleicht entscheiden wir mit unserem Verhalten jetzt im September nach der Reiserückkehr, ob Weihnachtsmärkte stattfinden“, so Jung.
Impfzentren sollen bleiben
„Wir appellieren an alle: Bitte lassen Sie sich impfen“, betonte der Städtetags-Präsident. Das sei auch eine Frage der Solidarität. Nur mit einer hohen Impfrate könne man im Wettlauf mit den neuen Virusvarianten die Nase vorn haben. Jung plädierte dafür, die Impfzentren noch über einen längeren Zeitraum zu erhalten. Denn die Impfungen müssten aufgefrischt werden – auch wenn die Wissenschaftler*innen sich bisher nicht einig seien, nach welchem Zeitraum. Beispielhaft verwies Jung auf Pflegeheime – dort seien die Bewohner*innen bereits Anfang des Jahres geimpft worden, seitdem seien auch viele neue dazugekommen.
Jung rief den Bund auf, mit Blick auf Reiserückkehrende vorausschauend zu agieren und zum Beispiel Testpflichten und Quarantäneverordnungen schnell an neue Entwicklungen anzupassen. Bei Bedarf würden die Städte auch eine Rückkehr zur Bundesnotbremse mittragen.
Schulen sollen offen bleiben
„Es ist unbedingt zu vermeiden, dass es noch einmal zu Schulschließungen kommt“, sagte Jung. „Kinder brauchen Kinder.“ Hier können die Städte auch selbst etwas leisten, indem sie die Schulgebäude pandemiegerecht herrichten. Im vergangenen Jahr häuften sich die Presseberichte über Schulen, an denen nicht ausreichend stoßgelüftet werden konnte, etwa weil sich Fenster nicht öffnen ließen. Jung sagte dazu, der Zustand der Schulen sei zwar nicht überall befriedigend. Er wisse aber von vielen Kolleg*innen, dass man sich um diese Probleme zuvörderst gekümmert habe.
Grundsätzlich gelte: Man müsse weiterhin lüften, Abstands- und Hygieneregeln einhalten und testen. In Einzelfällen könne auch der Einbau von Luftreinigungsanlagen Sinn machen. Mobile Luftreiniger hält der Städtetag dagegen für ungeeignet: Sie seien laut und wenig effektiv.
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