Nationaler Aktionsplan vorgestellt

So will Innenministerin Nancy Faeser den Rechtsextremismus bekämpfen

Jonas Jordan15. März 2022
Der zivilgesellschaftliche Widerstand gegen Rechtextremismus soll gestärkt werden: Sichtbar wird er zum Beispiel hier am 13. Februar 2022 in München bei einer Demonstration gegen die AfD.
Der zivilgesellschaftliche Widerstand gegen Rechtextremismus soll gestärkt werden: Sichtbar wird er zum Beispiel hier am 13. Februar 2022 in München bei einer Demonstration gegen die AfD.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser will rechte Netzwerke zerschlagen, rechte Hetze im Internet beenden und Rechtsextremist*innen entwaffnen. Doch die Ministerin plant in ihrem Nationalen Aktionsplan noch mehr.

Die größte extremistische Bedrohung für die Demokratie in Deutschland ist der Rechtsextremismus – diese Position hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach deutlich gemacht und bereits in ihrer Antrittsrede im Bundestag angekündigt, bis Ostern einen Aktionsplan zur Bekämpfung des Rechtsextremismus vorlegen zu wollen. Bis Ostern sind es noch ein paar Wochen hin, doch die SPD-Politikerin stellte ihren Plan schon am 15. März in der Bundespressekonferenz vor. „Ich lasse meinen Worten Taten folgen und setze ganz konkret um, was ich angekündigt habe“, sagte Faeser.

Mit dabei waren nicht nur BKA-Chef Holger Münch und Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang, sondern auch der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger. Ein klares Signal, dass Faeser mit ihrem Aktionsplan nicht nur die akute Bekämpfung des Rechtsextremismus, sondern auch präventive Bildungsarbeit in den Fokus nimmt. Faeser nahm gleichzeitig Bezug auf die aktuelle Bedrohungslage durch den russischen Einmarsch in der Ukraine. Umso wichtiger sei es, gerade jetzt den inneren Frieden in Deutschland zu stärken. 

Stärker gegen rechte Hetze im Netz

Denn klar sei: „Rechtsextremisten missbrauchen jede Krise für ihre menschenverachtende Hetze und für den Versuch, Menschen gegeneinander auszuspielen, die Gesellschaft zu destabilisieren und ihren Rassismus zu verbreiten.“ Dem will Faeser begegnen, beispielsweise durch eine konsequente Zerschlagung rechter Netzwerke und die Entwaffnung von Rechtsextremist*innen. Etwa 1.500 von ihnen verfügen aktuell über einen Waffenschein, führte Haldenwang aus und machte deeutlich: „Das ist zu viel.“

Auch soll rechte Hetze im Internet konsequent bekämpft werden. „Dass wir das können, haben wir mit unserem konsequenten Vorgehen gegen Telegram schon gezeigt“, sagte Faeser. BKA-Chef Münch wies in diesem Kontext auf die geplante Einrichtung einer zentralen Meldestelle für strafbare Inhalte im Internet hin. Er sagte: „Hass und Hetze bereiten den Boden für physische Gewalttaten.“ Bundesinnenministerin Faeser bekräftigte zudem ihr Vorhaben, Verfassungsfeind*innen künftig schneller aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen: „Wer den Staat ablehnt, kann ihm nicht dienen.“ Auch Haldenwang betonte: „Rechtsextremisten haben keinen Platz im öffentlichen Dienst.“ 

Kommunalpolitiker*innen besser schützen

Ein wichtiges Anliegen ist der Ministerin der Schutz von Kommunalpolitiker*innen. Die Zahl der tätlichen Übergriffe auf diese habe sich in den vergangenen Jahren verdreifacht. „Das zeigt eine Verrohung und Verachtung von Staat und Demokratie“, sagte Faeser. Um solchen Übergriffen präventiv zu begegnen, soll zudem die politische Bildungsarbeit intensiviert werden. Das Programm „Miteinander Reden“ der Bundeszentrale für politische Bildung, um die politische Debatte über Rechtsextremismus zu fördern, kündigte deren Präsident Thomas Krüger an.

Auch sollen Träger der politischen Bildung und deren Arbeit in der Fläche ebenso gestärkt werden wie die Vermittlung von Medienkompetenz. „Es kommt nicht nur auf technische Bedienhilfen an, sondern vor allem auf die kritische Reflexion, was in den sozialen Medien passiert. Wir stellen uns diesen Herausforderungen“, sagte Krüger. 

Aktionsplan gegen Rechtsextremismus

Diese zehn Punkte enthält der von Nancy Faeser am Dienstag vorgestellte Aktionsplan:

1.) Rechtsextreme Netzwerke zerschlagen

2.) Rechtsextremist*innen konsequent entwaffnen

3.) Hetze im Internet ganzheitlich bekämpfen

4.) Verfassungsfeind*innen aus dem öffentlichen Dienst entfernen

5.) Verschwörungsideologien entkräften – Radikalisierung vorbeugen

6.) Prävention gegen Extremismus – demokratische Streitkultur fördern

7.) Politische Bildung im Kampf gegen Rechtsextremismus stärken

8.) Medienkompetenz im Umgang mit Desinformation, Verschwörungsideologien und Radikalisierung stärken

9.) Schutz von Mandatsträger*innen

10.) Opfer von Rechtsextremismus nicht allein lassen

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Kommentare

ja, das macht sich ganz ordentlich aus, wenn auch

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ich will es gerne versuchen..

Die IM wird ihrem Amt in hervorragender Art und Weise gerecht, und der Artikel bringt dies herausragend zur Geltung . Nun gilt es, dem Rechtsextremismus den Garaus zu machen, der Handlungsplan ist ja nun da, da kann es losgehen und wird auch gelingen.
Sobald dies vollzogen ist, kann dann ja auch auf weitere Formen des Extremismus eingewirkt werden. Die sind zwar marginal, aber wenn erst der Rechtsextremismus weg und in der Bedeutungslosigkeit angelangt ist, dann steigt ja relativ die Bedeutung der anderen Extremismen.

Zehn Punkte im Kampf gegen Rechtsextremismus

Ich hoffe, dass Nancy Faeser mit ihrem Aktionsplan eine sehr breite Unterstützung sowohl von den Ampel-Parteien wie auch von den Unionsparteien und den Linken erhält.

Nur durch gemeinsames Handeln kann dem Rechtsextremismus Einhalt geboten werden. Die Fehlentwickungen in der Weimarer Republik (wie auch die Zustimmung einiger Parteien zum Ermächtigungsgesetz) sollten ein mahnendes Beispiel sein!

bitte , der Vollständigkeit halber-

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Ein bisschen zu sehr auf einen Punkt fokussiert

So sehr Rechtsextremismus gefaehrlich und abstossend ist, so sehr sind es andere Formen des Extremismus - politischer Islam, wieder mal die unkontrollierte Zuwanderung von wahrscheinlich nicht verfassungstreuen Afrikanern und Arabern im Zuge des Ukraine Krieges mit Asylmissbrauch und daraus folgender (Clan)-Kriminalitaet, gewaltbereiter Linksextremismus, viele "Putinfreunde" unter in Deutschland lebenden Russen mit dem Potential einer 5. Kolonne, "Letzte Generation" und Klimaextremisten .... die Gesellschaft wird immer heterogener und die Menschen immer unduldsamer gegenueber den Mitmenschen. Ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz ist notwendig und nicht eine singulaere Fokussierung auf Rechtsextreme. Leider hat die Frau Innenministerien offenbar eine recht ideologisch eingeschraenkte Sichtweise. Im uebrigen habe ich sie mitgewaehlt, nicht dass Sie denken ich sei von der AFD - beileibe nicht - aber ueberlegt hatte ich schon, denn die Merkelgetreuen waren ja beim besten Willen nie fuer mich waehlbar und mir gehen langsam die Moeglichkeiten aus durch Wahlen noch in meinem Sinne an der Demokratie teilzunehmen. Schade, dass ich kein Schweizer bin - die haben das bessere System.

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