Klimaschutz

So antwortet die SPD auf die Kritik der Youtuber

Kai Doering24. Mai 2019
Wir wollen den Dialog: Kevin Kühnert, Tiemo Wölken und Lars Klingbeil antworten auf die Kritik von 80 Youtubern und machen ein Gesprächsangebot.
Wir wollen den Dialog: Kevin Kühnert, Tiemo Wölken und Lars Klingbeil antworten auf die Kritik von 80 Youtubern und machen ein Gesprächsangebot.
In einem Video rufen mehr als 80 Youtuber zu einem Boykott von CDU, CSU und SPD bei der Europawahl auf. Als Grund nennen sie die Klimapolitik der Bundesregierung. Lars Klingbeil, Kevin Kühnert und Tiemo Wölken antworten darauf – und machen ein Angebot.

Das Video ist nicht einmal drei Minuten lang, doch es hat es in sich. In einer am Freitag veröffentlichten Botschaft rufen mehr als 80 Youtuber dazu auf, bei der Europawahl weder CDU, CSU noch die SPD zu wählen. Als Grund nennen sie die Klimapolitik der Bundesregierung, „die so wenig im Sinne von Logik und der Wissenschaft handelt und nach dem wissenschaftlichen Konsens mit ihrem Kurs unsere Zukunft zerstört“.

Lars Klingbeil macht Youtubern ein Gesprächsangebot

Mit einem eigenen Video halten SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, Juso-Chef Kevin Kühnert und Europaparlamentarier Tiemo Wölken nun dagegen. Er nehme die Kritik der Youtuber sehr ernst, betont Klingbeil in dem fünfeinhalb Minuten langen Clip. „Wir wollen den Dialog mit euch und reden über eure inhaltliche Kritik“, sagt er. Allerdings wolle er auch „Dinge richtigstellen“.

Gerade beim Thema Klimaschutz fechte die SPD große Konflikte mit CDU und CSU aus. Für die SPD sei die Verabschiedung eines Klimaschutzgesetzes eines der wichtigsten Vorhaben der Legislatur. In der Union würden jedoch viele bremsen. Unterstützung von der Straße könne helfen, die Blockade aufzubrechen. „Lasst uns in den Dialog kommen“, fordert Klingbeil die Youtuber auf.

Kevin Kühnert: „Ihr habt uns an eurer Seite.“

Auch Juso-Chef Kevin Kühnert streckt in dem Video die Hand aus. „Wir brauchen nicht miteinander darüber zu streiten, dass der Klimawandel die wahrscheinlich größte Herausforderung ist, vor der wir stehen“, sagt Kühnert. Für gesellschaftliche Veränderungen brauche es aber immer Mehrheiten. Deshalb gelte es, diejenigen zu überzeugen, für die der Kampf gegen den Klimawandel bisher nicht so wichtig sei. „Ihr habt uns an eurer Seite“, verspricht Kühnert.

Tiemo Wölken schließlich sagt, warum es bei aller Kritik sinnvoll ist, bei der Europawahl die SPD zu wählen. „Die Bekämpfung des Klimawandels kann nur gelingen, wenn wir den Wandel auch in der Arbeitswelt sozial gerecht gestalten“, ist Wölken überzeugt. Deshalb habe die SPD in ihr Europa-Wahlprogramm die Forderung nach Einführung einer CO2-Steuer aufgenommen. „Klimaschutz ist eine soziale Frage“, so Wölken.

Dafür sei die Europawahl besonders wichtig, da hier Standards gesetzt würden, die die Mitgliedsländer umsetzen müssten. „Wenn sich die Union auf nationaler Ebene gegen ein Klimaschutzgesetz sperrt, müssen wir auf europäischer Ebene die Standards setzen, um CDU und CSU zum Jagen zu tragen.“

weiterführender Artikel

Kommentare

Gespräch Rezo Statement

Werte Herrn Sie haben in den Jahren nicht wirklich versucht ins Gespräch zu kommen.Per Netzwerk versuch mit Herrn Kühnert ins Gespräch zu kommen, sowie Lars Klingbeil. Herr Wölfe null Reaktion auf eine Antwort, so kann Demokratie nicht funktionieren, Danke wenn eine Antwort kommen sollte.

Digitale Inkompetenz und Ignoranz

Betrachtet man lediglich die Art - der Beschränkung - der digitalen Kommunikation auf der Seite vom "vorwärts", dann lernt man sehr viel über "Wollen" und "Können".

Man möchte Ansprechpartner für digitale Themen sein. Schafft es aber nicht, die Begrenzung der Anzahl der Zeichen aufzuheben Und man schafft es nicht, die zeitliche Begrenzung aufzuheben, wie lange man zu Themen etwas schreiben kann.

Das ist digitale Inkompetenz.

Das ganze kann man auf der Seite der SPD, bei den Jusos und den einzelnen Landesgruppierungen ebenfalls nachvollziehen.

Sofern man die Frechheit hat, per eMail einen Politiker der SPD anzusprechen, kann man sicher sein, dass man keine Antwort erhält.

Da wirkt die Forderung von Mass nach mehr digitaler Kompetenz im Jahr 2019 !!!!! einfach absurd und unglaubwürdig.

Zumal Leute mit entsprechender Kompetenz für die Themen nicht besonders gerne in der SPD gesehen sind und eher ausgegrenzt werden.

https://www.deutschlandfunk.de/nach-youtube-kritik-maas-spd-fuer-mehr-di...

Bewusste Entscheidung

Es ist sehr freundlich, dass Sie uns Inkompetenz unterstellen, aber seien Sie versichert: Wir haben uns sowohl für die zeitliche als auch die räumliche Begrenzung unserer Kommentarfunktion auf 1200 Zeichen sehr bewusst entschieden! Wir sind fest davon überzeugt, dass in 1200 Zeichen alles Wesentliche gesagt werden kann und ein Kommentar zeitlich recht nah am Erscheinen des Artikels abgebegen werden sollte. Sie schaffen das auch – da sind wir uns ganz sicher!

Sie irren

Die zeitliche Begrenzung ist dann verständlich wenn ein Thema nicht mehr auf der Agenda steht. Das trifft aber für viele Themen nicht zu und es gibt durchaus sinnvolle Anmerkungen, die sich - auch durch neue Ereignisse - ergeben.

Nehmen wir beispielsweise die Einsetzung einer Historiker Kommission im Umfeld des Parteivorstands. Ein Thema, dass auch perspektivisch nicht mit der Einsetzung erledigt ist. Durch die zeitliche Befristung entscheidet die Technik, wann das Thema nicht mehr in einem der wichtigsten theoretischen Organe der SPD diskutiert werden darf. Ich hätte durchaus Anmerkungen zu dem Thema gehabt, nicht zuletzt, weil ich häufig in sozialen Medien die aktuelle und historische Position der SPD verteidige.

Wenn das also eine bewußte Entscheidung ist, der Technik die Möglichkeit zur Zensur zukünftiger konstruktiver Beiträge zu übertragen, dann wirkt der Hinweis von Heiko Maas, dass die digitale Kommunikation nicht ernst genommen wird in der SPD leicht absurd.

So schirmt man sich von einem Dialog ab, weil er verhindert wird. Und das mögen Sie benennen wie Sie wollen, der Fakt als solche bleibt.

Und noch eine Ergänzung

Sollten Sie hin und wieder Aufsätze zur Politikverdrossenheit lesen, dann werden Sie die "Verstopfung" der Kommunikationskanäle als ein Grund genannt bekommen. "Rezo" hat das aufgegriffen und die CDU dafür kritisiert und "70 youtuber" sind dem gefolgt und kritisieren die etablierten Parteien unter anderem für ihre digitale Unfähigkeit, einen Diskurs zu initiieren.

Anderes Beispiel: Kevin Kühnert denkt laut über die Eigentumsstruktur bei BMW nach. Diese berechtigte Diskussion trifft in der medialen Öffentlichkeit auf Unverständnis. Warum? Auch, weil es keine Plattform mehr gibt, die sich SPD-nah als theoretisches Diskussionsforum begreift. Weder die Seite der Jusos noch die der SPD bieten den Genossen die Möglichkeiten konträre Standpunkte zu argumentieren. Und das zieht sich bis auf die Kreisverbände durch.

Deswegen hat die technische Beschränkung - wie auch beim vorwärts - ein System und dieses System der Diskursverweigerung hat sich bereits gegen die SPD und die anderen großen Parteien gewendet. Und das zeigt sich auch in der mangelnden Diskussionsbereitschaft zu vielen Beiträgen auf der vorwärts-Seite.

Und ja, ich schaffe es, die Einschränkungen zu akzeptieren.

Debattenportal

Mit dem Begriff "Zensur" wäre ich sehr vorsichtig. Die Länge der Kommentare auf unserer Seite zu begrenzen ebenso wie die zeitliche Möglichkeit, sie abzugeben, fällt jedenfalls nicht darunter. Derartige Unterstellungen verbitten wir uns!
Den Vorwurf der "Diskursvwerweigerung" können wir nicht nachvollziehen. vorwärts.de versteht sich als Debattenportal, in dem viele Meinungen zu Wort kommen. Allein die Tatsache, dass es eine Kommentarfunktion gibt, zeigt, dass Ihre Unterstellung haltlos.

Bitte um Entschuldigung

Es tut mir leid, wenn Sie konstruktive - auch harte - Kritik eher als persönliche Beleidigung begreifen. Das war sicherlich nicht intendiert. Und seien Sie versichert, Ihr Engagement und Ihre Redlichkeit war von mir zu keiner Zeit in Zweifel gezogen worden.

Dennoch bleibt für mich die Erkenntnis, dass nicht der Versuch unternommen worden ist, immanent meine Kritik auf ihre Relevanz zu überprüfen. Und meine Argumente in der Summe nicht Ernst genommen werden. Es geht hier nicht um Rechthaberei, sondern um die Frage wie die SPD die politische Agenda wieder dominieren kann.

Deshalb, machen Sie sich doch mal selber den "Spass" und suchen mal nach Diskursen, über die die SPD die Meinungsführerschaft wieder gewinnen könnte. Dann lesen Sie doch mal - vielleicht erneut - Noelle-Neumanns "Schweigespirale" und fragen, warum der "Genosse Trend" so vehement gegen die SPD läuft.

Und dann fragen Sie sich doch auch mal, warum viele aus der "SPD-Parteielite" so lustlos den Dialog in den sozialen Medien nicht suchen und warum die Parteibasis selten sich in den sozialen Medien für genuine SPD-Themen und Werte einsetzt. Und damit der Dominanz von AfD-Anhängern widersprechen könnten.

Debatte ist ausdrücklich erwünscht

Keine Sorge, als persönliche Beleidigung fassen wir Ihre Vorwürfe sicher nicht auf. Aber es wäre schön und der Sache dienlich, wenn Sie aus Begriffe wie "Zensur" verzichten würden. Inhaltlich wollen wir Ihnen ja gar nicht widersprechen, aber Sie sollten nicht Seiten der SPD und unser Internetangebot in einen Topf werfen. Uns ist an Austausch und Debatte wirklich sehr gelegen.

Schon wieder leere Versprechungen ?

Schon erstaunlich das die "CO2-Steuer" so vorangetragen wird. Das zeigt den üblichen Mangel an Verständnis für die Wähler, die bereits unter zielfernen und dysfunktionalen "Umweltabgaben" zu leiden haben während die größten Umweltsünder von eben jenen "Umwelt"auflagen verschont bleiben.

Dummerweise weisen auch die bereits existierenden CO2-Zertifikate erhebliches Mißbrauchspotential auf, analog zu jedem "Cum"-Steuerbetrug ist das grundsätzliche Übel das Erstattungen nie gezahlter Abgaben effektiv eingefordert werden können.
Hunderte Juristen in der Politik kriegen es nicht hin,das nur erstattet wird was auch bezahlt wurde.

Beim Thema "sozial gerechte Arbeitswelt" muß die SPD erst einmal zeigen, das sie in irgend einer Weise willig und sachkompetent ist, da gibts Defizite !

Generell ist der Weg der "Youtuber" genau der richtige, auch die einseitge Kommunikation ist richtig.
So kann die Politik mal selber erleben wie es ist wenn man keine Diskussion zuläßt sondern einseitig mit Sichtweisen zugekleistert wird.
Ich würde "Diskussionen" mit Politikern noch 3 Jahre lang konsequent verweigern, oder wahlweise so lange bis der Elfenbeinturm endlich Einsicht zeigt.

Mehr als peiinlich...

.. ist die Anbiederung der SPD/Alt-Lobbytruppe an die junge Generation die (endlich!!!) mehr als zu Recht ein Umsteuern in der Klima- und Umweltpolitik einfordert. Für alle SPD-Vorderen die es noch immer nicht begriffen haben:
Deser Protest auf der Strasse und im Netz schließt selbstverständlich auch eine gnadenlos verfehlte Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik basierend auf neoliberalen Prinzipien wo Reichtum belohnt wird aber nicht Arbeit und der rücksichtslose Egozentrismus beschworen wird, mit ein !!! Es gibt auch nicht mehr viel zu reden !!! Ihr habt einmal inhaltliche und damit, das dürfte wohl selbstverständlich sein, auch die passende personelle Erneuerung versprochen !!! Und die kann nur links und abseits der neoliberalen "Mitte" liegen. Rechts gibt es nur Protest - wir brauchen jetzt Konzepte und Umsetzung links der Mitte !!! Macht endlich Platz !!!