Politiker hätten die Banken groß und mächtig gemacht, sagt Susanne Schmidt. Die Ex-Bankerin fordert: Jetzt muss die Politik das Rad mutig zurückdrehen. Über ihr Buch „Das Gesetz der Krise“ sprach sie am Freitag mit Ex-Justizministerin Brigitte Zypries.
Im Herbst 2008 habe sie Angst gehabt, sagt Susanne Schmidt. „Das waren sehr haarige Zeiten.“ Damals drohte das Bankensystem zusammenzubrechen. Dank staatlicher Rettungsmaßnahmen ging es noch einmal glimpflich aus. Doch nun fordert Schmidt, selbst einst Bankerin und Tochter von Helmut Schmidt, Konsequenzen.
Politiker hätten den Finanzmarkt seit den 1980er Jahren immer stärker dereguliert und liberalisiert, erklärt sie am vorwärts-Stand auf der Frankfurter Buchmesse. „Die Banker wurden hofiert und bekamen immer mehr Gewicht.“ Nun sei es schwierig, diese Entwicklung wieder zurückzudrehen.
Lobbyisten machen Druck
Natürlich würden die Bankenlobbyisten Druck auf die Politik machen, um Regulierungen zu verhindern, stimmt ihr die SPD-Politikerin Brigitte Zypries zu. „Wir sollten aber nicht so ängstlich sein.“ Keiner wisse, ob die Banken ihre Geschäfte und Arbeitsplätze wirklich wie angekündigt ins Ausland verlagern, wenn die Politik strengere Regeln aufstellt. Man müsse es einfach mal darauf anlegen.
Einen Grund, weshalb die Politik lange eine bankenfreundliche Politik gemacht habe, sieht Susanne Schmidt im mangelhaften Fachwissen der Politiker. Sie müssten sich mehr beraten lassen, fordert sie. Nicht nur durch die Banken, sondern zum Beispiel auch durch Wissenschaftler. „Aber auch die Wissenschaftler sind sich nicht einig, was die richtigen Maßnahmen gegen die Krise sind“, hält ihr Zypries entgegen. „Das stimmt“, sagt Schmidt. Die Wirtschaftswissenschaft habe sich in den vergangenen Jahren nicht mit Ruhm bekleckert.
Was Schmidt als Politikerin tun würde, stellt sie in wenigen Sätzen klar. Sie sieht vor allem zwei Probleme: Erstens seien einige Institute „too big to fail“, also zu groß und bedeutend, um sie pleitegehen zu lassen. Zweitens würden die Banker in diesen Instituten in Versuchung geführt, besonders große Risiken einzugehen. Sie wüssten ja, dass sie im Notfall mit Steuergeldern gerettet würden, also durch den Staat „versichert“ seien.
Schmidt: „Banken aufspalten!“
Daraus folgt für Schmidt: Große Banken müssten kleiner werden. „Wir müssen sie aufspalten“, fordert sie. Zum Beispiel durch die Trennung in Investment- und Geschäftsbanken. Außerdem müssten die Banken ihr Eigenkapital erhöhen, und zwar deutlich: um das Doppelte bis Dreifache. Darüber hinaus könne die Politik riskante Geschäfte gezielt unrentabel machen – zum Beispiel durch eine Finanztransaktionssteuer. Dass hier nun neun EU-Staaten vorpreschen und sie im Alleingang einführen wollen – darunter Deutschland – findet sie richtig. „Man kann ja nicht sagen, entweder die ganze Welt führt die Steuer ein oder keiner. Einer muss anfangen.“
Dass ihre Vorschläge das Wirtschaftswachstum bremsen könnten, nimmt Susanne Schmidt in Kauf. „Es ist besser, mit gedämpftem Wachstum zu leben als unter dem Damoklesschwert der nächsten Finanzkrise.“
Info: Susanne Schmidt: „Das Gesetz der Krise. Wir die Banken die Politik regieren.“ Droemer Verlag 2012, 240 Seiten, 19,99 Euro, ISBN: 3-426-27600-3.