Abschied zum 1. November

Sigmar Gabriel zieht sich aus Bundespolitik zurück

Benedikt Dittrich27. September 2019
Sigmar Gabriel bei einer Pressekonferenz im März 2019.
Ministerpräsident, Parteivorsitzender, Vizekanzler, Umweltminister - die Liste der Ämter, die Sigmar Gabriel im Laufe seiner politischen Karriere übernommen hat, ist lang. Aus der Bundespolitik will sich der Niedersachse nun aber zurück ziehen - kurz nach seinem 60. Geburtstag.

Sigmar Gabriel gibt sein Bundestagsmandat ab. Per Video - es ist rund 90 Sekunden lang - verabschiedet er sich von Genossen und Wegbegleitern. „Ich bin vor ein paar Tagen 60 Jahre alt geworden und rund um diesen Geburtstag habe ich mich natürlich gefragt: Wie ist das so mit der letzten Runde, die man so dreht in seinem Leben?“ Eine seiner Antworten darauf: Er wird sein Bundestagsmandat im November aufgeben, als Abgeordneter aus der Politik ausscheiden. „Um nochmal die Chance zu nutzen, mit 60 ein paar neue Dinge zu machen, die man wahrscheinlich mit 63,64,65 nicht mehr machen könnte.“

Er bittet um Verständnis für seine Entscheidung, verspricht aber auch, dass er mit seinen ehemaligen MItstreitern weiter in Kontakt bleiben werde. Ebenso lobt er auch seine ehemaligen Mitarbeiter, Helfer und nicht zuletzt die vielen Wählerinnen und Wähler, die ihn in den vergangenen Jahren immer wieder gewählt haben. Seinen Abschied hatte er zuerst in einem persönlichen Brief an Freunde und Weggefährten erklärt und erst im Anschluss in den Medien publik gemacht. Später wurde der Brief auch auf seiner Internetseite veröffentlicht.

Von „Siggy Pop“ bis zum Vize-Kanzler

Neben seinen Ministerposten – Gabriel war unter anderem Wirtschaftsminister und Außenminister sowie niedersächsischer Ministerpräsident – war der Goslarer auch acht Jahre Bundesvorsitzender der SPD. Dem Bundestag gehört er seit 2005 an, gewann seinen Wahlkreis Wolfenbüttel, Salzgitter und Vorharz seitdem immer direkt. Seit Juni ist er zudem Vorsitzender der Atlantik-Brücke. Als Parteivorsitzender ließ er 2013 erstmals alle Parteimitglieder über den Koalitionsvertrag mit der Union abstimmen.

Zu seiner politischen Laufbahn gehört auch sein Spitzname „Siggy Pop“: Gabriel war, nach seinem Ausscheiden als Ministerpräsident NIedersachsens 2003, zwischenzeitlich SPD-Beauftragter in Sachen Popkultur und Popdiskur. Ein Amt, das ihm besagten Spitznamen einbrachte.

So verabschiedete sich Sigmar Gabriel im Netz:

 

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Kommentare

Ein paar kleine Details vergessen ?

Das der Herr Gabriel sich dann in Vollzeit seiner Tätigkeit in der "Atlantikbrücke" widmen möchte und in den letzten Monaten mehrfach darauf angesprochen wurde das er bei seinen ganzen Nebentätigkeiten seinen Verpflichtungen als Bundestagsabgeordneter eher nicht so umfangreich nachkommen könnte wird im Artikel nicht erwähnt.

Normalerweise würde ich zum erwartbaren Stimmenplus jetzt beglückwünschen aber der "endlich ist der weg"-Effekt wird durch das sogenannte "Klimapaket" mit Sicherheit mehr als ausgeglichen.

Sigmar Gabriel

Vor 1 1/2 Jahren wollte er sich seiner Tochter widmen ! Jaja er hatte mehrer Ministerämter und was hier allerdings fehlt sind seine Verdienste um die Wahlerfolge der SPD, sein Eintreten für alle GroKos der letzten 15 Jahre, seine konsequente Befürwortung von TTIP und CETA sowie anderer Freihandelsabkommen, und nicht zuletzt seine Förderung der Umwandlung von Mais in Biogas.
Der Beitrag informiert auch garnicht darüber was der Siggi jetzt in Zukunft macht - er ist doch erst 60.

Sigmar Gabriel

Um Gabriels Zukunft müssen wir uns sicher keine Sorge machen.

Die Konzerne, die durch sein vehementes Eintreten für die Freihandelsabkommen profitieren, werden sich sicher dankbar erweisen, im Zweifel wird ihn die Atlantik-Brücke auch nicht im Regen stehen lassen.

Schließlich winken noch satte Ruhegehälter von seinen Ämtern als Ministerpräsident, Bundesminister und Abgeordneter, für die unsereins noch zig Jahre arbeiten müsste.

Mit Sicherheit wird der

Mit Sicherheit wird der Genosse Gabriel nicht darben. Unser SPD-Minister Heil will allerdings in die lohnbezogene Rentenentwicklung eingreifen. Aufgrund der Lohnentwicklung könnte es in 2020 zu einer ungewöhnlichen hohen Rentenenpassung kommen. Das will er ausbremsen. Darüber sollte auch gesprochen werden.

Gabriel

Und wer bedauert sein Ausscheiden? Wohl kaum jemand, denn er hat schon längere Zeit stets durch Abwesenheit geglänzt.

Als Wirtschaftsminister hat er sich als Fürsprecher der einseitig konzern-freundlichen Freihandelsabkommen TTiP und Ceta hervorgetan, hat, ob wohl die Chance einer rot-rot-grünen Koalition bestanden hätte, in der wichtige SPD-Forderungen wie die Vermögenssteuer, die Abschaffung der sachgrundlosen Befristungen u.v.a.m. hätten durchgesetzt werdne können, lieber die Rolle des Juniorpartners unter Merkel, Seehofer, Schäuble und Dobrindt, die für Austerität, Privatisierungen, Klimaverschlechterungen etc. stehen, gewählt.

Auch war er für seine Schaukelpolitik, heute so, morgen das Gegenteil, bekannt.

Großer Dank !

Aus diesem Grunde bedanke ich mich nochmals bei allen die mit mir (kurz vor Gabriels Abgesang) in Leipzig gegen seine büergerferne, großkonzernfreundliche und wenig nachhaltige Politik auf der Strasse waren. Wir konnten nicht die nächste Groko verhindern, aber haben dazu beigetragen dass solch inkonsistenter Politikstil in der SPD hoffentlich keine Chance mehr.hat.
.Wobei ich bei einer Fortsetzung der Grokopolitik unter Vizekanzler Scholz diesbezüglich größte Bedenken habe. Unsere SPD würde wohl unaufhörlich in´s Bodenlose stürzen !