Opel retten mit Staatsbeteiligung

„Selber einsteigen!“

Dietrich Jörn Weder05. Mai 2009

Wenn unser Staat den Rüsselsheimer Autobauer retten will, dann muss er dies in eigener Verantwortung und auf eigene Rechnung tun. Er muss bei Opel bestimmender oder mindestens mitbestimmender
Teilhaber werden und es für eine Weile bleiben. Stattdessen verhandelt er zeitraubend mit Kaufinteressenten, die sich mit dem Einstieg bei Opel in erster Linie selber ein stützendes Bein
verschaffen wollen. Was gewinnen die Rüsselsheimer, wenn sie aus der Vormundschaft Detroits entlassen werden und dafür unter die Fuchtel von Fiat kommen? Will sich der österreichisch-kanadische
Teilehersteller Magna mit einem Opelanteil in erster Linie nur einen Abnehmer erhalten? Noch undurchsichtiger sind die finanziellen Verhältnisse und Motive der angeblich kaufwilligen Russen.

Besser Teilhaber als Bürge

Alle an Opel interessierten Firmen gehen davon aus, dass der deutsche Staat ihren Einstieg mit einer Milliarden-Bürgschaft unterstützt. Ist Opel gleichwohl nicht zu halten, ist diese
Bürgschaft ebenso verloren wie ein gleich werter Unternehmensanteil. Mit diesem ließen sich die bedrohten Arbeitsplätze und das finanzielle Engagement des Staates aber leichter sichern. Ich
fürchte, der Bund lässt sich auf eine Beteiligung an Opel hauptsächlich deshalb nicht ein, weil er den wahrscheinlich unvermeidlichen Abbau von Arbeitsplätzen nicht unmittelbar mitvertreten will.
Diese undankbare Aufgabe soll anderen zufallen.

Bisher werden freilich alle diese Rechnungen ohne den Wirt, die amerikanische Muttergesellschaft General Motors, gemacht. Denn es ist nach wie vor nicht geklärt, ob und zu welchem Preis GM
von ihren Anteilen an ihrer europäischen Tochter lassen wird. Somit ist auch offen, ob diese Bedingungen den Interessenten schmecken werden.

Fiat eine Chance geben!

Gibt Detroit Opel unter akzeptablen Bedingungen frei, dann spricht mehr dafür als dagegen, den Italienern eine Minderheitsbeteiligung an Opel einzuräumen. Diese könnten sie aufstocken, wenn
sich die Zusammenarbeit zwischen Rüsselsheim und Turin trotz früherer unguter Erfahrungen der Opelaner mit diesem Partner als fruchtbar erweist. Schließlich hat Fiat im Bauen von Autos und der
Überwindung von Krisen eine lange Erfahrung. Bis sich der Nebel, der zur Zeit über der gesamten Automobilindustrie liegt, gelichtet hat, sollte der Bund bei Opel selbst einen Fuß in der Tür
behalten.

SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier verlangt mit gutem Recht von allen Investoren, dass sie alle Standorte und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten. Doch welcher Investor will und
kann für derartige Zusagen geradestehen, ohne dass er dafür entsprechend mehr Geld aus der deutschen Staatskasse verlangt? Die Turiner Autobauer sagen ehrlicher Weise schon jetzt, dass sie nur
drei der vier deutschen Opel-Werke weiterbetreiben wollen. Ideale Partner sehen anders aus, aber die müssten sich erst noch melden.

Ob nun Fiat oder Magna, keiner von beiden wird gegen den Markt alle Mitarbeiter und Standorte halten können. Alle Versprechen dieser Art werden schnell im Wind der Krise verwehen. Auch die
Opel-Mitarbeiter sollten ihnen nicht trauen. Eine Staatsbeteiligung dagegen vermittelt Vertrauen, dass man auf die Zukunft der Marke Opel setzen darf.

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